Die Deutschlehrerin : Roman

Taschler, Judith W., 2013
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-85452-692-6
Verfasser Taschler, Judith W. Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Belletristische Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Entführung, Sohn, Wiederbegegnung, Deutschlehrerin, Jugendliebe, Jugendbuchautor
Verlag Picus-Verl.
Ort Wien
Jahr 2013
Umfang 222 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Judith W. Taschler
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Die Deutschlehrerin : Roman / von Judith W. Taschler


Mathildas große Liebe, Xaver, hat sie verlassen. Eines Tages, einfach so, hat er alle seine Sachen gepackt und ist grußlos verschwunden. Mathilda erleidet einen Nervenzusammenbruch und erholt sich nur langsam, da das Rätsel um Xavers Motive sie nicht loslässt.
Nach über sechzehn Jahren scheint sie nun ihren Platz im Leben gefunden zu haben: Sie ist Deutschlehrerin in einer anderen Stadt, beliebt bei ihren Schülern, sie hat Freundinnen und ein eigenes Leben. Da taucht Xaver, inzwischen gefeierter Jugendbuchautor, plötzlich wieder auf, und die beiden rekapitulieren sowohl ihre Beziehung als auch deren Ende. Die Geburt von Xavers Sohn nur wenige Monate nach der Trennung, dessen Entführung und der nicht geklärte Verbleib des Jungen wird zum Angelpunkt der Begegnung der einstmals Liebenden. Immer weiter spinnen sie ihre Vorstellungen, Ängste und Fantasien, bis am Ende keiner mehr vom anderen weiß, ob er die Wahrheit sagt: Hat Mathilda Xavers Sohn entführt? Hat Xaver mehr mit dem Verschwinden seines Sohnes zu tun, als er zugibt?

Ein vielschichtiger Psychothriller, raffiniert, irritierend und bis zum letzten Moment fesselnd.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Jutta Kleedorfer
Eine fein ziselierte, psychodramatische Beziehungsgeschichte zwischen einer Deutschlehrerin und einem Jugendbuchautor. (DR)

Der dem Roman vorangestellte Prolog ist ein amtliches Schreiben mit einer Zusage an eine Frau Mag. Kaminski, die ihre Deutschklasse für eine Veranstaltung "Schüler/in trifft Autor/in" angemeldet hat. Daraufhin folgen eine Reihe E-Mails, die die Deutschlehrerin Mathilda und der Jugendbuchautor Xaver einander schreiben, bis es zu einer ersten Wiederbegegnung nach knapp 16 Jahren kommt. Nach und nach erfährt man von ihrer gemeinsamen Vor-, Lebens- und Liebesgeschichte und taucht in ein atemberaubendes Psychodrama zwischen Wahrheit und Trug ein: Sie scheint die hingebend und sich aufopfernde Liebende mit obsessivem Kinderwunsch zu sein, während er sich in seiner Liebhaber- und Autorenrolle gefällt, jedoch nicht zu Ehe und Vaterschaft bereit ist. Eines Tages verschwindet er spurlos aus der gemeinsamen Wohnung und gründet eine Familie. Was zwischenzeitlich in den darauffolgenden Jahren sowohl in Mathildes wie in Xavers Leben geschieht, wird jeweils bruchstückhaft aus beider Perspektive erzählt und endet im Epilog mit einem berührenden Text einer Schülerin über ihre Deutschlehrerin.

Eine atemberaubende und spannende Lektüre mit einem Wechselbad von großen Gefühlen und unterschiedlichen Wahrheiten, die sich bis zum Schluss zuspitzen und kein Happy End brauchen, um ein intensives Leseerlebnis zu vermitteln.


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen
Mathilda Kaminski lernt Xaver Sand während ihrer Studienzeit in Wien kennen. Sie liebt ihn sehr, während Xaver immer einen Rest-Abstand zu ihr einhält. 15 Jahre bleiben sie zusammen. Während dieser Zeit wird Xaver zum gefeierten Jugendbuchautor, wobei ihn Mathilda auf jede erdenkliche Weise unterstützt. An seiner "Engel"-Trilogie wirkt sie sogar als Co-Autorin mit. Und dann kommt Mathilda eines Tages nach Hause, findet Xavers Wohnungsschlüssel und muss feststellen, dass ihr Lebensgefährte sie verlassen hat - ohne Gruß, ohne Abschiedsbrief. Später sieht sie ihn in den Medien wieder, als Ehemann einer reichen Hotelerbin. Die beiden haben miteinander einen kleinen Sohn, Jakob, und scheinen das Leben zu führen, das sich Mathilda mit Xaver immer erträumt hat. Aber dann wird Jakob entführt ... Irgendwann hat sich Mathilda von dem Schock, so abrupt von Xaver verlassen worden zu sein, erholt. Sie lebt in Tirol und arbeitet dort als Deutschlehrerin. Ihre Schule beteiligt sich an einem landesweiten Projekt unter dem Motto "Schüler/in trifft Autor/in". Der Autor, der für ihre Schule ausgelost worden ist, ist ausgerechnet Xaver. Noch bevor die Wiederbegegnung stattfindet, beginnen sich Xaver und Mathilda E-Mails zu schreiben, beginnen sich Geschichten über die Vergangenheit zu schreiben ... oder zu erfinden? Hat Mathilda etwas mit Jakobs Entführung zu tun? Weiß Xaver darüber mehr, als er zugeben möchte? Warum hat er Mathilda damals verlassen? - Ein Buch mit mehreren Rätseln, erzählt im Stil eines Berichts und in Form von Dokumenten: E-Mails, Polizeiprotokollen,


