Suchbild mit Katze : Roman

Henisch, Peter, 2016
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-552-06327-3
Verfasser Henisch, Peter Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Romanhafte Biographien
Verlag Deuticke
Ort Wien
Jahr 2016
Umfang 203 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Peter Henisch
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Cornelia Gstöttinger;
Ein stilles Buch über das Erinnern, das Schreiben und eine Nachkriegskindheit in Wien. (DR)
Ein Mann steht am Fenster, blickt hinaus, ist ein sensibler Beobachter der Welt. Einer, der viel und genau wahrnimmt, mit einem Gespür für die feinen Nuancen. Bereits als Kind bezog er seinen Beobachterposten, damals noch am Erkerfenster in dem halb zerbombten Haus im dritten Wiener Bezirk, neben ihm die geliebte Katze Murli, wichtige Begleiterin durch die Kinderjahre. Der Erzähler erinnert sich an all die Fenster, aus denen er schon blickte, und setzt eine Assoziationskette in Gang, die mühelos Gegenwart und Vergangenheit verknüpft.
Und so führt der poetische Lebensrückblick in das Wien der 1940er Jahre, wo das Bewusstsein dieses verträumten Kindes erwachte. Mit großer Sensibilität beschreibt Peter Henisch die Wahrnehmung des in sich gekehrten Jungen, der sich im Umgang mit Erwachsenen sicherer fühlte als mit Gleichaltrigen.
Diesen "kleinen Sohn mit dem großen Kopf", der beim Ratespiel "Wer bin ich, wer war ich?" glänzt und sein erstes selbst gemachtes Gedicht mit mäßigem Erfolg seinen Verwandten vorträgt (was an den Verwandten und nicht an ihm liegt), glaubt man bereits aus den Erinnerungsbüchern "Die kleine Figur meines Vaters" und "Eine sehr kleine Frau" zu kennen. Mit einem Augenzwinkern kommt Peter Henisch auf die Verschränkung von Fiktion und Realität, auf die Nähe zu seinen Protagonisten, die häufig Peter oder Paul heißen und Rückschlüsse auf die eigene Biografie provozieren, zu sprechen. Er lässt dabei aber manches sehr raffiniert in der Schwebe. Schließlich gehe es darum, "das Wesentliche wiederzugeben, nicht nur die sogenannte Wirklichkeit." (S. 196) Immerhin erwähnt sein Alter Ego, dass er an "so etwas wie einer Autobiografie" (S. 176) arbeite. Auf einer Metaebene wird demnach der Entstehungsprozess eben jener Zeilen mitgedacht, die man gerade liest.
So ist Henischs "Suchbild mit Katze", das für den Österreichischen Buchpreis nominiert war, ein Buch über Kindheitserlebnisse in der Nachkriegszeit, über die Sozialisation eines Dichters, aber vor allem eine Auseinandersetzung mit dem Schreiben. Und offeriert ganz nebenbei einen Streifzug durch Henischs Werk. Eine empfehlenswerte Lektüre, die sich zum gemeinsamen Austausch in Literaturgesprächskreisen anbietet. Für alle Büchereien!

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Quelle: Pool Feuilleton;
Eine Katze ist nach wie vor das ideale Haustier, weil sich eine Profi-Katze nur sehen lässt, wenn seine Besitzer es wollen.
In Peter Henischs Roman "Suchbild mit Katze" wimmelt es nur so von Katzen, die quer durch das Leben des Erzählers auftauchen. Bei allen Ereignissen ist eine Katze da, aber man sieht sie nur selten. Bald erhärtet sich der Verdacht, dass die Katzen nur ein handfestes Erinnerungsmittel sind, das sich streicheln und ansprechen lässt, das aber flugs um die Ecke springt, um ein neues Beobachtungskapitel zu eröffnen.
Beobachtet wird viel, denn das Leben ist letztlich nur ein Stück Am-Fenster-Stehen und Hinausschauen. "All die Fenster, aus denen ich schon geschaut habe." (10) Völlig unkompliziert tauchen beim "Fensterln" die Fetzen der Vergangenheit auf. Die erste Kinderfreundschaft mit der Hausmeistertochter, die Kriegsschäden, wo manch eine Wohnung noch im Parterre ein Zimmer hat, wenn dieses durch einen Treffer in die Tiefe gebombt worden ist, der Großvater, der mit seiner Lok tatsächlich beim Vorbeifahren pfeift.
Schöne Stunden türmen sich auch hinter den Bauklötzen auf, mit denen man all das aufbauen kann, was gerade in Trümmern liegt. Wenn so ein Spielzeugturm umfällt, gibt es Trost. "Macht nichts, ich les dir was vor." (75)
Vater ist Pressefotograf und bringt manchmal Bilder mit, auf denen die Weltgesichter des nächsten Tages zu sehen sind. Der Ich-Erzähler wagt sich spielerisch auf das journalistische Parkett und verfasst sein erstes Buch, oder zumindest das Schildchen dafür. "Peter Henisch: Die Geschichte einer Schiffskatze". In der Schule wechselt man die Bilder der Bundespräsidenten aus, der eine ist gestorben, den anderen hat der Vater fotografiert.
Immer sind Katzen da, als es einmal hinaus aufs Land geht, hat auf einem Bauernhof eine Katze geworfen und jemand meint: "Wir haben Katzen zum Saufüttern." Der obligate Aufsatz, was ich einmal werden möchte, ist beileibe nicht so aufregend wie Karl May, der jahrelang das Maß aller Phantasie ist.
Manchmal scheint bei der Erinnerung ein Zettel übrig geblieben zu sein, vielleicht hat ihn gar der Wind durch das Beobachtungsfenster geblasen. Darauf sind kleine Reisen vermerkt, Prag, New Orleans, Orte wie aus dem Kupferstichkabinett der Literatur. Aber diese Ausflüge sind nichts gegen die Fensterblicke unterstützt von einer Katze. Ein Leben lang bleibt der erzählende Peter ein Kind, sogar vom Jahr 2000 ist ihm nur der Film aus den fünfziger Jahren in Erinnerung und nicht das echte Jahr. Wer weiß, ob das überhaupt stattgefunden hat.
Peter Henisch schaut und schaut, die Einbahnstraße geht immer noch in die richtige Richtung, Sonnenstrahlen kommen auf, aber erst gibt es einmal ein Frühstück. Im Rechtschreibprogramm ist das Wort "belesen" nicht vorgesehen und ist ständig rot unterwellt. Das ist die einzige Trübung dieser hellen Katzengeschichte der ewigen Kindheit.
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
11411 DR.B, Hen

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