Was wir dachten, was wir taten : Roman

Oppermann, Lea-Lina, 2017
3 Sterne
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Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-407-82298-7
Verfasser Oppermann, Lea-Lina Wikipedia
Systematik DR.J - All Age, Young Adult, Dystopien, Fantasy
Schlagworte Jugendbuch, Schule, Amok
Verlag Beltz & Gelberg
Ort Weinheim
Jahr 2017
Umfang 177 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage [1., Originalausgabe]
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Was wir dachten, was wir taten : Roman / von Lea-Lina Oppermann


Amokalarm. Eine maskierte Person dringt ins Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben, die erbarmungslos die Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Arroganz, Diebstähle, blinder Opportunismus, Lügen hinter sorgsam gepflegten Fassaden tun sich persönliche Abgründe auf. Fiona ringt fassungslos mit ihrer Handlungsunfähigkeit, Mark verspürt Genugtuung und Herr Filler schwankt zwischen Aggression und Passivität. Als sie den Angreifer enttarnen, sind die Grenzen der Normalität so weit überschritten, dass es für niemanden mehr ein Zurück gibt.
Ein packend komponiertes psychologisches Kammerspiel.

Rezensionen.

Quelle: 1000 und 1 Buch, Andrea Duphorn
Kaum zu glauben, dass die Autorin dieses Jugendbuches gerade einmal 18 Jahre alt war, als sie das Manuskript verfasste, für das sie mit dem Hans-im-Glück-Preis ausgezeichnet wurde. Andererseits: eine Schülerin ist nah dran an den kleinen und großen Verletzungen, Katastrophen und Dramen, die sich tagtäglich an einer Schule ereignen – und mitunter zu einem ganz großen Unglück führen.

„Es ist ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem aufgetreten. Bitte bewahren Sie Ruhe. Begeben Sie sich sofort in einen geschlossenen Fachraum und warten Sie auf weitere Anweisungen.“ Lena-Lina Oppermann lässt ihren 180-seitigen Psychothriller mit einer Lautsprecher-Durchsage beginnen, die die LeserInnen unmittelbar in ihr Horror-Szenario hineinzieht: Amokalarm an einer Schule. Der Lehrer lässt das Klassenzimmer verschließen, versucht – wider eigene Verunsicherung und Überforderung – Ruhe auszustrahlen, was ihm nicht wirklich gelingt. Als es klopft und ein kleines Mädchen weinend um Einlass bittet, lässt er die Tür öffnen – und verschafft damit auch dem Amokläufer Zutritt. Es folgen zweieinhalb Stunden, in denen der Lehrer, 13 Schüler, ein kleines Mädchen (und der Amokläufer) auf engstem Raum einer Extremsituation ausgesetzt sind. Erzählt wird aus drei Perspektiven, in kurzen Passagen und rascher Folge wechselnd, von der Klassenbesten Fiona, dem meist seine eigenen Wege gehenden Mark und Mathematiklehrer Filler. Zehn letzte, zum Teil bizarr anmutende Wünsche soll die Klasse dem Amokläufer erfüllen: Der Lehrer spuckt also seiner Lieblingsschülerin ins Gesicht, zwei Übergewichtige ziehen sich nackt aus, der Klassen-Yuppie wird als notorischer Dieb entlarvt, die Doktorarbeit des Lehrers unwiderruflich zerstört. Immer perfider, brutaler, lebensbedrohlicher werden die Aufgaben, die der Amokläufer stellt. Sie zerstören Freundschaften, Beziehungen und (Lebens-)Träume, zeigen Doppelmoral und Scheinheiligkeit auf. Verzweiflung, Wut und Gewaltbereitschaft wachsen. Am Ende fehlt nicht viel und der Klassen-Mob hätte nach dem Biologie-Skelett auch Mitschüler Sylvester „zerlegt“.

Das beeindruckende, fesselndes Debüt erinnert an William Goldings „Herr der Fliegen“ oder Janne Tellers „Nichts: Was im Leben wichtig ist“ und wirkt lange nach. Denn die Frage: wie hätte ICH mich verhalten?, geht einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Cornelia Gstöttinger
Ein Amoklauf an einer Schule konfrontiert eine Schulklasse mit der schockierenden Wahrheit. (ab 14) (JE)

Ich hatte nicht vor, dieses Buch zu lesen. Mir stand der Sinn nach leichter Entspannungslektüre nicht nach hartem Stoff. Ein Blick ins Buch beim Katalogisieren machte die Entscheidung hinfällig, es zog mich sofort hinein in diese Geschichte über einen Amoklauf an einer Schule, so stimmig erzählen die drei Figuren: Der überhebliche Mathelehrer, der Nichtsnutz aus der letzten Reihe und die strebsame Schülerin berichten, was sich tatsächlich während jener fürchterlichen Stunden, in denen sie einer vermummten Person mit Pistole ausgeliefert waren, ereignet hat - was sie dachten, was sie taten.

Denken und Handeln - das sind zwei Paar Schuhe. Als der Eindringling ein perfides sadistisches Spiel in der Klasse inszeniert, zeigt sich, wer Zivilcourage besitzt. Jede Erzählerfigur erhält eine eigene sprachliche Note, ihre Eindrücke ergänzen einander und man erlangt Einblick in die Gedanken dreier ganz unterschiedlicher Charaktere.