Quelle: Literatur und Kritik, Friederike Gösweiner
Viel Lärm um nichts

Judith Taschlers Roman "Die Deutschlehrerin"

Was kann man als Autor tun, um die Geschichte, die man erzählen möchte, spannender zu gestalten? Man kann sie zum Beispiel nicht linear erzählen. Und man kann sie aus verschiedenen Perspektiven erzählen. Judith Taschler hatte das in ihrem Debütroman "Sommer wie Winter" gemacht. Mit Erfolg. Da liegt es nahe, den zweiten Roman, "Die Deutschlehrerin", auch multiperspektivisch anzulegen. Diesmal geht es um kein dunkles Familiengeheimnis, das gelüftet wird, sondern um eine (gescheiterte) Liebesbeziehung und eine Kindesentführung.

Mathilda Kaminski, Deutschlehrerin wie die Autorin selbst, und der früher erfolglose, später sehr erfolgreiche Schriftsteller Xaver Sand sehen sich sechzehn Jahre nach ihrer Trennung wieder, als Xaver einen Workshop in Mathildas Schule hält. Kennengelernt haben sie sich während des Studiums, sie wurden ein Paar und blieben sechzehn Jahre zusammen, bis Xaver eines Tages ohne Vorankündigung mit Sack und Pack aus der gemeinsamen Wohnung auszog. Das passierte just in dem Moment, als er endlich literarisch Erfolg verbuchen konnte und die Kinderbuchtrilogie mit dem klingenden Namen "Engelsflügel, Engelskind und Engelsblut", an der Mathilda fleißig mitgeschrieben hatte, von einem großen deutschen Verlag angenommen worden war. Die Trilogie sollte allein unter Xavers Namen erscheinen, dafür würde er Mathilda endlich ihren sehnlichen Kinderwunsch erfüllen. Das war damals der geheime Deal des Paares. Doch dann war Xaver plötzlich weg.

Mathilda erholte sich von diesem Schock nie wieder so richtig, sie heiratete nicht, zog in eine andere Stadt und begann an dem Mädchengymnasium zu unterrichten, an dem sie immer noch lehrt. Auch Xavers Leben ist nach der Trennung nicht gerade glücklich verlaufen: Sein Sohn Jakob, den er knapp nach der Trennung mit seiner neuen Freundin gezeugt haben muss (obwohl er doch nie Kinder haben wollte), wird noch als Baby entführt. Seine Ehe zerbricht daran, ihn selbst plagen Schuldgefühle. Etwas an der Kindesentführung scheint Mathilda, die das Medienereignis seinerzeit aufmerksam mitverfolgt hat, allerdings faul zu sein, und sie spricht Xaver beim Wiedersehen darauf an…

Glaubte man anfangs noch, es mit einer Liebesgeschichte zu tun zu haben, kommt damit noch ein kriminalistisches Element dazu. Zusammen mit der multiperspektivischen Anlage des Romans bietet das einiges an Potential. Allerdings nur, wenn das, was da langsam enthüllt wird, auch interessiert, wenn es berührt oder fesselt. Die Geschichte, die sich Taschler rund um Mathilda und Xaver und die Kindesentführung ausgedacht hat, ist allerdings nicht glaubwürdig und wirkt arg konstruiert. Die Geschichte mit der Entführung hatte sich Xaver damals ausgedacht. In Wahrheit dürfte Jakob in die Biogasanlage des Bauernhofs gefallen und so gestorben sein. Die Abdeckung der Anlage hatte Xaver am betreffenden Tag zu schließen vergessen, bevor er mit dem schwedischen Au pair seine damalige Frau in der Scheune betrog und Jakob unbeaufsichtigt ließ. Erst dank Mathilda findet Xaver die Kraft, der Polizei zu 19f1 gestehen, was tatsächlich passiert ist und kommt daraufhin in Untersuchungshaft. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, stellt sich dann noch heraus, dass Mathilda unheilbar an Krebs erkrankt ist und der Workshop mit Xaver gar kein Zufall war, sondern von ihr geplant, um ihre große Liebe noch einmal zu sehen und Xaver dazu zu bringen, sich zu stellen. Nachdem das vollbracht ist, stirbt Mathilda, natürlich in Xavers Armen, dem man großzügigerweise Freigang gewährt und der durch das Wiedersehen entdeckt hat, wie sehr er Mathilda immer geliebt hat.

