Unterleuten : Roman

Zeh, Juli, 2016
3 Sterne
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-630-87487-6
Verfasser Zeh, Juli Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Brandenburg, Sozialer Konflikt, Dorf, Bauvorhaben, Windpark
Verlag Luchterhand
Ort München
Jahr 2016
Umfang 639 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Juli Zeh
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Unterleuten : Roman / von Juli Zeh


Der große Gesellschaftsroman von Juli Zeh

Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtlinge aus Berlin gerne kaufen, um sich den Traum von einem unschuldigen und unverdorbenen Leben außerhalb der Hauptstadthektik zu erfüllen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Denn da ist nicht nur der Gegensatz zwischen den neu zugezogenen Berliner Aussteigern, die mit großstädtischer Selbstgerechtigkeit und Arroganz und wenig Sensibilität in sämtliche Fettnäpfchen der Provinz treten. Da ist auch der nach wie vor untergründig schwelende Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern. Kein Wunder, dass im Dorf schon bald die Hölle los ist

Mit Unterleuten hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller liest. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert?


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Ingrid Kainzner
Die Planung eines Windparks im Dorf Unterleuten entfacht einen erbitterten Kampf, in dem sowohl Alteingesessene als auch Zugezogene Allianzen und Intrigen schmieden und für die Durchsetzung ihrer Interessen vor kriminellen Handlungen nicht zurückschrecken. (DR)

Das idyllische Dorf Unterleuten im Brandenburgischen hat zwar keine Touristenattraktionen zu bieten, zieht aber Jahr für Jahr Ornithologen an, welche hier selten gewordene Vogelarten beobachten können. Auch ein paar Aussteiger aus dem nicht allzu weit entfernten Berlin proben seit einiger Zeit in Unterleuten das Landleben. Da ist der 45-jährige ehemalige Dozent der Sozialwissenschaften, der mit seiner jungen Frau und dem gemeinsamen Baby nach Unterleuten gezogen ist und nun als Naturschützer arbeitet. Linda, eine attraktive 25-Jährige, setzt alles daran, die Genehmigung für eine Pferdezucht zu bekommen. Unter den Alteingesessenen ragt der erfolgreiche Unternehmer Gombrowski hervor, der es geschafft hat, das Landgut seiner Familie, das in der DDR-Zeit enteignet wurde, wieder zurückzubekommen und Kron, sein Widersacher, ein Wendeverlierer, der nicht verwinden kann, in die Bedeutungslosigkeit gesunken zu sein. Das Dorf gerät in Aufruhr, als bekannt wird, dass ein Windpark gebaut werden soll. Dies ist aber nur möglich, wenn eine entsprechend große zusammenhängende Fläche verfügbar ist. Dazu müssten einige Grundstücke verkauft werden, was deren Besitzer in eine privilegierte Lage bringt.

Damit sind Streit und Intrigen vorprogrammiert. Sowohl die Zugezogenen als auch die Alteingesessenen kämpfen um ihre Interessen. Dabei geht es nicht nur um materielle Vorteile, sondern auch um alte Rechnungen zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern, um zerstörte Illusionen und Lebenslügen. Geradezu mythisch spitzt sich der Kampf zwischen Gombrowski und seinem Kontrahenten Kron zu, die Frau des eloquenten Naturschützers, die bisher ganz in der Symbiose mit ihrem Baby aufgegangen ist, gewinnt Konturen und die attraktive Pferdeflüsterin schockiert sogar ihren Freund mit der Skrupellosigkeit, mit der sie ihre Pläne verfolgt.

Es ist wirklich bewundernswert, wie gekonnt Juli Zeh ihre ProtagonistInnen miteinander in Beziehung setzt, deren Charaktere schildert und die Handlung ungemein spannend vorantreibt. Der vieldiskutierte Roman liest sich wie ein Thriller und geht weit über eine moderne "Dorfgeschichte" hinaus. Der Autorin ist es gelungen, den Zeitgeist und das Lebensgefühl einer ganzen Epoche sichtbar zu machen, sehr zu empfehlen!


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Markus Fritz
Juli Zehs neuer Roman spielt in Unterleuten, einem Dorf in Brandenburg. Dort leben Einheimische und Zugezogene, die vor allem aus Berlin zugezogen sind, auf der Suche nach einem ruhigen Ort mit unberührter Natur. In über 60 Kapiteln erzählen mehrere Personen aus den individuellen Perspektiven vom Unterleutener Dorfleben.

Gerhard, ein Umweltschützer, ist mit seiner jungen Frau und der kleinen Tochter aus der Großstadt nach Unterleuten gezogen. Er wird von einem Nachbarn schikaniert, der am helllichten Tag Autoreifen verbrennt. Auch Linda ist aus Berlin ins Dorf gezogen, sie möchte dort eine Pferdefarm errichten und braucht dafür Land. Doch niemand will ihr Land verkaufen. Dann gibt es die beiden Dorffürsten Gombrowski und Kron, die bereits zu DDR-Zeiten erbitterte Gegner waren. Und dann taucht Meiler auf: er kommt aus dem Westen und hat viele Grundstücke gekauft. Der Grund wird schnell klar: ein Investor aus dem Westen will einen großen Windpark errichten. Damit die Anlage gebaut werden kann, bräuchte es 10 ha zusammenhängendes Land. Das hat aber niemand. Nun setzt ein erbittertes Feilschen und Handeln um das Land ein. Nun kommen die Konflikte, die aktuellen und die alten offen zu Tage. Unterschiedliche Interessen prallen aufeinander. Der Bürgermeister träumt von den Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die Umweltschützer möchten den Windpark mit allen Mitteln verhindern. Für Kron und Gombrowski ist dies die Gelegenheit, die alte Feindschaft wieder aufleben zu lassen.

Kunstvoll und geschickt verknüpft die Autorin die einzelnen Handlungsfäden, Geschichten und Figuren miteinander. Schritt für Schritt wird enthüllt, worum es geht. Die Autorin verhandelt in diesem großen Gesellschaftsroman mehrere große Themen; den Umweltschutz, das Verhältnis zwischen Ökonomie und Ökologie, die Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land, die DDR-Vergangenheit und die Investoren aus dem Westen, um nur einige zu nennen. Juli Zeh erzählt in einer einfachen Sprache und sie versteht es meisterlich, Dialoge zu schreiben und Alltagssituationen zu schildern. Alles in allem ein gelungenen Gesellschaftsroman, der vom Leser einerseits angesichts des Umfanges einiges an Ausdauer und Geduld verlangt, andererseits sich flüssig und gut liest.
Bemerkung Katalogisat abgeglichen mit: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
9971 DR.E, Zeh

Leserbewertungen

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  • 3 Sterne Sittenbild einer egoistischen Gesellschaft, jeder gegen jeden, auf Eigeninteressen bedacht. Universell übertragbar!
    Bewertung abgegeben von Leser 41 am 14.09.2021
  • 3 Sterne Sittenbild einer egoistischen Gesellschaft, jeder gegen jeden, auf Eigeninteressen bedacht. Universell übertragbar!
    Bewertung abgegeben von Leser 41 am 13.09.2021