Ich bin wie der Fluss : ilderbuch über die Kraft der Sprache

Scott, Jordan, 2021
Antolin Klasse: 3 Zum Antolin Quiz
Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-8489-0197-5
Verfasser Scott, Jordan Wikipedia
Beteiligte Personen Smith, Sydney [Ill.] Wikipedia
Systematik JD.T - Themen- und problemorientierte Bilderbücher
Schlagworte Bilderbuch, Mut, Außenseiter, Kinderbuch, Kommunikation, Wasser, Erzählerische Bilderbücher, Sohn, Geschenk, Isolation, Achtsamkeit, Fluss, Stille, Sprachförderung, Vater und Sohn, Sprache, Stottern, Wörter, Zuversicht, Stärke, Kinder stärken, Lieblingsplatz, künstlerisch
Verlag Aladin
Ort Stuttgart
Jahr 2021
Umfang 40 ungezählte Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Jordan Scott, Sydney Smith ; aus dem Englischen von Bernadette Ott
Fußnote Nominierung Deutscher Jugendliteraturpreis 2022
Annotation Außergewöhnliche Geschichte eines Jungen, der es schafft, sich aus seiner Isolation zu befreien - brillant illustriert. Für Kinder und Erwachsene.

Ein Junge, der stottert. Er fühlt sich nicht in der Lage, so zu kommunizieren, wie er es möchte. Denn die Worte bleiben stecken. Seine Tage sind meist ganz still und in der Schule hofft er, dass er nichts sagen muss. Erst als sein Vater ihn mit zum Fluss nimmt und ihm vor Augen führt, dass seine Sprache wie das Wasser ist, sprudelnd, aufwühlend, wirbelnd, herabstürzend, findet er seine Stimme wieder. Und seinen Mut.

Quelle: 1000 und 1 Buch, Ela Wildberger
Ein kleiner Junge, der mit dem Klang von Wörtern aufwacht, sie aber nicht sagen kann. Die Buchstaben treiben Wurzeln in seinem Mund, umzingeln seine Zuge, sodass nur mehr ein stummes, staunendes Lächeln auf seinen Lippen bleibt. Wortlos startet das Kind in den Tag, durch den wir ihm folgen: seiner Stille, seinen Niederlagen, seiner Erkenntnis. In der Schule versteckt er sich in der letzten Reihe, um dem Blick des Lehrers und dem Gespött seiner MitschülerInnen zu entgehen. „Sie erkennen und verstehen nicht. Sie hören nur, dass ich nicht so rede wie sie. Sie sehen nur, wie mein Gesicht sich verzerrt und ich meine Angst nicht verbergen kann.“ An einem besonders schlimmen Tag fährt der Vater mit dem Sohn zum Fluss. Ein ruhiger Ort. Es tut gut, zu schweigen. Und doch tauchen die bösen Bilder auf: aufgerissene Münder, die kichern und ihn auslachen. Der Vater versteht auch ohne Worte: „Siehst du das Wasser? Wie es sich bewegt? Das ist, wie du sprichst. Das bist du.“ Der Junge schaut auf das Wasser, sieht wie es „sprudelt, wirbelt, gischtet, vorwärtsdrängt …“ Und er erkennt. „Ich bin wie der Fluss“ wird zu seinem Mantra – wenn die Tränen kommen, wenn die Wörter fehlen: „Der Fluss ist wie ich. So spreche ich. Auch der Fluss stottert. Wie ich.“

Die poesievoll reduzierten Texteinheiten sind eingebettet in verschwimmende Illustrationen, die in ihrer Unschärfe das „Steckenbleiben“ der Wörter versinnbildlichen, die daraus resultierende Isolation und Not, schließlich die Erleichterung, einen tröstlich bestätigenden Vergleich gefunden zu haben – und die Gewissheit der stillen Aufmerksamkeit und Liebe des Vaters. Ganzseitige, großzügige Bildkompositionen wechseln mit panelartig angeordneten Bildstreifen, die auf Details fokussieren und Gefühle visualisieren. Zurückhaltend und einfühlsam entwickelt Sydney Smith eine kongeniale Bildsprache für verzögertes Sprechen. Pointiert gesetzte Farben unterbrechen die weitgehend dezente Grundtönung; wechselnde Perspektiven, die Räume wie (Gesichts-)Mimiken skizzieren, spiegeln Ungesagtes und Loslassen ebenso wider wie Klang und Rhythmus des Flusses.

In einer Art Nachwort erzählt Jordan Scott „seine“ Geschichte – rückblickend und reflektierend, wendet sich damit an erwachsene LeserInnen, indem er nachvollziehbar beschreibt, wie sich Stottern anfühlt, und wie er gelernt hat, es als etwas Besonderes zu akzeptieren. „Jeder, der stottert, stottert anders ... Mein Stottern gehört mir und ist zugleich Teil eines großen, vielstimmigen Stroms, des sperrigen Redeflusses von Mündern, die alle ihren Alltag meistern. …“

Ein in Text und Bild bemerkenswertes, stilles Buch, das – ganz aus kindlicher Perspektive – eine wichtige Geschichte erzählt, die schwingt und nachklingt.

