Bevor die Welt unterging : Roman

Breitenfellner, Kirstin, 2017
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7117-2053-5
Verfasser Breitenfellner, Kirstin Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Verlag Picus-Verl.
Ort Wien
Jahr 2017
Umfang 229 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Kirstin Breitenfellner
Annotation Judith ist ein Teenager, als die achtziger Jahre beginnen. Sie lebt in behüteten Verhältnissen in einer Kleinstadt und wächst, wie ihre Eltern nicht müde werden zu versichern, in einer Epoche von beispiellosem Frieden und Wohlstand auf. Tatsächlich wird ihre Adoleszenz geprägt vom Kalten Krieg und Wettrüsten, vom drohenden Waldsterben, von der neuen Seuche Aids und dem Reaktorunfall in Tschernobyl.Judith und ihrer Clique gelingt es, den Bedrohungen von Artensterben und Atomkrieg, der scheinbaren Ausweglosigkeit und der Apokalypse zum Trotz, eine ganz normale Jugend zu erleben, mit Partys und Protest, Ausflügen, Liebe und Verrat.Als schließlich die Mauer fällt, hat Judith das Gefühl, dass ihr Leben jetzt erst so richtig beginnen kann.Ein Roman über das Erwachsenwerden in einer Zeit, die erstaunliche Parallelen zu den Problemen und Themen der heutigen Jugend aufweist – vom Klimawandel über den Reaktorunfall von Fukushima bis zu den Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt.

Quelle: Pool Feuilleton;
Eine Historiker-Weisheit sagt, dass man für sein eigenes historisches Bewusstsein mindestens 30 Jahre alt sein muss. Davor ist alles ahistorisch und einmalig, erst später kann man sein eigenes Leben in Zusammenhänge fassen und an die Zeitgeschichte andocken.
Kirstin Breitenfellner geht es in ihrem Roman um dieses Andocken an die Zeitgeschichte. "Bevor die Welt unterging" beschreibt aus Schlagzeilen und auf den Alltag herunter gebrochenen Anekdoten eine Spät-Kindheit und Abitur-Adoleszenz zwischen 1979 und 1989.
Judith lebt in einer Kleinstadt und wird vor allem vom Umgang mit den Freundinnen geprägt, die ihre Lehrmeisterinnen sind, sei es durch Nachahmung oder Ablehnung. Da sich quasi mit jedem Schuljahr auch der Freundinnenbestand ändert, können die Jahre gut nach handelnden Personen, Marotten und Ideen abgelegt werden. Dabei erzählt Judith als Ich-Erzählerin von jener Welt, die sich in Insider-Gesprächen abspielt. Was sickert bis in die kleine Oberstufe eines Provinzgymnasiums durch? Was ist es wert, dass die Kids das letzte Geld in die Hand nehmen, um sich als Konsumenten über die gekauften Fetische eine Identität leisten zu können?
Und sie kommen alle zum Vorschein, die Frisuren, Ohrenlöcher, Sport-BHs und Schuhe, die Ikonen der Literatur, Max Frisch, Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre, die befreienden Schularbeiten über Sophie Scholl und die Ökologie, das Baumsterben und die Organisation gegen den Nato Doppelbeschluss.
Den einzelnen Jahreskapiteln ist eine individuelle Darstellung als Tagebuch angeschlossen. "Ich möchte nicht mit fünfzig nur noch eine verblasste, schemenhafte Erinnerung an die Zeit haben." (78) Das Tagebuch soll für später genaue Auskunft geben und jenen Film erleichtern, den wir alle stets über die Vergangenheit drehen.
Zum entscheidenden Schnitt kommt es durch Tschernobyl, das ist jener Punkt "bevor die Welt unterging". Nicht nur die Schutzmaßnahmen, Sprachfügungen und Informationsabläufe kriegen einen Zug ins Lächerliche, die ganze Welt steht plötzlich vor der Alternative, dass sie vielleicht nicht mehr will und das Ende der Schöpfung einläutet.
Diese radikale Veränderung von Zukunft zeigt sich am Ende des Romans als lapidare Liste der aufgetretenen Personen und ihrer Schicksale. Allen hat das Leben einen Streich gespielt und es ist etwas Anderes herausgekommen, als es in den Aufsätzen seinerzeit besungen worden ist.
Vielleicht hat Kirstin Breitenfellner so etwas wie einen Anti-Erziehungsroman geschrieben, seht her, was immer ihr unterrichtet und kauft, für später braucht ihr ganz was Anderes. Eine optimistische Ausrichtung, wenn man dem Leben einfach das Leben überlässt. Und auch der großen Geschichte ist es ja immer egal, wie das ausgeht, was die Historiker schreiben.
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
11907 DR.E, Bre

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