Die große Heimkehr : Roman

Kim, Anna, 2017
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-518-42545-9
Verfasser Kim, Anna Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Liebe, Flucht, Japan, Verrat, Nordkorea, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Vergangenheitsbewältigung, Spionage, Terrorismus, Verfolgung, Diktatur, Koreakrieg, Nord-Süd-Konflikt, Besatzung, Kalte 634 r Krieg, Kim Il Sung, Kim-il-Sung, Kollaboration, Kommunismus, Propaganda, Südkorea
Verlag Suhrkamp
Ort Berlin
Jahr 2017
Umfang 558 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage Erste Auflage
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Die große Heimkehr / von Anna Kim


Seoul, im April 1960. Johnny Kim, seine Geliebte Eve Moon und sein bester Freund aus Kindertagen Yunho Kang sind auf der Flucht vor der berüchtigten Nordwest-Jugend, einer antikommunistischen, paramilitärischen Schlägertruppe im Dienst der Regierung Südkoreas. Diese steht kurz vor dem Zusammenbruch, seit Wochen geht die Bevölkerung gegen den autokratischen Präsidenten Rhee auf die Straße. Gemeinsam wagen Johnny, Eve und Yunho die illegale Überfahrt nach Japan und finden Unterschlupf und Arbeit im koreanischen Viertel Osakas. Doch schon bald werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt: Ein Mädchen ist verschwunden, und der Verdacht fällt auf Johnny
Spionagegeschichte, politischer und historischer Roman in einem, handelt »Die große Heimkehr« von Freundschaft, Loyalität und Verrat, vom unmöglichen Leben in einer Diktatur. Das Buch erzählt von den Folgen der Teilung der koreanischen Halbinsel und den Anfängen des heutigen
Nordkorea, als die Gewaltherrschaft Kim Il Sungs noch in den Kinderschuhen steckte. Und es stellt sich der Frage: Wem gehört Geschichte? Den Siegern, die Archive verschließen und Dokumente schwärzen? Oder dem Einzelnen, der seine Erfahrungen von Verlust und Verlorenheit
an andere weitergibt, Verlierer wie er selbst?

»Sprache wie ein Seziermesser benutzend, behutsam und souverän, legt die Autorin Tiefenschichten menschlichen Daseins an sich frei.« Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur

Quelle: Pool Feuilleton
Historische Romane benützen oft nur minimale Erzähl-Stäbchen, um den Leser sauber mit dem fetten Stoff in Verbindung zu bringen und eine generelle Verdauung auszulösen.

Anna Kim wählt eine Erzählerin, die im Europa der Gegenwart adoptiert und verortet ist und erstmals nach Korea fährt, von wo aus sie als Kind fortgetragen worden ist. Die Erzählerin der Gegenwart trifft auf den alten Yunhoo, der in die 1950er und 1960er Jahre zurückblendet, wo sich das Wesen Koreas maßgeblich verändert hat. Wir europäischen Leser sind zwar täglich auf der Straße und im Netz mit südkoreanischer Hardware unterwegs, wissen von den Bewohnern aber nur, dass sie ein anstrengendes Bildungssystem haben, das gerne im Suizid endet.

Die Nachkriegszeit hinterlässt sowohl im Norden als auch im Süden eine völlig zerrüttete Bevölkerung, deren Individuen sich einen persönlichen Reim auf das Desaster machen müssen. Der erzählende Yunhoo ist damals mit Eve und ihrem Geliebte Johnny verbunden, alle drei versuchen, die politischen Ereignisse zu überleben. Denn Johnny wird der Spionage für Nordkorea bezichtigt, Eve hat ständig ein Verhältnis mit irgendeinem GI und Yunhoo versucht, auf den Bildungsboom aufzuspringen, der in Südkorea ausgerufen wird.

Die Alltagsarbeiten der drei sind mannigfaltig, einmal müssen sie Wahlzettel fälschen und bekommen nach der Anzahl der gefälschten Stimmen bezahlt. "Der Geschmack des Fleisches kommt beim Kauen, der Geschmack der Worte beim Sprechen." (222) Mit solchen Parolen versuchen sie, der Südkoreanischen Diktatur einen Sinn abzuknöpfen.

