Salomés Zorn : Roman

Atangana Bekono, Simone, 2023
Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-406-80000-9
Verfasser Atangana Bekono, Simone Wikipedia
Beteiligte Personen Wilhelm, Ira [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur, Atangana Bekono;Aufwachsen;Belletristik;Coming-of-
Verlag C.H. Beck
Ort München
Jahr 2023
Umfang 245 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Simone Atangana Bekono ; aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm
Annotation WENN AUSGRENZUNG IN GEWALT UMSCHLÄGT

Simone Atangana Bekono legt mit "Salomés Zorn" ein erstaunliches Debüt über das Aufwachsen in einem rassistischen Umfeld vor. Mit der Geschichte der Jugendlichen Salomé, die ihre Wut nicht kontrollieren kann und sich zunehmend an den Rand der Gesellschaft manövriert, erzählt sie auf eindringliche Weise, wie stark das Gefühl des Fremdseins ein Leben dominieren kann.

"Du musst deiner Faust folgen", erklärte er und machte mir den Schlag vor. "So, als ob du ein Loch in deinen Feind schlagen willst." Salomés Vater weiß, was Rassismus bedeutet. Als Kameruner in der niederländischen Provinz hat er ihn oft genug am eigenen Leib erfahren. Für ihn liegt es auf der Hand, was er seiner sechzehnjährigen Tochter mit auf den Weg gibt: Du musst kämpfen. Seinen Blick voller Scham, als sie verhaftet wird, vergisst Salomé nicht. Die Jugendstrafanstalt, in die sie gebracht wird, ist kaum beklemmender als das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch muss sich Salomé hier zum ersten Mal wirklich mit dieser großen Wut auseinandersetzen, die ihr Handeln immer stärker bestimmt. Und das ausgerechnet mit dem Therapeuten Frits, den sie aus "Hello Jungle" kennt, einer Trash-TV-Show, die mit den fremdenfeindlichen Vorurteilen ihrer Kandidaten auf Quotenfang geht. Aber mit Gewalt und Verachtung wird sie hier nicht weiterkommen, Salomé muss umdenken – und beginnt zu verstehen, dass ihre eigene Feindseligkeit nichts von dem aufwiegt, was sie selbst so verachtet.

Das preisgekrönte Romandebüt der niederländischen Lyrikern Simone Atangana Bekono
Ein packender Roman über strukturellen Rassismus in Europa
Prägnant, tiefschürfend und mit großer Dringlichkeit erzählt


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Ursula Pirker
Eine junge Niederländerin mit kamerunischen Wurzeln kämpft mit ihrer Wut gegenüber Rassisten. (ab 16) (DR)

Salomé wohnt mit ihrer niederländischen Mutter, ihrem kamerunischen Vater und ihrer Schwester in einem kleinen niederländischen Dorf. Sie liest und lernt gerne, kommt daher in der Schule gut voran. Ihre Schwester und sie werden in der Schule und im Dorf regelmäßig gemobbt. Nach und nach erwächst eine ungeheure Wut in Salomé auf die Menschen, die mit ihren täglichen rassistischen Kommentaren immer durchkommen, während von ihr erwartet wird, dass sie alles stumm hinnimmt. Irgendwann eskaliert die Situation, sie schlägt zwei ihrer Mitschüler zusammen und kommt in ein Jugendgefängnis. Zusätzlich zu den ganzen Regeln, denen sie sich dort unterwerfen muss, ist sie auch dazu verpflichtet, eine Psychotherapie zu machen. Der Gefängnispsychologe ist ausgerechnet ein Mann, der erst vor kurzem bei einer Reality TV Show mit tendenziell antirassistischer Ausrichtung aufgetreten ist. Es dauert einige Zeit, bis Salomé es schafft, mit ihm zu sprechen, ohne einen Wutanfall zu bekommen.

Salomé erinnert sich viel, sie reflektiert die Ehe ihrer Eltern, das Verhalten ihrer Mitschüler*innen und der Dorfgemeinschaft. Eine besondere Rolle spielt für sie die Krebserkrankung ihres Vaters. Mit ihrer Schwester Miriam kommt sie nur schlecht zurecht, da diese ebenfalls der Meinung ist, dass man die rassistischen Pöbeleien einfach ignorieren sollte.