Was rührselig beginnt, endet in höchstem Maße pathetisch. Von Kitsch und Pathos ist auch Taschlers Sprache nicht frei. "Sie gab sich ihm hin" und "Alles harmonierte", heißt es da, oder ganz poetisch: "Es durchrieselte sie warm." Und obwohl der Roman aus verschiedenen Erzählebenen besteht, steht alles - auch E-Mails und Dialoge - durchgängig im Präteritum.

Es finden sich daher so schöne Formen wie "aßest", "schildertest" oder "schriebest" in E-Mails, was im Kontext recht befremdlich klingt. Von der Multiperspektivität merkt man sprachlich nichts, alle sprechen gleich - Erzähler wie Figuren.

Würde Taschler ihre Geschichte weniger ausufernd und linear erzählen, würde man deutlich sehen, wie wenig die gesamte Konstruktion trägt. Doch durch den Trick der Multiperspektivität, dadurch, dass die Geschichte erst nach und nach enthüllt wird, erscheint alles größer, wichtiger, bedeutender. Aber es scheint eben leider nur so zu sein. Es ist es nicht. Da kann keine noch so raffinierte Erzähldramaturgie mehr etwas retten.


Quelle: Pool Feuilleton
Die biographischen Tücken liegen bei Alltagsheldinnen meist unter einer glatt gestrichenen Oberfläche verborgen, es bedarf nur einer kleinen Erschütterung, und schon bricht alles auf.

Judith W. Taschler startet ihren Roman vom unauffälligen Leben einer Deutschlehrerin mit den Ritualen einer germanistischen Biographie.

Der erfolgreiche Jugendbuchautor Xaver Sand wird von der Deutschlehrerin Mathilda Kaminski zu einer Schreibwerkstatt an das Gymnasium der Innsbrucker Ursulinen eingeladen. Was wie eine germanistische Dienstveranstaltung beginnt, entpuppt sich bald als eine sensible Tragödie aus dem Lebensprogramm Beziehungskiste. Der Autor und die Deutschlehrerin haben sich beim Studium in Innsbruck kennengelernt und über die Kurve von Arthur Schnitzlers Reigen gleich zu sich selbst gefunden. Fünfzehn Jahre waren sie ein halb-erfolgreiches Paar, dann gibt es statt der erwarteten Kinder eine Flucht des Dichters.

"Ihr ganzer Körper schrie nach einer Schwangerschaft." (23)

Die scheinbar alltägliche Geschichte wird dadurch zerfranst und durchlässig für Spekulationen und Wahnvorstellungen aller Art, als sich das dienstliche Gehabe einer Schreibwerkstatt mit der fiktionalen Handhabung von Stoff vermischt.

Jetzt nach abermals fast fünfzehn Jahren bricht zwischen Mathilda und Xaver die alte Geschichte wieder auf und die Missverständnisse sollen erklärt und dadurch ausgeräumt werden. Das Leben der beiden Protagonisten ist natürlich weiter gegangen, die Deutschlehrerin hat einen veritablen Nervenzusammenbruch erlitten, der Autor hat eine Reserve-Geliebte geheiratet und sofort ein Kind gezeugt, das allerdings plötzlich verschwunden ist.

Jetzt übernimmt die Deutschlehrerin die Rolle der Rächerin und Aufklärerin, sie bearbeitet den Dichter mit Vermutungen und Fiktionen, dass dieser unter der Gewalt dieser Geschichten zusammenbricht und bei der Polizei ein Teilgeständnis betreffs "verschollenes Kind" ablegt.

Am Schluss stirbt die Heldin an Krebs und die Schülerinnen schreiben als Teil einer Schreibwerkstatt herzergreifende Nachrufe.

Judith W. Taschler spielt elegant mit der Welt des Unterrichts und des germanistischen Bildungsromans, und thematisiert das didaktische Getue bei Werkstatt-Lesungen und den Kult um erfolgreiche Jugendbuch-Autoren. Der SMS-Verkehr schrammt wie bei Daniel Glattauer stets an der Spam-Grenze entlang, das Kind heißt wie alle germanistischen Kinder-Figuren Jakob, die Helden sind Endprodukte von Sippschaften, die aus der Mythologie der korrekten Unterhaltungsliteratur entstiegen sind.

Nicht nur die Figuren sind sich unsicher, was Erfindung ist und was Wirklichkeit, auch der Leser ist hin und hergerissen zwischen dem oft schwermütigen Germanisten-Kosmos und der Leichtigkeit seiner Verhöhnung. Der Roman um die Deutschlehrerin ist Karikatur und Huldigung eines schwermütig machenden Berufs in einem. - Feine Ironie begleitet das fast atemlose Durchhalten im angewandten Literaturbetrieb.

Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat abgeglichen mit: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
6864 DR.E, Tas

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