So fern wie nah

Boyne, John, 2014
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Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
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Medienart Buch
ISBN 978-3-596-85650-3
Verfasser Boyne, John Wikipedia
Beteiligte Personen Jakobeit, Brigitte [Übers.] Wikipedia
Beteiligte Personen Tichy, Martina [Übers.] Wikipedia
Systematik JE6 - Jugendromane ab 12/13
Schlagworte 1. Weltkrieg
Verlag Fischer KJB
Ort Frankfurt a. M.
Jahr 2014
Umfang 253 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe John Boyne. Aus dem Engl. von Brigitte Jakobeit und Martina Tichy
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Notburga Leeb;
Annotation: Erster Weltkrieg von England aus gesehen
Rezension: Alfie Summerfield ist grade fünf Jahre alt, als der Erste Weltkrieg ausbricht. Sein Vater meldet sich als Freiwilliger und schreibt erst noch fröhliche und zuversichtliche Briefe. Bald ist aber nichts mehr von ihm zu hören. Ist er wirklich in geheimer Mission für die Regierung unterwegs, wie Margie, Alfies Mutter, all die Kriegsjahre hindurch erklärt? Sie muss nun die Familie mit den verschiedensten Arbeiten durchbringen, auch Alfie findet einen Weg, etwas zum Familieneinkommen beizutragen: Er putzt Schuhe am Bahnhof Kings Cross. An dieser Handlungsdrehscheibe, an der ganz verschiedene Informationen zusammenlaufen, erfährt er, dass sein Vater in einem Spital für Kriegsgeschädigte liegt. Auf eigene Faust macht er sich dorthin auf den Weg und findet seinen verängstigten, schwer traumatisierten Vater, der den Sohn kaum mehr erkennt. Im Krankenhaus zwischen all den Verletzten und psychisch lädierten Männern kann der Vater nicht gesund werden, das erkennt Alfie deutlich. Auf die anderen Erwachsenen kann er aber nicht zählen, so beschließt er, den Vater ganz allein aus dem Krankenhaus nachhause zu holen. Kann es gelingen, ihm so zu helfen?
Mit vielen Rückblenden, die etwas unübersichtlich komponiert sind, entwickelt Boyne die Geschichte. Die komplizierten Sachverhalte von Weltkrieg, Traumatisierung und deren Auswirkungen auf den Familienalltag werden in einfacher Sprache mit vielen Wiederholungen verhandelt und so verständlich gemacht. Dabei kontrastiert Kriegsbegeisterung mit wirtschaftlicher Not, Traumatisierung mit dem Versuch, die Familie intakt zu halten. Auch Repressionen gegen Kriegsverweigerer sowie gegen deutsche Immigranten in England kommen zur Sprache. Soweit gibt das Buch einen umfassenden Einblick in das Alltagsleben in London zwischen 1914 und 1918.
Dagegen wirken die Entführung des Vaters aus dem Krankenhaus durch einen Zehnjährigen und seine anschließende flotte Heilung wie das Wunschdenken des optimistisch gestimmten Autors. Schön wärs, wenn Kriegstraumata sich schon durch die bloße Anwesenheit der liebenden Familie auflösen ließen!

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Quelle: Alliteratus (http://www.alliteratus.com/);
Autor: Bernhard Hubner;
Das hat mich (und viele andere sicher auch!) schon in der Schule gestört: Dass Geschichte sich meist nur mit den Dingen beschäftigt, die uns eigentlich recht fern sind, selbst wenn sie uns treffen: Jahreszahlen, Schlachten, Kriege, Könige und Präsidenten, ganze Länder und Ar-meen, dazu vielleicht Siege und Katastrophen der Wirtschafts- und Finanzwelt. Ist das unser Alltag? Können wir aus diesen globalen Blickwinkeln Lehren ziehen und unser eigenes Verhalten ändern? Gibt es da nichts, was uns näher ist? Doch, gibt es.
Denn hinter diesen großen, anonymen Vorgängen, Entscheidungen und Ereignissen stecken doch immer auch Menschen, und betroffen sind sowieso meist in erster Linie gerade die "normalen" Menschen, Menschen wie du und ich, sie müssen ausbaden, was am Schreibtisch oder im Planungsstab ersonnen, beschlossen und befohlen wird. Nur berichtet davon die Geschichtsschreibung eher selten, beginnt sich die historische Wissenschaft und Forschung erst allmählich dafür zu interessieren. Dabei ist das Schicksal des Einzelnen viel wichtiger und bedeutungsvoller als das "große Ganze", denn es ist konkret und direkt fassbar und nicht nur eine Gedankenspielerei. Nah statt fern.
So hat John Boyne den Titel seines neuen Buches sicher nicht in erster Linie gemeint, obwohl auch davon etwas mitschwingt. Es ist die Geschichte des Alfie Summerfield, der mit seiner Familie in London lebt und am Tag des britischen Kriegseintritts, am 28. Juli 1914, seinen 5. Geburtstag feiert. Er wird diesen Geburtstag niemals vergessen, denn sein ganzes Leben verändert sich mit einem Schlag: Sein Vater meldet sich freiwillig zum Militär, in der Folge werden seine tschechisch-stämmigen Freunde in die Internierung deportiert, seine Mutter muss irgendwie für den Lebensunterhalt der Restfamilie sorgen, und Alfie selbst wird in den Kriegsjahren gezwungenermaßen schnell ins Erwachsenenleben katapultiert.
Was hatte er zuvor für eine angenehme Zeit! Alle kümmerten sich liebevoll um ihn, ungewöhnlich wenig autoritär für die Zeit um die Jahrhundertwende, die Familie war zwar alles andere als reich, aber sie hatte ein Häuschen und ihr Auskommen. Und in ihrer Straße waren alle miteinander befreundet und vertrugen sich bestens. Plötzlich ist alles anders. Die ersten Männer fallen im Krieg, ein Kriegsdienstverweigerer muss ins Gefängnis und wird von allen nur noch verachtet, Neid, Missgunst und nervöses Misstrauen beherrschen die Szene. Wir erfahren von all dem nur aus der Sicht des Jungen, der alles registriert, aber vieles nicht versteht, der sich Sorgen und Gedanken macht, vor allem als sein Vater plötzlich keine Briefe mehr schickt von der Front in Frankreich. Ist er etwa gefallen und tot? Ist er nicht, doch ist das Ergebnis wirklich besser? Und was kann er tun, um die Dinge wieder "ins Lot" zu bringen?
Um das zu erfahren, müssen wir das Buch lesen - und es lohnt sich wahrhaftig! Boyne findet auch dieses Mal wieder die richtigen Details, die passenden Worte, den angemessenen Ton, um uns auf jeder Seite mit Alfie bangen, hoffen und leiden lassen, denn all das macht der Krieg mit den Menschen, ob sie die Dinge nun verstehen oder nicht. Vier Jahre dauert der Weltkrieg, das wissen wir, aber Alfie weiß es nicht, er wird neun Jahre alt sein, bis die Kämpfe vorüber sind. Und bis die Folgen überstanden sind? Das weiß der Himmel, hoffentlich.
Wir wissen am Ende jedenfalls weitaus intensiver als von jeder Datensammlung, was der Krieg bedeutete, was er in und mit den Menschen anrichtete, die ihn manchmal anfangs noch als heroische Bewährungsprobe mit raschem Ende "noch vor Weihnachten" begrüßten. Und Boyne gelingt es, uns zwischendurch vergessen zu lassen, dass es sich um den Krieg vor hundert Jahren handelt. Er bleibt bei vielem so zeitlos, dass wir ahnen: So war es immer schon bei Kriegen, so wird es auch immer sein, auch heute noch. Und ohne es auszusprechen liefert er ein flammendes Plädoyer gegen jeden Krieg und für ein friedliches Zusammenleben.
Dieses Buch ist so eindringlich wie unaufdringlich, viele Stellen sind so schön, dass es beim Lesen weh tut. Wie immer bei Boyne: Seine Kunst ist die Zurücknahme, großes Gefühl ohne große Worte, Kraftfutter für das Kopfkino. Und, um den Titel noch einmal zu "missbrauchen": Niemand ist so fern, dass uns sein Schicksal nicht nahe gehen sollte, und was uns anscheinend ganz fern liegt, kann uns morgen schon allzu nah sein. Wir haben es in der Hand. Danke, John Boyne!

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Elisabeth Zehetmayer;
Aus dem besten Grund der Welt, aus Liebe zu seinem Vater, wagt ein cleverer kleiner Brite ein riskantes Unterfangen - bewegend, kindgerecht erzählt. (ab 10) (JE)
London, 28. Juli 1914: Bis zu seinem fünften Geburtstag besteht Alfies Kosmos aus der Damley Road mit all ihren liebenswert-skurrilen Bewohnern. Doch an diesem Tag bricht der Erste Weltkrieg aus und in sein bis dato unbeschwertes Kinderleben ein. Entgegen seinem Versprechen meldet sich Vater Georgie freiwillig und wenig später werden Alfies selbstbewusste Freundin Kalena und ihr aus Prag stammender, jüdischer Papa als deutsche Spione verdächtigt, von Soldaten abgeholt und interniert. Weihnachten ist sicher alles vorbei, sagen die Leute, de6 aber die Jahre vergehen, Georgies Briefe von der Front werden immer seltener und bleiben schließlich ganz aus. Der inzwischen neunjährige Alfie hält seinen Vater für tot. Als seine Familie kaum mehr über Geld verfügt, verdingt sich Alfie am Bahnhof heimlich als Schuhputzjunge. Zufällig erfährt er dort, dass sein Vater in einem Hospital für traumatisierte Soldaten in Ipswich behandelt wird. Wild entschlossen seinen Vater nach Hause zu holen, besteigt er in King's Cross einen Zug
Mit "Der Junge im gestreiften Pyjama" landete der irische Autor John Boyne bereits einen international ausgezeichneten Welterfolg. Sein von Brigitte Jakobeit und Martina Tichy mit viel Sprachgefühl ins Deutsche übersetzter, neuer Jugendroman "So fern wie nah" wird zur Gänze aus der kindlichen Perspektive Alfie Summerfields erzählt, sodass man als LeserIn von Beginn an tief in seine Gefühls- und Lebenswelt eintaucht, mit dem beherzten Jungen zittert, weint und lacht. Nicht immer handelt Alfie altersgemäß, ab Kapitel 7 wirkt manche Szene - wie die Entführung des Vaters - märchenhaft und wenig glaubwürdig. Dennoch beeindruckt dieses ungemein warmherzige, atmosphärisch dichte Buch mit seinen sympathischen, starken Charakteren und der klaren Botschaft nachhaltig. In einer Kindern zumutbaren Weise zeigt es die schlimmen psychischen und physischen Schäden einer kriegerischen Auseinandersetzung und deren Sinnlosigkeit auf und konfrontiert mit der Frage, wie viel Wahrheit Kinder verkraften können. Dieses gelungene Stück Kinderliteratur ist idealer Ausgangspunkt für vielfältige Gespräche über Familie, Freundschaft, Geschichte, Krieg, Pazifismus und Hoffnung in dunkelster Stunde. Keineswegs nur für Jungs empfehlenswert!
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
11665 JE6, Boy

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