Lichtungen : Roman

Wolff, Iris, 2024
3 Sterne
Bücherei Zams
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 1 (voraussichtl. bis 14.05.2024)
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Medienart Buch
ISBN 978-3-608-98770-6
Verfasser Wolff, Iris Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Liebe, Freundschaft, Erste Liebe, Europa, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Bestseller, Spiegel Bestseller, Lieblingsbuch, kindheitserinnerungen, 8d3 Buchgeschenk, Geschenk für Frauen, Bestseller Autorin, Zsuzsa Bánk, Geschenke für Freundin, Geschenk zum Muttertag, Woche der unabhänigen Buchhandlungen, Cover mit Vogel, neue deutsche Heimatliteratur, Unschärfe der Welt, Die Unschärfe der Welt, WUB, Shortlist, Buch zum Lachen und Weinen, Monika Helfer, neue Romane 2024, Familengeschichte, Famlienroman
Verlag Klett-Cotta
Ort Stuttgart
Jahr 2024
Umfang 256 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Iris Wolff
Annotation »Du hättest zurücksehen müssen, dachte er, allein um zu wissen, ob sie sich nach dir umgewandt hat.«

Zwischen Lev und Kato besteht seit ihren Kindertagen eine besondere Verbindung. Doch die Öffnung der europäischen Grenzen weitet ihre Lebensentwürfe und verändert ihre Beziehung für immer. Voller Schönheit und Hingabe erzählt Iris Wolff in ihrem großen neuen Roman von zeitloser Freundschaft und davon, was es braucht, um sich von den Prägungen der eigenen Herkunft zu lösen.

Als der elfjährige Lev über Wochen ans Bett gefesselt ist, wird ausgerechnet die gescheite, aber von allen gemiedene Kato zu ihm ans Krankenbett geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen dem ungleichen Paar entsteht eine unverbrüchliche Verbindung, die Lev aus seiner Versteinerung löst und den beiden Heranwachsenden im kommunistischen Vielvölkerstaat Rumänien einen Halt bietet. Ein halbes Leben später läuft Lev noch immer die Pfade ihrer Kindheit ab, während Kato schon vor Jahren in den Westen aufgebrochen ist. Geblieben sind Lev nur ihre gezeichneten Postkarten aus ganz Europa. Bis ihn eines Tages eine Karte aus Zürich erreicht, darauf nur ein einziger Satz: »Wann kommst du?« Kunstvoll und poetisch verwandelt Iris Wolff jenen Moment in Sprache, wenn ein Leben ans andere rührt, und zeichnet in ihrem großen europäischen Roman das Porträt einer berührenden Freundschaft, die sich als Reise in die Vergangenheit offenbart und deren Leuchten noch lange nachklingt.

Rezension ORF Topos, 21. Februar 2024:
„Literarische Soirée“

Iris Wolff, The Cure und die Geschichte Europas

Siebenbürgen stammende deutsche Autorin Iris Wolff mit ihrem neuen Roman „Lichtungen“. Seit dem Erscheinen zieht ihr Buch überall an die Spitze der Bestenlisten. Ihr Roman ordnet die Geschichte von Lev und Kato und ihr Wiederfinden nicht zuletzt auch um einen berühmten Cure-Song.

Gerald Heidegger
Wolff, 1977 in Sibiu (Hermannstadt) in Rumänien geboren und noch vor dem Ende des Ceau?escu-Regimes mit ihren Eltern nach Deutschland ausgewandert, ist auf dem Terrain der Literatur mittlerweile eine feste Größe und mit entsprechend vielen Preisen ausgezeichnet. Der Salzburger Otto Müller Verlag war für Wolff wie für viele andere junge Autorinnen der Gegenwart das Sprungbrett in die größere literarische Arena. Auch ihr langjähriger Hintergrund im Literaturarchiv Marbach verdeutlicht vielleicht, warum hier jemand mit sprachlicher Präzision und liebevoller Beobachtungsgabe, die die eigenen Heldinnen und Helden nie preisgibt, ganze Zeitpanoramen aufzuspannen vermag.

„Lichtungen“, gerade bei Klett-Cotta erschienen und am Mittwochabend auch Thema in der „Literarischen Soirée“ von Ö1 (ab 19.00 Uhr live in ORF Topos), wird gerade vom Feuilleton in alle Höhen gehoben und steht im Reigen vieler guter Neuerscheinungen und Debüts in diesem Frühjahr (ORF Topos wird darüber noch berichten) zu Recht in der vordersten Reihe.