Die junge Autorin hat Sprache, Stil und Plot in ihrem rasanten Jugendroman jederzeit im Griff. Ihr Debüt ist stilistisch souverän und trotz der ernsten Thematik mit pointiertem Witz geschrieben. Sie beherrscht das Timing für den Perspektivenwechsel perfekt. Mit angehaltenem Atem verfolgt man die Handlung, denn die Situation bekommt eine erschreckende Eigendynamik: Der Amokläufer scheint ihre tiefsten Geheimnisse zu kennen... Ein beklemmender Pageturner mit psychologischem Tiefgang und nachdenklich stimmendes Psychogramm in einem. Bietet viel Diskussionsstoff und ist allen Büchereien - vor allem Schulbibliotheken - sehr zu empfehlen!


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Martina Michaeler
Ein Amoklauf: 143 Minuten innerhalb eines Klassenzimmers. Fiona und Mark, zwei Schüler und der Lehrer A. Filler sind dabei und erzählen in ständig wechselnden Perspektiven ihre Sicht der Ereignisse.

Während einer Matheklausur ertönt eine Durchsage aus den Lautsprechern: Ein schwerwiegendes Sicherheitsproblem ist aufgetreten. Alle sollen Ruhe bewahren, sich in einen geschlossenen Raum begeben und auf weitere Anweisungen warten. Die verunsicherten Schüler und ihr Lehrer sind in ihrem Klassenraum, als es an die Tür klopft. Nach langem Zögern öffnen sie einem verängstigten kleinen Mädchen die Tür und lassen damit unfreiwillig auch den maskierten Amokläufer ein. Der hat zehn Briefe dabei, seine letzten Wünsche.

Beim ersten Brief fordert der Maskierte, der Lehrer solle einer Schülerin ins Gesicht spucken, im zweiten Brief befiehlt er, dass die beiden dicksten Schüler der Klasse miteinander die Kleider tauschen. Die am Anfang eher harmlosen, wenn auch unangenehmen Aufgaben steigern sich immer mehr in ihrer Brutalität. Von Brief zu Brief werden die Forderungen tückischer. Immer mehr gut gehütete Geheimnisse kommen ans Tageslicht, wobei langsam klar wird, dass der Amokläufer die Anwesenden genau kennt. Die Wünsche des Amokläufers legen den Finger in geheime Wunden, sie decken Verstecktes auf und zeigen das Innerste der schutzlosen Opfer. Die sind hilflos und wissen nicht, was sie tun sollen. Sie möchten sich richtig verhalten, sie möchten das Ganze beenden, wissen aber nicht, was tun.

Im neunten Brief fordert der Maskierte die Zerstörung des Steinzeitskeletts Hugo und die aufgestauten Emotionen der Schüler finden ein Ventil. Sie geraten in eine wilde Wut, sie treten, schlagen, reißen und prügeln bis nur mehr ein Haufen Knochen übrigbleibt. Und dann der letzte, unfassbare Wunsch: "Macht dasselbe mit Sylvester".

Schon die ersten Seiten des Romans, der als fiktiver Tatsachenbericht daherkommt, reißen den Leser unmittelbar in die Geschichte hinein. Die Perspektiven, die nie mehr als ein paar Seiten, oft auch nur wenige Zeilen umfassen, wechseln ständig und greifen ineinander. Der Schreibstil ist knapp und sehr reduziert, wodurch beim Leser eine Sogwirkung entsteht, der man sich nicht entziehen kann. Fast glaubt man, selbst in diesem Klassenzimmer zu sein.

Die letzten Worte des Buches "Was bleibt" (ohne Schlusszeichen) sind weder eine Aussage, noch eine Frage und hallen lange nach. Die Interpretation bleibt dem Leser überlassen, ebenso die Frage nach den Schuldigen.

b42 Das Buch ist authentisch, beklemmend und brisant. Themen wie Mobbing, Essstörungen, Gewalt, und sozialer Druck sind in die Geschichte des Amoklaufs eingewoben. Was wir dachten, was wir taten ist eine anspruchsvolle, intensive Geschichte, deren Intensität und erzählerischer Dichte man sich nicht entziehen kann. Für Leser ab 14 Jahren, auch als Klassenlektüre mit viel Potenzial für Gespräche sehr geeignet.


Quelle: STUBE
Ein Amokroman, der eigentlich keiner ist. Denn bei dem, wovon aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt wird, scheint es sich viel eher um eine durchinszenierte Racheaktion zu handeln. Nach und nach werden von der stummen und maskierten Täterfigur Forderungen gestellt, die allein dazu dienen, die Schwächen der Jugendlichen einer Klasse auszustellen. "Meine. Letzten. Wünsche." Dieserart sind jene durchnummerierten Kuverts tituliert, die auf das Lehrer_innenpult gelegt werden und deren Erfüllung im hermetischen Raum des Klassenzimmers einen hochbrisanten gruppendynamischen Prozess in Gang setzen. Ohne Relativierung von Außen fügen sich die individuellen Erfahrungen zur schrittweisen Offenlegung von Opportunismus, Lügen und Schuld und führen unvermeidlich zur Frage: Geht es um Rache oder um Gerechtigkeit?

*STUBE*
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
11786 DR.J, Opp

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