Tanz der Tiefseequalle : Roman

Höfler, Stefanie, 2017
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Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
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Medienart Buch
ISBN 978-3-407-82215-4
Verfasser Höfler, Stefanie Wikipedia
Systematik JE6 - Jugendromane ab 12/13
Schlagworte Freundschaft, Zivilcourage, Jugendbuch, Mut, Schule, Weibliche Jugend, Männliche Jugend, Jugendbücher ab 12 Jahre, Übergewicht, Mobbing, Wertwandel, Schönheit, Dicksein, Soziales Ausgrenzung, dick
Verlag Beltz & Gelberg
Ort Weinheim
Jahr 2017
Umfang 189 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Fußnote Nominierung - Deutscher Jugendliteraturpreis 2018
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Tanz der Tiefseequalle : Roman / von Stefanie Höfler


Niko, der Dicke, die Qualle beamt sich gern in andere Welten. Auf dem Klassenausflug rettet er jedoch ganz real Sera, die aussieht wie Nofretete, vor einer Grapschattacke. Sera fordert ihn zum Tanzen auf, was verrückt ist, und zu einem echten Notfallabenteuer führt: Die beiden hauen ab, verbringen die Nacht im Freien und klauen zum Frühstück Eis an der Tankstelle. Es ist der Beginn einer Freundschaft zweier 14-Jähriger, die gegensätzlicher nicht sein könnten, aber im entscheidenden Moment mutig über ihren Schatten springen. Eine berührende Geschichte, leicht und humorvoll erzählt.


Quelle: 1000 und 1 Buch, Nadine Bieker
Es ist zunächst kein unbekanntes Setting, das uns Stefanie Höfler, die 2016 für ihr Debüt „Mein Sommer mit Mucks“ zu Recht hochgelobt worden ist, in „Tanz der Tiefseequalle“ präsentiert: die schöne Sera, der coole Marco, Außenseiter Niko und ein Klassenausflug, auf dem zuerst alles läuft wie erwartet – und dann doch anders kommt. Sera und Niko lassen unvermutet die Demütigungen der KlassenkameradIinnen hinter sich und befinden sich plötzlich auf einer Reise, die mehr ist als ein „Notfallabhau-Abenteuer“, nämlich der Aufbruch zur Erkenntnis, dass Schönheit nicht nur mit dem Aussehen zu tun hat.

Alternierend erzählt aus Seras und Nikos Perspektive lernen wir die beiden zunächst kennen: Sera, die sich mehr Gedanken macht, als sie preisgibt, weil sie nicht mehr auffallen möchte als alle anderen auch. Auch deshalb ist Niko verwundert, als sie sich nach der Schule von ihm verabschiedet: „Wenn mir jemand zuwinkt, dann ist das normalerweise nicht ernst gemeint“ – schließlich ist er übergewichtig und immer die Zielscheibe, nicht nur für den allseits beliebten Marco. Warum Sera und Niko einander plötzlich wahrnehmen, wissen sie nicht mal selber so genau; es ist so – und daher zögert Niko keinen Moment, als Marco Sera auf dem Klassenausflug gegen ihren Willen viel zu nahe kommt.

Höfler erzählt hier nicht nur eine weitere Variante der Geschichte von der Schönen und dem Biest. Es gelingt ihr vielmehr – auch durch die Genauigkeit ihrer Beschreibungen – ein authentisches Psychogramm zweier junger Menschen mit ihren Zweifeln, Gedanken und Erkenntnissen. Immer wieder kommen die beiden zusammen, sehen und erkennen einander immer besser, und schließlich kann Sera sich selbst eingestehen, „dass ich längst angefangen habe, mich irgendwie wohlzufühlen mit ihm.“ Dass diese beginnende Liebe glaubwürdig wird und bleibt – auch für die LeserIinnen – liegt daran, dass die Autorin den Prozess des Kennenlernens langsam laufen lässt, dem Zögern und Staunen viel Platz gibt. Das macht dann aber auch den Unterschied aus zu vielen anderen Geschichten über die erste Liebe.

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Doris Göldner
Großartiger Roman über das Erwachsenwerden, falsche Vorstellungen, überraschende Erkenntnisse und die Freundschaft zwischen der schönen Sera und dem übergewichtigen Niko. (ab 12) (JE)

Sera und Niko gehen in dieselbe Klasse. Sera ist sehr attraktiv und beliebt, während Niko wegen seines Übergewichts ausgegrenzt und drangsaliert wird. Eines Tages schenkt Sera aus einer ihr selbst unerklärlichen Laune heraus Niko ihre Aufmerksamkeit, winkt ihm zu und grüßt ihn laut. Dieser Moment ändert alles!

Niko, zuerst stoisch und passiv, wehrt sich nun gegen das Mobbing und kommt Sera zu Hilfe, als der Klassendraufgänger Marko zudringlich wird. Eine leise Annäherung zwischen Sera und Niko beginnt. Bei der Klassendisco tanzt sie mit ihm und muss erleben, dass die Ausgrenzung auf sie ausgedehnt wird. Sie fängt an, darüber nachzudenken, was wirklich zählt und welchen Einfluss die Umwelt auf die eigene Haltung hat.

Niko spricht über diese Erlebnisse mit seinen einzigen Freunden, dem schweigsamen Osman und dem hyperaktiven Little, und kommt damit dem eigenen Selbst wieder näher. Er war nicht immer das "Michelin-Männchen", sondern begann aus Kummer über die Scheidung seiner Eltern zu viel zu essen. Aber wäre er ein ganz anderer, wenn er dünner wäre?

Die Geschichte, die einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen umfasst, wird abwechselnd aus Nikos und Seras Sicht erzählt, wobei die Autorin beiden Protagonisten einen eigenen Ton gibt. Niko ist reflektiert und eloquent, Sera eher wortkarg. Beiden gemeinsam ist ihr Humor und die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln.

In diesem lesenswerten Roman werden die Themen Ausgrenzung, Mobbing und Vorurteile ohne pädagogischen Zeigefinger, dafür mit einer Extraportion Humor dargestellt. Wenn Sera und Niko von der Landschulwoche ausreißen und mit den Folgen ihrer Entscheidung konfrontiert sind, ergeben sich äußerst komische Augenblicke. Dieser glaubwürdige, authentisch erzählte Roman ist LeserInnen ab 12 unbedingt zu empfehlen!


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Martina Michaeler
Sera hebt kurz die Hand hebt und winkt Niko auf dem Schulflur zu. Es ist nur eine kleine Geste. Doch Sera ist eine Schönheit mit ägyptischen Wurzeln und Niko ist ein dicker Außenseiter, der von der ganzen Klasse drangsaliert wird. Dieser kleine Gruß auf dem Schulflur ist der Auslöser für alle späteren Ereignisse. Er bewirkt, dass sich Niko sich bei einer Klassenfahrt vor Sera stellt um sie vor Marko, dem obercoolsten Jungen der Klasse zu schützen. Marko mit dem Sixpack und der ausrasierten Frisur, hat sich vorgenommen, Sera während der gemeinsamen Klassenfahrt "klarzumachen". Er wird er handgreiflich und begrapscht Sera. Marko ist auch der Meister im Niko-Demütigen. Er weiß genau, wo man am besten trifft und wie man am besten verletzt. Von einem Moment zum anderen wird Sera, die sich immer bemüht hat, nicht zu sehr aufzufallen, von den anderen ausgegrenzt. Ganz plötzlich wird sie zur Persona non grata. Ihr ist klar, dass Marko etwas über sie erzählt haben muss. Und sie reagiert darauf in einer unerwarteten Weise, sie sucht ausgerechnet bei Niko Schutz. Als sie bei der Klassendisco von keinem Jungen zum Tanzen aufgefordert wird, tanzt sie mit dem Außenseiter. Der hat lange geübt, ruhig und überlegt mit dem Hass der anderen umzugehen, er ist es gewohnt, das Opfer zu sein. Sera nicht. Jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden. Sera und Niko hauen miteinander ab und überraschenderweise kommen sie gut miteinander aus. Niko fällt auf, dass er Seras Humor unter- und ihre Mädchenzickigkeit überschätzt hat und auch Sera ertappt sich immer wieder bei vollkommen falschen Vorstellungen und Erwartungen. Eigentlich ist Niko ein Typ, den alle bewundern müssten, wäre sein Körper nicht, wie er eben ist. Niko stellt sich immer wieder vor, aus seinem Körper zu schlüpfen, so wie eine Schlange aus einer alten Haut und dabei die Hälfte seines Fleisches hinter sich zu lassen. Heraus kommt dann ein Superniko-Ich, das leicht und dünn und beweglich ist. Er wünscht sich einen Körperschäler, um aus der Gefangenschaft in diesem unförmigen Körper herausgeschält zu werden, so lange, bis er ganz normal aussieht. Nico ist ein vernachlässigtes Kind, dessen Leben in ein Davor und Danach geteilt ist. Davor war seine Familie noch heil und ganz, danach haben sich die Eltern getrennt und ihn bei seiner Oma abgestellt, davor war er dünn, danach dick. Davor war alles unbeschwert, danach kompliziert. Als Sera ein altes Foto vom Davorniko findet, entdeckt sie, dass er nicht immer so dick war. Das ist für Sera die vielleicht überraschendste Erkenntnis über 10c4 den dicken Niko: Er war einmal ein ganz normaler Junge. Könnte Niko nicht einfach wieder abnehmen? Sera stellt sich vor einen Spiegel, stopft sich Kissen unter die Kleider und bläst ihre Wangen auf. Wäre sie dieselbe, wenn sie dick wäre? Was macht das Wesen eines Menschen aus?

Die Autorin erzählt die Geschichte im Wechsel aus Nikos und aus Seras Perspektive. Beide Hauptdarsteller haben einen ganz eigenen Ton: Sera spricht in kurzen, "wortsparsamen" Sätzen und lässt jedes überflüssige Wort weg. Nikos Ausdrucksweise hingegen ist eloquent, erfindungsreich und sprachlich auf einem sehr hohen Niveau. Sera und Niko sind zwei Menschen, die den Leser berühren. Doch auch die Nebenfiguren sind äußerst liebenswert: Nikos überdimensional dicker Mechanikerfreund Osman und sein hyperaktiver, nervöser und ständig auf- und abspringender bester Freund Little. Oder Seras älterer Bruder Farid, der immer zu allem eine Meinung hat, die er mit seiner großen Klappe auch jedem klarmachen muss. Zu Sera und Niko fällt aber selbst ihm keine Lösung ein. Er nennt die Gefühlsverwirrung seiner Schwester ein "klassisches Dilemma". Denn Niko ist witzig und klug, Sera fühlt sich wohl mit ihm. Und dann sieht er so aus, dass man eigentlich unmöglich mit ihm zusammen sein kann. Eigentlich. Niko selbst glaubt auch nicht daran, dass ein schönes Mädchen sich mit einem wie ihm einlassen würde. Er weiß genau, wie er aussieht und hört alles, was die anderen über ihn sagen. Er hält sich selbst für relativ robust, doch Seras Zuneigung rüttelt ihn vollkommen durch. Zum Schluss erleben die beiden etwas so Besonderes zusammen, dass es einen Zeitanhalter bräuchte, damit es so bleibt. Alles fühlt sich gut an und richtig. Das Ende bleibt offen. Sicher ist nur: Nico und Sera werden keine einfache Geschichte haben.

Stefanie Höfler erzählt von Mobbing und Gewalt, von Liebe, von Verrat und davon, was Freundschaft bedeutet. Leser ab 12 Jahren werden mit der eigenen, vorgefertigten Meinung und den eigenen Werten konfrontiert und mit den (oft grausamen) Bewertungskriterien unserer Gesellschaft.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
13030 JE6, Höf

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