Das Ende von Eddy : Roman

Louis, Édouard, 2015
3 Sterne
Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-10-002277-6
Verfasser Louis, Édouard Wikipedia
Beteiligte Personen Schmidt-Henkel, Hinrich [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Gewalt, Frankreich, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Roman, Bestseller, coming of age
Verlag S. Fischer
Ort Frankfurt, M.
Jahr 2015
Umfang 205 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Annotation Édouard Louis, 1992 geboren, erzählt in diesem autobiographischen Roman von seinem Aufwachsen in der französischen Provinz, in der Picardie in Nordfrankreich, als er noch Eddy Bellegueule hieß, von seiner Homosexualität, davon, was er ihretwegen erleiden musste, und von den desolaten Verhältnissen in einem verarmten Landstrich.
»Ich wollte zeigen, wie meine Eltern und fast alle im Dorf von den Verhältnissen zerschmettert werden. Und wie sie die Gewalt, die ihnen durch soziale Exklusion und Arbeitslosigkeit widerfährt, als Homophobie, Alkoholismus, Rassismus, Misogynie und Alltagsaggressionen weitergeben.« (É. Louis in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung)

Angaben aus der Verlagsmeldung


Das Ende von Eddy : Roman En finir avec Eddy Bellegueule / von Edouard Louis


Ein Befreiungsschlag, ein neues Leben souverän und sprachgewaltig erzählt von Frankreichs neuem literarischen Star Édouard Louis



»Ich rannte weg, ganz auf einmal. Gerade hörte ich meine Mutter noch sagen Was soll der Scheiß jetzt wieder?. Aber ich wollte nicht bei ihnen bleiben, ich weigerte mich, diesen Moment mit ihnen zu teilen. Ich war schon weit weg, ich gehörte nicht mehr zu ihrer Welt, der Brief besagte es. Ich kam zu den Feldern und wanderte einen Großteil der Nacht herum, auf den Feldwegen, in der Kühle Nordfrankreichs, in dem zu dieser Jahreszeit so intensiven Geruch der Rapsfelder. Die ganze Nacht über entwarf ich mein neues Leben fern von hier.«



Mit unglaublicher Sprachgewalt erzählt der junge französische Autor Édouard Louis die Geschichte einer Befreiung aus einer unerträglichen Kindheit: inspiriert von seiner eigenen.

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Barbara Rieder
Autobiografisch inspirierter Roman eines jungen Mannes, der seine triste Kindheit und Jugend hinter sich lässt, um sich vollkommen neu zu erfinden. (DR)

Wenn Édouard Louis auf sein Leben als Eddy Bellegeule in der französischen Provinz zurückblickt, dann tut er das distanziert und ohne spürbare Verbitterung. Ohne die Dinge zu beschönigen, führt er die LeserInnen zurück in seine Kindheit. Er erzählt ohne Scham schmerzhaft detailliert von den primitiven Verhältnissen, in denen er aufwächst, von der Grobschlächtigkeit des Vaters, der Unterdrückung der Mutter, vom eintönigen Dorfleben. Er beschreibt die Welt von Alkoholikern, prügelnden Ehemännern und gebrochenen jungen Ehefrauen. Eddys Startvoraussetzungen ins Leben sind schwierig. Er ist sensibel und wird bereits als Kind aufgrund seiner eher femininen Note von den anderen Kindern verspottet. Später wird er von zwei Schulkollegen systematisch gequält und als Schwuchtel verhöhnt. Dabei ist Eddy sich zu der Zeit über seine sexuellen Neigungen noch gar nicht richtig im Klaren. So benimmt sich kein Mann, findet sein Vater - alles wird versucht, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Doch Eddy beschließt, sich selbst zu retten, und beginnt, in Gedanken ein neues Leben für sich zu entwerfen.

Édouard Louis gelang mit diesem Buch in Frankreich ein großer Wurf. Es gehört viel Mut und schriftstellerisches Talent dazu, um so schonungslos über seine eigene Familie und deren Geheimnisse zu schreiben. Louis hat es geschafft, er hat studiert, er hat seinen alten Namen abgelegt und lebt ein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen. Die sprachliche Authentizität verdankt das Buch einem Kunstgriff des Autors. Seine Beschreibungen in Normalschrift wechseln sich mit Textpassagen in Kursivschrift ab, die den "Originalton" seiner Familie und der Dorfbewohner weitergeben. Definitiv kein Buch für Zartbesaitete, dennoch eine klare Leseempfehlung. Übrigens: Der Vater von Eddy ist heute stolz auf seinen Sohn. Wie Louis selbst in einem Interview erzählte, kaufte der Vater später 40 Exemplare des bejubelten Romans, um sie an all seine Freunde zu verschenken.

Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Markus Fritz
In die Gedankenwelt eines Jungen, der anders ist, da er lieber mit Mädchen als mit Jungs spielt und der mit Vorliebe Mädchenkleider trägt, der sich nichts aus Fußball macht und der wegen seines Andersseins von seinem Umfeld erniedrigt und gedemütigt wird, führt uns der autobiografisch gefärbte Roman "Das Ende von Eddy" des 22-jährigen Franzosen Edouard Louis.

"An meine Kindheit habe ich keine einzige glückliche Erinnerung", mit diesem Satz beginnt der Roman. Der Junge stammt aus einfachen Verhältnissen, der Vater will aus dem Jungen einen echten Kerl machen. Die meisten Jungs gehen von der Schule ab, um in der Fabrik zu arbeiten. Auf der Mittelschule wird er regelmäßig verprügelt. Es gibt ein Kapitel mit dem Titel "Schmerz".

Die Männer im Dorf in der Picardie saufen und sind gewalttätig. Männer arbeiten in der Fabrik und Mädchen werden Verkäuferinnen. Wenn sie nicht arbeiten, sehen sie fern. Der Fernseher läuft von morgens bis spät in die Nacht. Um seine Eltern nicht zu verunsichern, nimmt er sich vor, sich eine Freundin zu suchen. Seine Versuche, das Mädchen zu küssen, sind einerseits skurril und komisch, auf der anderen Seite tieftraurig. Man erlebt als Leser hautnah mit, was es bedeutet, anders zu sein. Ich werde nicht verraten, wie der Roman endet, aber er geht gut aus. Der Roman überzeugt durch seine Authentizität, die auch weh tut. Da man weiß, dass der Roman autobiografisch ist, sind die Erlebnisse des Jungen schwer zu ertragen. Das Buch schockiert, weil der Autor völlig unverblümt und mit sprachlicher Wucht von einer Kindheit erzählt, die scheinbar ausweglos ist. Aber es gibt zum Glück einen Ausweg.

Rezension: Genial ist die Idee, als Szenario der Erzählungen zu nehmen, dass das Opfer der Vergewaltigung eine Drittperson (die Schwester) belauscht, die einer anderen Drittperson (dem Schwager des Opfers, dem Mann der Schwester) rapportiert, was das Opfer ihr über die Vergewaltigung und was danach geschehen ist erzählt hat. Eingeschoben in diese Erzählung, wo das Opfer die Erzählerin und ihren Zuhörer nicht sieht, bloss hört, sind die komplementären Gedanken des Opfers, Berichtigungen, Erstaunen und Geständnisse, dies und jenes verschwiegen zu haben. Indem zudem die Begegnung Opfer und Täter und die Aktivitäten nach dem Ereignis Schwerpunkte sind, wird der Erzählung das Element von Lüsternheit, Sensationsgier genommen. Die Konzentration auf die Frage, ob man mit seiner Offenheit dem späteren Täter gegenüber und ob man mit der Strafanzeige, die einer Rache gleichkommt, das Richtige tut, gibt dem Roman die Relevanz. Es sind diese Fragen, die man sich nicht nur in Extremsituationen wie der im Roman geschilderten, aber immer wieder stellen soll. Für mich persönlich interessant ist die Natürlichkeit, mit der in den Roman, der wohl auf einer wahren Begebenheit beruht, auch die tatsächlichen Freunde des Autors eingefügt sind, Didier (Eribon) und Geoffroy (de Lagasnerie), ... Ein spannender und gut geschriebener, sehr berührender Roman!
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
12121 DR.B, Lou

Leserbewertungen

Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben
  • 3 Sterne autobiographisch, schonungslos, unfassbar. Schwer zu verdauen, aber absolut lesenswert. Eine Wucht!
    Bewertung abgegeben von Leser 41 am 01.02.2018