Korridorwelt : Roman

Platzgumer, Hans, 2014
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-89401-786-6
Verfasser Platzgumer, Hans Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Belletristische Darstellung, Österreich, Selbstmord, Musik, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur, Los Angeles, Calif., Erdbeben, Österreicher, Los Angeles, Straßenmusikant, Tocotronic, Goldene Zitronen, Hans Platzgumer, Yucca Corridor, Earthridge Erdbeben, Straßenmusik
Verlag Ed. Nautilus
Ort Hamburg
Jahr 2014
Umfang 223 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Korridorwelt : Roman / von Hans Platzgumer


Julian Ogert verdient sein Geld in Münzen. Als Straßenmusiker schlägt er sich in Los Angeles durch, spielt Gitarre auf dem Ocean Front und lebt am Eingang des berüchtigten Yucca Corridor, einem der gefährlichsten Viertel der kalifornischen Metropole. Als Sechzehnjähriger hat er seine Heimat Österreich überstürzt verlassen und ist seitdem immer weiter nach Westen geflohen, über die Schweiz und Paris nach New York und quer durch die Vereinigten Staaten. Das Leben im Korridor ist alles, was ihm geblieben ist; er ist ein Gewinner, weil er nichts zu verlieren hat. Doch 1994 erschüttert das Northridge-Erdbeben Los Angeles und die fragile Welt, in der Julian sich eingerichtet hat. Wer kann, verlässt die von Nachbeben bedrohte Stadt. Die illegalen Einwanderer bleiben so wie Julian.

Korridorwelt ist teils Roadmovie, teils Musikroman. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, dessen Jugend explodiert und der auf dieser Schockwelle bis ans andere Ende der Welt getragen wird, wo er beschließt, sich nicht seinem Schicksal zu ergeben.


Quelle: Pool Feuilleton
Ein Korridor gilt in Tirol als etwas besonders Exklusives und Wertvolles, Jahrzehntelang sind beispielsweise die Osttiroler mit einem Korridorzug unter Ausschluss der Realität von Lienz nach Innsbruck gefahren, ehe man dem Zug seinen Korridor-Charakter genommen hat.

In Hans Platzgumers "Korridorwelt" ist ähnlich exklusiv wie bei den Osttirolern eine eigene Welt gemeint, die sich nur dem Korridorbewohner erschließt. Der Held Julian Ogert nämlich lebt in Amerika eine Zeitlang als Straßenmusikant in einer eigenen Welt. In Los Angeles ist dieser Held für eine gewisse Zeit zur Ruhe gekommen und stellt fest, dass man einen Fluchtpunkt ständig verlegen muss, sonst ist es keiner mehr. (101)

Der Held durchläuft im Roman eine Zeit zwischen dem sechzehnten und sechsundzwanzigsten Lebensjahr, dabei wird er von zwei Elementarereignissen durchgeschüttelt. Als Sechzehnjähriger entdeckt er in der Linzer Wohnung seine Eltern im Wohnzimmer, wie sie ruhig aufgehängt von der Zimmerdecke hängen. Julian merkt sich genau die Kleidungsstücke und Posen, die die Eltern umwehen, er merkt sich ein Leben lang die Zeile aus dem Abschiedsbrief des Vaters: "Eines Tages wirst du verstehen." (46)

Die zweite Erschütterung ist das Erdbeben von Los Angeles, worin sich Julian schon die längste Zeit als Straßenmusiker herumtreibt. Beide Vibrationen treiben die Erinnerung voran, denn in Echtzeit gibt es nur die Musik, die sich wieder in Luft auflöst, nachdem sie gespielt worden ist.

Diese leere musikalische Gegenwart wird gefüttert mit der Aufbruchs-Story, als Julian nach dem Suizid seiner Eltern verstört mit der Bundesbahn nach Wien fährt und ins AKH eingewiesen wird. "Für mich war Linz ein Fehlstart. […] Ich war jung genug, um an einen Neuanfang zu glauben." Jede Erinnerung an Linz wird zudem überlagert vom Roadmovie der Musik, das Julian mit Oneway-Tickets nach Hamburg, New York und an die Westküste hinter sich bringt. Jeder Aufenthalt gleicht dabei einem Leben im Korridor, denn nur in kleinen Portionen greift die Realität auf den streunenden Musikanten zu. Dabei kommt es zu kulturellen Kleinodien, wenn etwa ein Mexikaner nicht begreifen kann, dass die Europäer nie die Länge ihres Schwanzes nachmessen sondern diesen einfach benützen, egal wie lang er auch ist.

Nach dem Erdbeben in L.A. flüchten die Menschen so gut sie können aus der Stadt, auch Julian macht sich wieder auf den Weg und landet schließlich in einer chilenischen Bergbaustadt, immer im Korridor, immer von der eigenen Musik umgeben. Das Ende taucht als Daumen auf, der versucht, ein Auto anzuhalten für Santiago de Chile.

Hans Platzgumer erzählt recht beeindruckend von der Überlebenskunst on the road, diese Kunst ist immer frisch, weil sie jeden Tag neu entwickelt werden muss. Das Leben in der Korridorwelt ist also nichts für ein Archiv und schon gar nicht für einen Vorlass geeignet.

Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
12399 DR.E, Pla

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