Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens : Kriminalroman

Bottini, Oliver, 2017
3 Sterne
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-8321-9776-6
Verfasser Bottini, Oliver Wikipedia
Systematik DR.D - Kriminalromane, Thriller, Agentenromane
Schlagworte Thriller, Krimi, Krimis, Thriller, Spionage, Fiktionale Darstellung, Mecklenburg, Kriminalroman, Korruption, Rumänien, Politthriller, Der kalte Traum, Dunkler Tod, Ein paar Tage Licht, Im Auftrag der Väter, Im Sommer der Mörder, Im weißen Kreis, Jäger in der Nacht, Mord im zeichen des Zen, Das verborgene Netz, Banat, Landraub, Krimis &amp, Krimis & Thriller, Cover Wald, Oliver Bottini, Deutscher Krimipreis, Machtgier, Krimi Herbst, Louise Boni, Langer Titel
Verlag DuMont
Ort Köln
Jahr 2017
Umfang 413 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage Erste Auflage
Sprache deutsch
Fußnote Deutscher Krimi-Preis 2018
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens : Kriminalroman Bottini, Der Tod in den : Kriminalroman Bottini, Der Tod in den : Kriminalroman / von Oliver Bottini


Banat/Rumänien 2014: Ioan Cozma hat abgeschlossen mit der Welt. Der Kripo-Kommissar lebt allein, es sind nur noch ein paar Jahre bis zu seiner Pensionierung; wenn er nicht groß auffällt, wird auch niemand in seiner Vergangenheit wühlen. Es ist besser so. Doch die Welt will ihn nicht in Ruhe lassen. Ausgerechnet Cozma wird die Ermittlungsleitung in einem brutalen Mordfall übertragen: Die junge Lisa Marthen, eine Deutsche, wurde erstochen aufgefunden. Ihrem Vater gehört ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, und der Verdacht fällt auf einen seiner jungen Feldarbeiter, der in Lisa verliebt war und seit ihrem Tod verschwunden ist. Als eine Spur nach Mecklenburg führt, macht Cozma sich auf den Weg und muss feststellen, dass er dort nicht der Einzige ist, der für Gerechtigkeit sorgen will
Oliver Bottini zeigt, wie sich die radikale Einsamkeit des Menschen durch Gier und Machthunger noch verstärkt. Doch eines bricht sich immer wieder Bahn der Glaube an etwas Gutes und an Menschlichkeit. Die Spannung zwischen diesen Polen ist es, durch die Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens eine existenzielle Wucht entfaltet.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Johannes Preßl
Ein spannender Kriminalfall vor den Kulissen der globalen Agrarwirtschaft in Osteuropa. (DR)

Der rumänische Kripo-Kommissar Ioan Cozma möchte eigentlich sein Berufsleben ruhig auslaufen lassen, da wird ihm die Ermittlungsleitung in einem Mordfall übertragen, der untrennbar mit der Entwicklung Rumäniens nach dem Sturz von Ceaucescu verbunden ist. Die junge Lisa Marthen wurde im rumänischen Neu-Prenzlin Opfer eines brutalen Mordes und die Schlüsselfigur dazu scheint ihr Vater zu sein. Der deutsche Industrielle Jörg Marthen spekuliert seit der "Öffnung" in Rumänien mit Grundstückspreisen, kassiert hohe Subventionen und kauft in großem Stil landwirtschaftliche Nutzflächen auf. So wie es auch die Araber tun, die Italiener, die Österreicher und die Dänen. Cozma stößt bei seinen Ermittlungen auf ausländische Investoren ohne moralische Schranken, auf hoffnungslose rumänische Bauern, die mit ihrem Land ihre kulturelle Identität verlieren, auf alte Polit-Bonzen, die unauffällig in das neue Wirtschaftssystem gewechselt sind, und auf Menschen, die in der erbarmungslosen Welt der globalen Agrarwirtschaft ihr Glück suchen.

Oliver Bottini hat mit diesem Roman ein kleines Kunststück zustande gebracht: Eine spannende Handlung vor der realistischen Kulisse des sich in allen Bereichen wandelnden Rumäniens - und das alles in einer gehaltvollen, großteils poetischen Sprache. Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte!



Das meint Krimi-Couch.de: Auf die Diktatur folgt die Globalisierung

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Nach der Wende wurden Großkonzerne der Agrarindustrie politisch gefördert, Kleinbauern hatten zumeist das Nachsehen. Nicht immer ging es bei den LPG-Umwandlungen rechtmäßig zu. Jörg Marthen, Bauer aus Prenzlin, zog 2011 Konsequenzen und mit Frau und Tochter nach Rumänien, wo er seitdem seinen Traum lebt.

Im September 2014 scheint der Traum ausgeträumt, die Frau ist längst zurück in Deutschland, die 18-jährige Tochter liegt ermordet im Wald. Der Täter scheint bereits festzustehen, ein junger rumänischer Mitarbeiter, der wohl vergeblich ein Auge auf die Tochter des Chefs geworfen hatte. Er war zum Zeitpunkt am Tatort, im Kamin seiner Wohnung finden sich Überreste seiner verbrannten Kleidung, an dieser Blutspuren der Toten.

»Auf seiner Kleidung ist Blut.«
»Wie kommen Sie an seine Kleidung?«
»Lag im Kamin. Er hat sich umgezogen.«
»Selbst wenn es ihr Blut ist: Würde das beweisen, dass er sie getötet hat?«
»Es würde nahelegen, dass er auf ihr gelegen hat, als sie blutete. Ersparen sie mir solche Spitzfindigkeiten bitte.«
»Darauf hinzuweisen, dass das Naheliegende nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, nennen Sie spitzfindig?«

Kommissar Ioan Cozma von der Kripo in Temeswar sieht seinem nahenden Ruhestand entgegen, taucht mit seinem Kollegen Ciprian »Cippo« Rusu schon lange unter dem Radar. Bloß nicht auffallen oder anecken, sollen die anderen Kollegen die Mordfälle lösen. Beide haben hierfür ihre Gründe.

Cozma verfolgt seine dunkle Vergangenheit, denn in Zeiten der Diktatur war er bereits als Polizist tätig, nicht immer wurden rechtsstaatliche Methoden angewandt. Währenddessen steht Cippo auf der Liste der DNA, der Antikorruptionsbehörde; zu oft hat er sich schmieren lassen. Jetzt also noch mal ein Mordfall, dessen Auflösung offensichtlich erscheint. Allein ein grüner Polo, der zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts gesichtet wurde, stört die Ermittlungsarbeit, denn der Hauptverdächtige floh zu Fuß.

Die Ermittlungen schlagen bald hohe Wellen, der Verdächtige flieht nach Prenzlin, dort wo seine unnahbare Liebe aufgewachsen ist. Cosma versucht ihn dort aufzufinden und merkt schnell, dass er nicht alleine unterwegs ist. Ein Wettrennen gegen Zeit beginnt …

Parallelen zwischen Rumänien und Ostdeutschland
Oliver Bottini ist einer der wichtigsten deutschen Krimiautoren der Gegenwart, liefert er doch regelmäßig neben spannenden Plots auch gleichzeitig schonungslose politische Analysen. Im vorliegenden Fall mit dem sperrigen Titel »Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens« geht es unter anderem um die Folgen der Globalisierung am Beispiel der Agrarindustrie sowie um Einblicke in die Diktaturen in Rumänien sowie in der DDR und deren Auswirkungen auf die Gegenwart.

»Wenn es so einfach gewesen wäre.«
»Einfach nicht, aber dafür friedlich. Eine friedliche Revolution.«
»Richtig, ihr hattet keine Toten.«
»Vorher und nachher schon.«
»Nachher?«
»Selbstmorde. Stasi-Leute, Offiziere. Parteikader. Und bei Euch?«
»Über tausend. Die meisten erst nach der Hinrichtung von Ceausescu am 25. Dezember. Ist noch nicht ganz klar, was genau geschehen ist. Welche Rolle haben Ceausescus Gegner in der Kommunistischen Partei, das Militär, die Securitate gespielt. Deshalb nennen es die einen «Revolution», die anderen «Staatsstreich».«

Während, wie eingangs erwähnt, durch die Subventionierung der Großindustrie die ostdeutschen Kleinbauern das Nachsehen hatten und in Folge die ländlichen Gebiete zunehmend veröden (billige Arbeitskräfte aus Osteuropa verrichten die Feldarbeit, junge Einheimische wandern ab), breiten sich in Rumänien ausländische Investoren immer mehr aus. Große landwirtschaftliche Flächen gehören arabischen, libanesischen oder eben auch deutschen Firmen. Die rumänischen Kleinbauern haben das Nachsehen, leben in Armut und wenden sich verstärkt – wie in Ostdeutschland – rechten Bewegungen zu.

»Keine Lügen diesmal.«
»In diesem Land retten Lügen manchmal Leben.«
»Die Zeiten sind vorbei.«
»Schau ins Parlament, Polizist, und du weißt, dass es nicht vorbei ist.«
»Rumänien ist nicht das Parlament oder die Sozialdemokraten oder Victor Ponta.« Cippo bückte sich, hob einen Klumpen Erde hoch und hielt ihn Voinea entgegen. »Das ist Rumänien.«
»Nein, das ist jetzt Deutschland.«

»Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens« ist ein großartiges Buch, dessen Themenpalette lange über das pure Leseerlebnis hinaus wirkt. Man denkt über die Folgen der dbf Globalisierung nach, das politische Geschwätz vom »Wachstum über alles«, aber auch über die Folgen persönlicher Schicksalsschläge.

Davon bietet das Buch reichlich, an vielen Stellen heißt es durchatmen. Fans von Friedrich Ani kommen in dieser Hinsicht voll auf ihre Kosten. Doch wartet bei all der Trauer und Einsamkeit am Ende Erlösung? Nein, nur die Erkenntnis über die Zusammenhänge. Bis dahin sterben zahlreiche Menschen, nicht nur die Bösen. Das ist ebenso mutig wie konsequent und verstärkt den bleibenden Eindruck.

Jörg Kijanski, Januar 2018

Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
12364 DR.D, Bot

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