Aufgetrennte Tage : Roman

Seidenauer, Gudrun, 2009
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7017-1514-5
Verfasser Seidenauer, Gudrun Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Alzheimer
Verlag Residenz Verlag
Ort Salzburg-Wien
Jahr 2009
Umfang 264 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Gudrun Seidenauer
Annotation „HERMANN IST TOT, jetzt weiß sie es wieder ganz genau.“
Mariannes Mann ist über die Treppe gestürzt und hat sich das Genick gebrochen – ein Unfall. Sie weiß genau, wann das war: Sie hat es sich auf einem Zettel notiert, um es nicht zu vergessen, wie sie manchmal auf das Mittagessen vergisst oder den Namen der Nachbarin oder ihre Tabletten. Marianne hat Alzheimer, sie verliert ihr Gedächtnis, nun hat sie auch noch ihren Mann verloren. „Sie
weint, weil sie weiß, dass es zu spät ist, obwohl er tot ist.“ Ein Unfall? Friederike, Mariannes Tochter, hat Zweifel. Ist ihre Mutter zur Mörderin geworden, um sich zu befreien?
Während sich Friederike durch den Tod ihres Vaters dazu gezwungen sieht, sich ihrer Mutter zu stellen, weicht diese immer weiter zurück: in eine Vergangenheit, in der sie noch Kind war und noch keine Taschen und Zettel brauchte, um nicht zu vergessen.
„Die Kinder haben noch keine Taschen“ ist Gudrun Seidenauers
zweiter Roman: behutsam, berührend und mit einer Einfühlsamkeit, die nie auf Kosten der sprachlichen Genauigkeit geht.

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Cornelia Gstöttinger
Wenn sich die Zeit verklumpt und die Erinnerung auflöst - wie Alzheimer das Leben einer Familie verändert. (DR)

Demenz und das Verhältnis der Generationen zueinander, so die beiden gewichtigen Themen, um die der zweite Roman der Salzburger Autorin Gudrun Seidenauer kreist. Schon der Titel "Aufgetrennte Tage" vermag vieles vom Lebensgefühl der an Alzheimer erkrankten Marianne zu vermitteln: Was tun, wenn die Zeit kommt und geht, wie sie will, wenn die Tage nicht mehr fassbar sind, sondern wie Treibholz im Strom der Zeit verschwinden? Immer wieder muss sie sich versichern, dass er, Hermann, ihr jähzorniger Ehemann, nicht mehr da ist, dass es ein Unfall war.

Mit großer Sensibilität nähert sich die Autorin der Seelenlandschaft ihrer Protagonisten - Mutter und Tochter - an, minutiös lotet sie deren schwierige Beziehung zueinander aus. Erzählt wird aus zwei Perspektiven: Einmal ist der Leser/die Leserin dicht bei der dementen Marianne und verfolgt die immer verstrickter werdenden Gedankengänge der ordnungsliebenden alten Frau, die einst aus Mährisch-Ostrau flüchten musste und sich stets eine andere Zukunft gewünscht hatte. Der zweite Strang nimmt die Situation der Tochter Friederike in den Blick: Durch den plötzlichen Tod des Vaters - er stürzte die Treppe hinunter - und die zunehmende Verwirrtheit der Mutter ist sie gezwungen, sich mit den längst fremd gewordenen Eltern auseinanderzusetzen. Unaufhaltbar schleicht sich die Erinnerung an Kindertage, an die Zornesausbrüche des Vaters, das Schweigen, die Distanz zwischen den Eltern ins Bewusstsein. Immer wieder der Gedanke, dass zuhause keine Nähe möglich, jeder in seinem Alleinsein gefangen war. Wie mit der Alzheimer-Erkrankung der Mutter, der man es nie recht machen konnte, umgehen? Wohin mit dem pochenden Verdacht, sie habe beim Sturz des Vaters nachgeholfen? Und wohin mit den Schuldgefühlen, die die Einweisung der Mutter ins Pflegeheim hervorruft? - Beeindruckend, mit welch sprachlicher Brillanz und Virtuosität Seidenauer diese beklemmende Geschichte in Worte fasst. Für alle Bestände sehr empfehlenswert.
Exemplare
Ex.nr. Standort
8407 DR.E, Sei

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