Die Handlung wird retrospektiv aus der Sicht von Salomé erzählt. Ihre Gefühlswelt wird besonders durch die sprunghaften Wechsel in den Erzählmotiven, teilweise auch durch geänderte Zeichensetzung u. Ä. beschrieben. Besonders gelungen finde ich die Darstellung der Entwicklung ihrer Wut, die schließlich in einer Art Explosion mündet. Der Text ist phasenweise anspruchsvoll, aber er bleibt immer bewältigbar. Sehr empfehlenswert, besonders auch für Jugendliche.


Rezension https://oe1.orf.at/artikel/701138/Salomes-Zorn
vom 27. Februar 2023, Wolfgang Popp

MIT DEBÜT ZUM SHOOTING-STAR

"Salomés Zorn"
In den Niederlanden hat Simone Atangana Bekono mit ihrem Romandebüt "Confrontations" 2020 zahlreiche Preise gewonnen, jetzt ist das Buch in der Übersetzung von Ira Wilhelm und unter dem Titel "Salomés Zorn" auf Deutsch erschienen. Die Protagonistin Salomé hat, genau wie Bekono, einen Vater aus Kamerun und eine niederländische Mutter, anders als die Schriftstellerin ist sie nach einer Gewalttat in der Jugendstrafanstalt gelandet.

In einem Raum, der aussieht wie ein "Badezimmer in einem Horrorfilm" wird die junge Salomé untersucht, dann bekommt sie eine Plastikkarte ausgehändigt und darf ihr Zimmer beziehen, in dem es "nach Turnsaal riecht".

Tag eins in der Jugendstrafanstalt, die man als Leser hautnah miterlebt. "Ich habe das Buch in der ersten Person geschrieben", erzählt Simone Atangana Bekono. "Der Leser befindet sich deshalb die ganze Zeit über im Kopf von Salomé, die aber nicht wirklich vertrauenswürdig ist."

Wer man sein will
Was Salomé getan hat, warum sie in der Jugendstrafanstalt gelandet ist, das erfährt man erst nach und nach. Was man gleich mitbekommt, ist, dass die junge Frau einerseits die Highschool absolviert hat und sehr belesen ist, andererseits aber ein massives Problem damit hat, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.

In Rückblenden wird nachvollziehbar, woher die Aggressionen kommen: Aufgewachsen in einer niederländischen Kleinstadt, war sie immer das einzige schwarze Kind in der Klasse, und häufig dem Rassismus ihrer Mitschüler ausgesetzt. "Salomés Handlungen sind zwar nachvollziehbar, sie ist einem deshalb aber trotzdem nicht unbedingt sympathisch", so Bekono. "Ich mag solche Figuren, weil sie uns darüber nachdenken lassen, wer wir sein möchten."

Mit den Helden in Haft
Wer sie einmal werden wollte, das wusste Salomé ganz genau - bis es zu der von ihr verübten Gewalttat kam. Seither ist sie eine andere, der Weg zurück in ihr früheres Leben ist verstellt.

Erstaunlicherweise findet sie ausgerechnet in den Helden der griechischen Mythologie Gleichgesinnte. "Die sind mit ihren zornigen Leidenschaften auch nicht normal", schmunzelt Bekono. "Da sieht Salomé Parallelen zu sich, weil sie sich auch missverstanden fühlt und viel mehr Kraft besitzt als ihre Umwelt annimmt."

Lachen oder weinen
Simone Atangana Bekono verpasst ihrer Ich-Erzählerin eine scharfe Wahrnehmung und eine knappe, aber genaue Sprache. Situationen erfasst Salomé genau und in Sekundenbruchteilen. Aber wenn es darum geht, wer die junge Frau sein könnte, die sie in der Strafanstalt jeden Morgen im Spiegel sieht, wird ihre Sprache tastend und franst aus.

Nicht selten rettet sie sich dann in einen tiefschwarzen Humor. "An vielen Stellen soll man nicht wissen, ob man jetzt lachen oder heulen soll", so Bekono. "Der Leser darf aber gerne lachen, wenn ihm danach ist."

Zwischen Lyrik und Leinwand
Simone Atangana Bekono kommt von der Lyrik, nicht selten hat man beim Lesen das Gefühl, der Text ließe sich auch rappen, so sehr geht der Rhythmus der Sätze ins Ohr. Mit dem Rap gemeinsam hat der Roman "Salomés Zorn" auch die wütende Dringlichkeit.

Die atmosphärischen Beschreibungen der Orte sind wiederum Bekonos zweiter Leidenschaft, dem Kino geschuldet. "Wahrscheinlich ist, was ich schreibe, ein Mittelding zwischen einem Gedicht und einem Filmdrehbuch", sagte sie vor kurzem in einem Interview.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
21099 DR.E, Ata

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben