Nachricht von Niemand : Roman

Pistotnig, Silvia, 2010
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7082-3290-4
Verfasser Pistotnig, Silvia Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Hoffnung, Liebe, Belletristische Darstellung, Leben, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur, Junge Frau, Chatten, Liebeskummer, Zweierbeziehung, Herzschmerz, Blind-Date, Liebe im Internet, Online Liebesgeschichte
Verlag Skarabaeus
Ort Innsbruck
Jahr 2010
Umfang 236 S.
Altersbeschränkung keine
Reihe Roman
Sprache deutsch
Annotation Luise hat eigentlich genug um die Ohren: eine Mutter, die im landläufigen Sinn als wahnsinnig zu bezeichnen ist, eine Schwester, die sich der Verantwortung des Erwachsenseins lieber noch entzieht, einen geschiedenen Anwalt, der in ihrem Leben ein und aus geht, wie es ihm gerade passt, und ganz nebenbei einen neuen Job, der zur Zufriedenheit aller erledigt sein will. Mitten in diesen alltäglichen Trubel hinein funkt plötzlich eine E-Mail-Nachricht von einem Unbekannten namens Noone, die Luise zunächst als Scherz abtut. Als sich die Mails aber immer öfter in ihrem Posteingang einstellen, muss sie bald erkennen, dass es jemand da draußen ernst meint mit ihr - und klickt eines Tages auf „Antworten“. Spannend wie einen Krimi entwickelt Silvia Pistotnig in ihrem Romandebüt die Beziehung einer jungen Frau zu Unbekannt bis hin zum überraschenden Höhepunkt. Zugleich entsteht im Hintergrund das authentische Bild jener heutigen Generation von 20- bis 30-Jährigen, die - gesegnet und verflucht zugleich mit uneingeschränkter Mobilität und Gestaltungsfreiheit - sich mehr denn je nach Beständigkeit und zwischenmenschlicher Nähe sehnen.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Barbara Rieder
Ein geheimnisvoller E-Mail-Schriftverkehr stürzt eine junge Frau in Verwirrung. (DR)

"alleswirdbesser@gmx.at" klingt vielversprechend und verheißungsvoll. Solcherart motiviert, schreibt ein Unbekannter Mails an diese Adresse. Diese gehört zu Lu, einer jungen Frau, die in Wien lebt. Lu hat ihr Leben mal mehr, mal weniger im Griff - sie trödelt mit ihrer Diplomarbeit herum, bewirbt sich in einer PR-Agentur, führt eine nicht gerade schwerelose Beziehung mit Erich, einem geschiedenen Anwalt. Die geheimnisvollen Mails des Fremden namens K. stürzen sie in Verwirrung. Die anfängliche Skepsis weicht relativ schnell der Vorfreude auf die seltsamen Nachrichten, die fortan in schöner Regelmäßigkeit in ihrem Posteingang landen. Lu beginnt fieberhaft zu überlegen, wer hinter dem Kürzel K. stecken könnte. Ihr zukünftiger Boss, ein ehemaliger Freund, ein irrer Verfolger? Für Lu beginnt K. zusehends Gestalt anzunehmen. Die Mails werden zur Sucht - alles scheint möglich.

Gestresst von höchst realen Problemen mit einer seelisch kranken Mutter, sucht Lu verstärkt Zuflucht in einer virtuellen Welt. K. wird zu einem zentralen Thema. Am Ende des Buches stehen sich Lu und K. real gegenüber. Silvia Pistotnigs Debütroman endet mit einer unerwarteten Schlusspointe. Bücher zum Thema Mail-Verkehr zwischen Unbekannten sind nicht neu - die kühle, unromantische Beschreibung einer fieberhaften Sehnsucht nach einer virtuellen Person verdient Aufmerksamkeit, die Momentaufnahmen aus Lus Großstadtleben und diesem Mutter-Tochter-Dilemma ebenso. Ein Debüt, das den Zeitgeist virtueller Irrungen und Wirrungen auf den Punkt bringt.


Quelle: Pool Feuilleton
Wenn in einer Gesellschaft absolut nichts los ist, außer dass ihre Mitglieder abgekapselt in ihren Bodies hocken und vom generellen Nichts träumen, dann muss folglich auch die Literatur dementsprechend abgekapselt in ihrem Literatur-Body sitzen und vom Nichts träumen.

In Silvia Pistotnigs Roman "Nachricht von Niemand" laufen die Figuren völlig bedeutungslos und sinnlos durch das eigene Leben. Manchmal gibt es eine Beziehung, dann ein Date, dann wieder einen Verwandtenbesuch, ein Baby kommt zu früh auf die Welt und in der Hauptsache wird gequasselt und dahin gesumpert.

Luise nennt sich zeitgeistig Lu und spült sich durch eine bedeutungslose Zeit, da tauchen in ihrem Mail-Kasten immer öfter seltsame Botschaften von einem K. auf. Während in der Literaturgeschichte der K. bei Kafka seinen Sinn sucht, bietet dieser K. als Mailbotschaft sich selbst als Sinnlosigkeit an. Lu's Neugierde ist geweckt, und wie bei allen Mail-Romanen geht es nun darum, wie der Mensch hinter den digitalisierten Sätzen wohl ticken wird.

Dramaturgisch einwandfrei wird diese Dechiffrierung hinausgeschoben und soll hier auch nicht verraten werden. Bis zur Auflösung jedenfalls surrt die Heldin zwischen ihren Bekannten und Verwandten herum, die Protagonisten bekommen dabei jeweils ein eigenes Kapitel, worin die Biographie im Magazin-Stil angerissen wird. Der Lover und Zeitpartner Erich, Mutter, Vater, der plötzlich mit einer Geldspende alles gut machen will, was ein Vater allein schon dass er Vater ist so alles angerichtet hat, - wie in einer Talkshow spulen die Figuren ihre Kurz-Biographien ab.

Sonst ist vor allem Life-Stile angesagt. "Das Lokal ist voll. Lu stellt sich Erich inmitten der schwitzenden, tanzenden Masse vor, das perfekt sitzende Haar, der teure Anzug. Er steht neben der Box und die Musik dröhnt in seinen Ohren, lauter, lauter und noch einmal lauter, bis er umfällt, der Lärm ihn niederdrückt, sein perfektes Haar und den teuren Anzug." (165)

Sex läuft nach solchen Events nach dem Motto ab: "Sie geht und der Mann geht neben ihr." (165)

Der einzige Kick dieser Begegnungen besteht darin, dass dahinter vielleicht jener geheimnisvolle Meldungsspender aus dem Internet verborgen sein könnte. Aber das Ende ist ja dann ganz anders.

Silvia Pistotnig erzählt von einem kalten trivialen Leben, das nicht einmal zu einer Sehnsucht fähig ist. Völlig perspektivlos konsumieren die Figuren ihre Lebenszeit und kommen über Internet-Surfen und Alltagskramuri der belämmerten Art nicht hinaus. So ist dieser Roman natürlich kein mitreißendes Ereignis, aber für eine Gesellschaft, wo belangloses Dahinblödeln angesagt ist, ist er ein authentisches und perfektes Lesedokument.

Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
14095 DR.E, Pis

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