Über Menschen : Roman

Zeh, Juli, 2021
3 Sterne
Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-630-87667-2
Verfasser Zeh, Juli Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Brandenburg, Erzählende Literatur, Gesellschaft, Nachbarschaft, Provinz, Gegenwart, Unterleuten, Stadt - Land, Leben auf dem Land
Verlag Luchterhand
Ort München
Jahr 2021
Umfang 416 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage Originalausgabe
Sprache deutsch
Verfasserangabe Juli Zeh
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Über Menschen : Roman / von Juli Zeh


Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie brauchte dringend einen Tapetenwechsel, mehr Freiheit, Raum zum Atmen. Aber ganz so idyllisch wie gedacht ist Bracken, das kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht. In Doras Haus gibt es noch keine Möbel, der Garten gleicht einer Wildnis, und die Busverbindung in die Kreisstadt ist ein Witz. Vor allem aber verbirgt sich hinter der hohen Gartenmauer ein Nachbar, der mit kahlrasiertem Kopf und rechten Sprüchen sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Geflohen vor dem Lockdown in der Großstadt muss Dora sich fragen, was sie in dieser anarchischen Leere sucht: Abstand von Robert, ihrem Freund, der ihr in seinem verbissenen Klimaaktivismus immer fremder wird? Zuflucht wegen der inneren Unruhe, die sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Antwort auf die Frage, wann die Welt eigentlich so durcheinandergeraten ist? Während Dora noch versucht, die eigenen Gedanken und Dämonen in Schach zu halten, geschehen in ihrer unmittelbaren Nähe Dinge, mit denen sie nicht rechnen konnte. Ihr zeigen sich Menschen, die in kein Raster passen, ihre Vorstellungen und ihr bisheriges Leben aufs Massivste herausfordern und sie etwas erfahren lassen, von dem sie niemals gedacht hätte, dass sie es sucht.
Juli Zehs neuer Roman erzählt von unserer unmittelbarsten Gegenwart, von unseren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten, und er erzählt von unseren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn wir uns trauen, Menschen zu sein.

Rezension: Belletristik-Couch.de
Ein Leben im Lockdown mitten im Nirgendwo
Buch-Rezension von Sandra Dickhaus Mai 2021

Dora hat das Leben in Berlin satt. Seit das Corona-Virus die Welt unsicher macht, kann sie vor allem mit der permanenten Präsenz ihres Partners Robert in der Wohnung und seiner immer starrer werdenden Meinung gegenüber den Maßnahmen, die nötig sind, nicht mehr umgehen. So legt er ihr nahe, nicht mehr grundlos das Haus zu verlassen. Dora wächst alles über den Kopf, und sie beschließt, mit ihrer Hündin Jochen-der-Rochen (ja, diesen Namen fand sie mal witzig) aufs Land zu ziehen. Sie kauft ein Haus im Nirgendwo, in einem Ort namens Bracken, in der noch nicht mal alle paar Minuten ein Bus fährt, und Gustav, ihr Fahrrad, hat sie in Berlin gelassen. Ihr Haus besteht nur aus Mauern und Garten; sie besitzt keine Möbel und hat kein Werkzeug, um beispielsweise dem wilden Gestrüpp im Hof Herr zu werden. Doch ihre Nachbarn (der eine, der schon einmal wegen einer Gewalttat verurteilt wurde und rechte Parolen schwingt und Heini auf der anderen Seite, der ihren Garten im Nu bearbeitet hat) stehen ihr zur Seite. Als auf einmal die kleine Franzi auftaucht, die verwahrlost umherirrt und sich um ihren Hund kümmern möchte, kommt sie den Dorfbewohnern doch näher, als sie zunächst wollte. Sie sieht sich neben dem Lockdown nun noch anderen lebensbedrohlichen Problemen ausgesetzt. Dabei lernt sie Menschen kennen, die sie in keine Schublade stecken kann, die ihr aber in ihrem Leben neue Eindrücke verschaffen. Aber was ist nun mit Robert und ihrem Leben in Berlin?

Die Suche nach dem richtigen Leben
Eine Geschichte, die im Hier und Jetzt spielt, im Lockdown rund um Corona, und somit gerade absolut nachfühlbar ist. Emotionsgeladen und voller Frust stecken die einzelnen Seiten des Romans, die im Frühjahr des letzten Jahres spielen. Auch wird hier gekonnt mit versteckten Vorurteilen gespielt, dem aufgeklärten, toleranten, klimafreundlichen Großstädter und den starrsinnigen, eigenwilligen Hinterwäldlern im Dorf. Dabei werden Ideologien, Gesinnungen und starre Regeln infrage gestellt - dies teils mit humorigen Zügen.

Ein Leben auf dem Dorf ist nicht nur schwarz oder weiß
Juli Zehs große Stärke ist es, vom Alltagsleben unterschiedlicher Protagonisten zu schreiben. Hier geht es vor allem um die Suche nach dem richtigen Leben, dem Leben in der Glitzerwelt der Werbung in der Großstadt oder dem intimeren, engeren Leben auf dem Land. Beides hat wohl seine Vor- als auch Nachteile, wie die Protagonistin Dora bemerkt. Allerdings sind es etwas zu viele Klischees, die von der Autorin bedient werden, denn die Menschen, die in einem Dorf leben, sind keineswegs nur schwarz oder weiß, sondern auch bunt. Gut, mit dem Leben eines homosexuellen Paares hat Juli Zeh das Ganze noch etwas farbiger gestaltet, aber so richtig tolerant erscheinen die Menschen dennoch nicht. Ist das ihre Art der Provokation? Der Anregung zum Nachdenken? Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit
In der Stille des Lockdowns und dem Wahnsinn rund um das Virus ist es dennoch laut - nämlich im Kopf der Protagonistin, die sich zwischendurch immer mal wieder selbst im Weg steht. Wichtig ist es doch, miteinander zu kommunizieren, statt sich innerlich zu verschanzen. Eine Alltagsgeschichte, die moderner nicht sein könnte!
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
17395 DR.E, Zeh

Leserbewertungen

Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben