Die Welt im Rücken

Melle, Thomas, 2016
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-87134-170-0
Verfasser Melle, Thomas Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Zerrissenheit, Wahn, Erlebnisbericht, Befreiung, Heilung, bipolare Störung, Psychiatrie, Manisch-depressive Krankheit, Wahnvorstellungen, manisch-depressive Erkrankung, manische Depression, Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016
Verlag Rowohlt Berlin
Ort Berlin
Jahr 2016
Umfang 347 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Die Welt im Rücken / von Thomas Melle


'Wenn Sie bipolar sind, hat Ihr Leben keine Kontinuität mehr. Die Krankheit hat Ihre Vergangenheit zerschossen, und in noch stärkerem Maße bedroht sie Ihre Zukunft. Mit jeder manischen Episode wird Ihr Leben, wie Sie es kannten, weiter verunmöglicht. Die Person, die Sie zu sein und kennen glaubten, besitzt kein festes Fundament mehr. Sie können sich Ihrer selbst nicht mehr sicher sein. Und Sie wissen nicht mehr, wer Sie waren. Was sonst vielleicht als Gedanke kurz aufleuchtet, um sofort verworfen zu werden, wird im manischen Kurzschluss zur Tat. Jeder Mensch birgt wohl einen Abgrund in sich, in welchen er bisweilen einen Blick gewährt; eine Manie aber ist eine ganze Tour durch diesen Abgrund, und was Sie jahrelang von sich wussten, wird innerhalb kürzester Zeit ungültig. Sie fangen nicht bei null an, nein, Sie rutschen ins Minus, und nichts ist mehr mit Ihnen auf verlässliche Weise verbunden.'
Thomas Melle leidet seit vielen Jahren an einer manischen Depression, auch bipolare Störung genannt. Nun erzählt er davon, erzählt von persönlichen Dramen und langsamer Besserung, und gibt einen außergewöhnlichen Einblick in das, was in einem Erkrankten vorgeht. Die fesselnde Chronik eines zerrissenen Lebens, ein autobiographisch radikales Werk von höchster literarischer Kraft.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Uschi Pirker
Schonungslose Eigenschau über das Leben mit und trotz einer bipolaren Erkrankung. (DR)

Das Gute gleich zuerst: Thomas Melle leidet zwar an einer unheilbaren psychischen Krankheit, die ihm und seiner Umgebung oft das Leben erschwert, aber er ist allen Einschränkungen zum Trotz ein erfolgreicher Autor. Während seine ersten Bücher das Thema seiner bipolaren Störung nur stellenweise anreißen, ist "Die Welt im Rücken" ein schonungsloser autobiografischer Bericht über sein Ich, gefangen in der Erkrankung. Melle selbst verwendet nicht gerne den Begriff "bipolar", so wie er heute üblich ist. Für ihn ist die frühere Bezeichnung "manisch-depressive Erkrankung" wesentlich passender. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen der bipolaren Erkrankung und Melle selbst leidet an einer besonders schweren Form, bei der sich Manie und Depression über sehr lange Zeiträume halten.

Es ist erstaunlich, wie exakt der Autor sich selbst in den Fängen der Krankheit beschreiben kann. Die LeserInnen spüren regelrecht die Unruhe, die Getriebenheit und auch den Anflug von Größenwahn, der die Ankunft der Manie kennzeichnet. Das Abklingen der Manie ist für den Betroffenen eine große Erleichterung. Doch diese Phase der Entspannung ist üblicherweise nur von kurzer Dauer, da kurz darauf eine lange und intensive Phase der inneren Leere und Trauer folgt.

Der autobiografische Roman ist in sich komplett schlüssig, obwohl die Krankheit an sich im wahrsten Sinne "unfassbar" bleibt. Melle schildert sein Leben in der Ich-Form und in außerordentlich facettenreicher Sprache. Die LeserInnen können das Ausmaß der Gefühlswelt eines Manisch-Depressiven erahnen. Vielleicht lernen sie dadurch, bei erkrankten Angehörigen ungewöhnliche Verhaltensweisen besser zu deuten. Wirklich verstehen kann selbst der Betroffene die Krankheit nicht.

Trotz seiner Schonungslosigkeit und Offenheit empfinde ich das Buch als Mutmach-Buch, da es zeigt, dass auch ein psychisch schwer erkrankter Mensch nichts an seinen intellektuellen Fähigkeiten einbüßen muss. Vielleicht ist er manchmal in seinem Tun eingeschränkt, eventuell durch Tabletten ein wenig sediert, dies kann ihn aber nicht daran hindern, seiner Berufung nachzugehen. Sehr empfehlenswert.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
12948 DR.B, Mel

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