Waltherpark : Schlussapplaus : ein Innsbruck-Krimi

Lindner, Clemens, [2016]
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-85093-357-5
Verfasser Lindner, Clemens Wikipedia
Systematik DR.D - Kriminalromane, Thriller, Agentenromane
Schlagworte Nervenheilanstalt, Innsbruck, Krimis, Thriller, Spionage, Fiktionale Darstellung, Theater, Landestheater, NS-Vergangenheit, Waltherpark, jungen Frauen
Verlag Berenkamp
Ort [Wattens]
Jahr [2016]
Umfang 164 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Annotation Hans Peter Fetz ist nicht nur mit einem wenig charmanten Namen geschlagen, er spielt auch in seinem Schauspielberuf eine nur untergeordnete Rolle. Die großen Bühnenhelden kreuzen nicht seinen Weg. Seine familiäre Vergangenheit erweist sich immer wieder als drückende Last – die Mutter ist Epileptikerin und landet in einer Nervenheilanstalt, den Vater mit NS-Vergangenheit lernt Fetz erst kurz vor dessen Tod kennen.
Fetz, der nie ein richtiges Liebesverhältnis hatte, stellt jungen Frauen nach, die sich nur für seine Theaterkollegen interessieren. Als er vom Landestheater, in dem er gleichsam zum Inventar gehört, gekündigt wird, gibt es für ihn kein Halten mehr: Einmal richtig leben und die Puppen tanzen lassen! Für diesen Traum geht Fetz sogar über Leichen.
„Waltherpark“ ist eine fiktive Geschichte. Menschen, Tiere, Orte und Dinge – alles ist erdacht. Der Roman führt von der Bühne, die so manchem die Welt bedeutet, zum Tod, wo das Theater echt ist. Es ist eigentlich gar nicht die Schauspielerei, die der unglückliche Protagonist liebte. Es war eigentlich nicht Hass, nach dem ihm sein Sinn stand. Was er in Wahrheit liebte, werdet ihr erfahren, wenn ihr Hans Peter Fetz bis zum Schluss begleitet. Der Autor möchte, dass Ihnen sein Schicksal zu Herzen geht. Und außerdem kann es jeder halten, wie er will. Zeigen Sie sich weniger kritisch, vielmehr menschlich – dadurch erhöhen Sie ihr Lesevergnügen.


Quelle: Pool Feuilleton
Der Sinn von Denkmälern muss immer wieder neu definiert werden, unbestritten sind diese Stelen, Figuren und Obelisken freilich als Orientierungshilfe bei der Müllentsorgung, als Treffpunkte für erotische oder psychodelische Rendezvous und schließlich als ideale Schauplätze für literarische Morde.

Clemens Lindner baut das Schicksal seines Helden Fetz rund um das Waltherdenkmal am Waltherplatz zu Innsbruck auf. In einer Welt voller Fiktion und Spielereien wird das Denkmal des mittelalterlichen Ober-Minnen zu einer Schnittstelle zwischen Wahn und Wirklichkeit. In einem Waltherzitat als Vorspann wird darauf hingewiesen, dass niemand ohne eine gewisse Grundfeindschaft leben kann.

Held dieser Tragödie rund um den Waltherpark ist Hans Peter Fetz, der schon als Kind als Hosen-Fetzer bezeichnet worden ist, wenn wieder einmal was in die Hose gegangen ist. Er ist Schauspieler und wird vom versteinerten Theaterdirektor gemobbt. Als er sich weigert, sich für das Programmheft fotografieren zu lassen, wird er für die nächste Saison gekündigt. Noch allerdings muss er seine Sachen fertig spielen. Seit man ihm die Nase zerhauen hat, bekommen seine Rollen automatisch etwas Berührendes: Ein Lear ohne Nase gilt auch in der Provinz als gewagte Inszenierung.

Gekränkt und irritiert bleibt Fetz in der Folge wie der Kafka-Käfer im Bett liegen und verweigert die Auftritte. Er frisst sich in seine eigene Rolle hinein, wo komme ich her, wer bin ich. Ein Besuch bei seiner Schwester bringt sein geknicktes Selbstwertgefühl auf den Punkt. Die Mutter ist psychisch schwer bedient und in einer Anstalt, vom Vater, der einst als Nazi schnell ein Kind gezeugt hat, fehlt lange Zeit jede Spur. Alles, was er über sich weiß, hat er sich aus Theaterrollen zusammengestöpselt.

So ist auch sein Frauenbild ziemlich schräg, im Wechselspiel zwischen Bewunderung und interlinearer Verführung bleibt in Echtzeit nichts mehr von den Frauen übrig. Eine Frau aus der Theaterszene begleitet ihn schließlich zwischen zwei Lokalitäten und wird anderntags ermordet am Waltherplatz aufgefunden. Für Fetz ist die Welt völlig aus dem Ruder gelaufen. Am liebsten würde er alle Frauenhälse zudrücken, damit Ruhe ist. Und schon wieder wird jemand tot am Domplatz aufgefunden. In einem Notizbuch ist alles aufgeschrieben, was hinter den Rollen steckt. Es ist egal, ob man es findet oder nicht. Der Schlussapplaus ist jedenfalls schon ausgebrochen.

Clemens Lindner zeigt einen Helden, der von sich selbst irritiert ist. Zum einen nimmt er Rollen wörtlich und füllt sie ohne Rücksicht auf Verluste aus, zum anderen ist seine eigene Persönlichkeit ausgehöhlt und mit allerhand falschem Zeug verstellt. Das Theater kann durchaus zu einer Therapie werden, in der die Persönlichkeit verlorengeht, zumal in der Peripherie Ursache und Wirkung oft vertauscht sind. - Eine süffisante Analyse des Theaterwesens in der Provinz.

Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
12604 DR.D, Lin

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