Europas Geschichte, Lev und Kato
Wolff erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte von Lev und Kato, und sie erzählt die große Geschichte Europas mit ganz kleinen prägnanten Momenten, die für die Helden bedeutsam sind – die sich für das Publikum aber nicht sofort erschließen müssen. „Wann kommst du?“, schreibt Kato, die Frau, die früh ihre rumänische Heimat verlassen hat, um als Straßenmalerin ihren Weg zu suchen, ihrem alten, innigen Freund Lev, der sich nach der Ansichtskarte auf den Weg von Rumänien in den Westen aufmacht, um die Frau, die er vor Jahren ganz plötzlich verloren hat, wiederzufinden.

Kato war so unerwartet wie plötzlich aufgebrochen, hatte über Nacht ihre Sachen gepackt und war schlagartig aus der langen gemeinsamen Vertrautheit verschwunden. Den Kontakt zu Lev blieb alleine über eine Serie spontaner Ansichtskarten erhalten, die sie ihm aus der Ferne nach Rumänien schickte, die oft aber nicht mehr als einen kurzen Eindruck vermittelten.

Was hält Menschen zusammen?
Was ist Erinnerung, was Intimität – und was verbindet zwei Menschen am Ende miteinander, fragt Wolff in diesem großen wie unaufdringlichen Buch, in dem die Popkultur mit zum Ordnungsmuster wird. Ihre Helden werden von einem Song von The Cure begleitet und den Versen „I have been looking so long/at these pictures of you/that I almost believe that they’re real“, die programmatisch werden für die Verunsicherung in einer Zeit des Umbruchs.

Dass Lev und Kato innig miteinander verbunden sind und dass diese Innigkeit mehr sein muss als die einer Paarbeziehung, wird von Anfang an deutlich. Als sich beide wiederfinden, scheut Lev beinahe die Berührungen seiner alten Freundin, so als würde der zu direkte Kontakt alle Bilder und Verbindungen der Vergangenheit auslöschen.

Aus jedem Land, durch das Kato mit Tom gefahren war, hatte sie ihm Postkarten geschrieben, ihre schräge Schrift füllte die Rückseiten aus; wenn sie unten angelangt war, schrieb sie an den Rändern weiter, sodass er die Karten im Uhrzeigersinn drehte, einmal, zweimal, bis er bei ihrer Unterschrift ankam. Manchmal erreichten ihn Karten ohne Text: Straßenschluchten, Brunnenfiguren, Blumen, Bäume, immer wieder Porträtstudien. Vor vier Wochen dann die Karte mit dem Satz: ‚Wann kommst du?‘

Iris Wolff: „Lichtungen“, S. 19.
Als Kind war Kato am Bett des kranken Lev gesessen, hatte ihm die Hausübungen gebracht – und oft nur seine Hand gehalten. Und aus dieser Kindheit und diesem innigen Gegenüber entstand eine Verbindung, die im Klappentext als „unverbrüchlich“ beschrieben wird. Um den Satz „Wann kommst du?“ und die Erinnerung an den Anfang dieser Beziehung wird die Familien-, die Ortsgeschichte und die ganze Weltgeschichte gestrickt.

„Sie wusste gar nichts, beurteilte die Welt, von der er erzählte, aus der Erinnerung, als hätte sich nichts verändert, als befände sich das Dorf in einer gläsernen Schneekugel, in der ab und zu etwas aufwirbelte“, beschreibt die Erzählung die Lage Levs bei der Wiederannäherung an den vermissten Menschen.

„Man ist einmal gegangen und immer ein Gehender“
„Man ist einmal gegangen und immer ein Gehender“ – diese Erkenntnis wird der Großvater, der von Rumänien im Wiener Café Goldegg so etwas wie eine scheinbare Heimat gefunden hat, seinem Enkel mit auf den Weg geben. Der Roman nimmt das Weg- und Weitergehen seiner Heldinnen und Helden sehr ernst – und schickt sie auf die Reise, die niemals enden wird. Das Happy End am Anfang, es ist Auftrag für den Weg, sich hinter den Bildern, die sich Menschen voneinander zu machen, zu begeben.

Eigentlich ist dieses Buch das große Epos an die innige Vertrautheit, die sich die Menschen immer nur selber nehmen können. Kato zieht weiter durch den Wandel Europas. Ihre Hand, so beschreibt es der Roman, bleibt so ausgestreckt wie auf dem Kinderbett mit elf.

Gerald Heidegger, ORF Topos (Text)
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
22295 DR.E, Wol

Leserbewertungen

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  • 3 Sterne Rückwärts erzählte Geschichte von Lev und Kato über Freundschaft, Zugehörigkeit, Liebe. Sehr schön.
    Bewertung abgegeben von Leser 41 am 26.03.2024