Aber es hilft alles nichts, die drei müssen nach Japan fliehen, von wo aus sie dann ihr Leben einzuordnen gedenken. Ständig dröhnen die Werbetrommeln für die "große Heimkehr", womit Nordkorea verlorene Söhne und Töchter anzulocken versucht. Manch einer erliegt diesem Angebot und verschwindet für immer. Den Überlebenden bleibt ein bescheidenes Angebot: "Ich lebe ein Leben, das nicht mir gehört, sondern jenen, die es mir ermöglichen." (360) Und während der ganzen Erzählung läuft ein Stück Vinyl, auf dem "Solitude" gepresst ist, ein Sound für alle Zeiten.

In dieser Geschichte kennen sich am Schluss nicht einmal mehr die Betroffenen selbst aus. Der Erzählerin der Rahmenhandlung ist das ganz recht, hat man den Eindruck, sie ist beim Zuhören verstummt wie die Leser, die diesem koreanischen Chaos nichts entgegenhalten können als ein bisschen Zeitgeschichte und das Gefühl, von allem nichts zu verstehen. - Eine fast magische Einladung, sich mit Korea zu beschäftigen, und eine aufregende Form, Zeitgeschichte vor der Archivierung abzupassen und noch einmal richtig abzuklopfen.

Helmuth Schönauer

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Ingrid Kainzner
Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund der chaotischen Jahre, in denen die Trennung zwischen Nord- und Südkorea stattfand. (DR)

Nach dem Ende der japanischen Kolonialherrschaft (1945) und dem Koreakrieg (1950-1953) wurde Korea in zwei Teile zerrissen. Nordkoreanische Kommunisten und die Armee des von den Amerikanern unterstützten Diktators Syngman Rhee kämpften in einem extrem grausamen Krieg um die Macht. Auf beiden Seiten wurden furchtbare Gräueltaten verübt. Ideologische Auseinandersetzungen und Spionage zersetzten den Zusammenhalt der Gesellschaft bis ins kleinste Dorf. Niemand konnte davor sicher sein, denunziert zu werden. Anna Kim lässt vor diesem Hintergrund ihren Roman entstehen. Der fast 80-jährige Yunho erzählt einer jungen Übersetzerin seine Lebensgeschichte.

1960 lernen er und sein Freund Johnny die kapriziöse Eve kennen, die einen westlichen Lebensstil pflegt und eine Schwäche für amerikanische GIs hat. Beide verlieben sich in die rätselhafte Schöne. Die Umstände, die Eve, Yunho und Johnny nach Seoul verschlagen haben, lassen sie sehr vorsichtig sein und verhindern wirkliche Nähe. Besonders schwer hat es Yunho, er gilt als unzuverlässig, da sein Bruder auf der Seite der nordkoreanischen Kommunisten kämpft. Er gerät zwischen die Fronten; sowohl die Kommunisten als auch deren Gegenspieler wollen ihn für ihre Seite gewinnen. Als er eines Mordes verdächtigt wird, flüchten er, Johnny und Eve auf einem Schiff ins japanische Osaka und versuchen, im koreanischen Viertel zu überleben.

Anna Kim hat ein aufwühlendes und bedrückendes Buch geschrieben, das außer der Dreiecksgeschichte vor allem eine umfassende Landeskunde Koreas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bietet. Obwohl eine Erklärung der politischen Zusammenhänge gerade für ein mit der Geschichte des Fernen Ostens nicht vertrautes Publikum hilfreich ist, hemmt die Überfülle an Fakten die Romanhandlung beträchtlich. Hier wäre ein verantwortungsvolles Lektorat dringend notwendig gewesen. Das Fehlen eines solchen ist umso bedauerlicher, da Anna Kim eine Autorin ist, die wirklich etwas zu sagen hat und sowohl über Stilsicherheit als auch Talent verfügt, um eindringliche Szenen zu gestalten. "Die große Heimkehr" erfordert allerdings viel Geduld und ein explizites Interesse für Korea.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
11937 DR.E, Kim

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