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Cornelia Gstöttinger
Berührende wie behutsame Annäherung an die Erfahrungen eines stotternden Jungen. (ab 6) (JD)

Das Kinder-Ich in diesem Bilderbuch erwacht und der Klang der Wörter liegt bereits in der Luft. Poetisch und schwebend-leicht. Doch dann entwickeln die Buchstaben ein störrisches Eigenleben, leisten Widerstand, sobald der Junge sie in den Mund nehmen und aussprechen möchte: "Das B in Baum treibt Wurzeln in meinem Mund und umzingelt meine Zunge. Das K ist eine Krähe, die sich in meinen Rachen krallt." Die Wörter stecken fest und der Junge bleibt "stumm wie ein Stein".

In seinem poetischen Text nähert sich der Autor Jordan Scott behutsam der Stimmungslage eines stotternden Jungen an, beschreibt einfühlsam, was in seinem Kopf vorgeht, wenn im Unterricht alle Augen auf ihn gerichtet sind, sich alles in ihm verklumpt und er kein Wort über die Lippen bringt.

Illustrator Sydney Smith, jüngst für "Unsichtbar in der großen Stadt" (2020) mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 ausgezeichnet, findet ausdrucksstarke Bilder für die Ängste und die Nervosität des Jungen, für das Toben und Vorwärtsdrängen der wirbelnden Wörter in seinem Inneren, für die Einsamkeit und Ausgrenzung, wenn andere über sein verzerrtes Gesicht bei seinem Ringen mit den Lauten kichern. Und für das befreiende Gefühl, als er sich schließlich im wilden Sprudeln und Gischten des majestätischen Flusses wiedererkennt und ein kraftvolles Bild für sein Inneres erhält. Mit dem Gedanken an den stolzen Fluss gelingt es ihm, auch seinen Mitschüler*innen sein Stottern fassbar zu machen.

Jordan Scott findet wunderschöne Worte für den Kampf, der im Inneren des sensiblen Jungen tobt. Wie den stotternden Protagonisten im Buch, hat sein Vater auch ihn an einem besonders schlimmen Tag nach der Schule zum Fluss mitgenommen und ihm mit dem Blick aufs Wasser eine Möglichkeit geschenkt, Kraft aus der Natur zu schöpfen, sein Stottern anzunehmen und zu benennen. Ein Gesamtkunstwerk, das allen Büchereien sehr zu empfehlen ist.

Quelle: STUBE
Seitenweise 2021

Kann man wortlos und zugleich voller Worte sein? Und wie kann Wortlosigkeit zu Papier gebracht werden? Eben dieses Kunststück gelingt mit einem kindlichen Protagonisten, dessen Sprachfluss stockt, weil er nur stotternd sprechen kann. Es zeigt sich, dass Sprechen und Erzählen nicht identisch sind; dass Sprache und Worte auch auf anderen Ebenen erfahrbar sind. Während die Sprachlosigkeit und der sichtbar gemachte Klang der Worte durch einfühlsamen Aquarelle auf beeindruckende Weise eingefangen werden, wird in Close-Ups auf einzelne Szenen des Kinderzimmers gezoomt: Der Junge betrachtet ganz genau und verknüpft die visuellen Impressionen mit Buchstaben und Worten, die er fühlen und denken, aber nicht aussprechen kann. Am Ende ist es der Vergleich mit dem Fluss, der ihm zum Sprechen verhilft, denn: „Mein Vater sagt, ich bin wie der Fluss“.

*STUBE*

Quelle: Unsere Kinder, Anita Lehner
„Wenn ich aufwache, höre ich den Klang von Wörtern. Aber ich kann sie nicht sagen. In meinem Mund stecken die Wörter fest. Ich bleibe stumm, wie ein Stein.“

An manchen Tagen fühlt sich alles verklumpt an: Dann tut es gut zu schweigen, mit dem Vater allein zu sein. Jordan Scott sucht in diesem Buch als Ich-Erzähler eine Sprache für die Sprachlosigkeit seiner Kindheit. Sein Vater ging mit ihm, wenn es mit dem Stottern besonders schlimm war, zum Fluss. Er berichtet davon im Nachwort: „Der Fluss hat einen Mund, eine Mündung. Er fließt. Er strömt dahin. Das ist seine natürliche Weise“, so wird er zum Lieblingsort im Leben des Jungen. Wenn die Wörter um ihn herum zu schwer sind, denkt er an den Fluss, „wie er sprudelt, gischtet, wirbelt, vorwärtsdrängt“, und dort, wo er in dessen Kraft hineingenommen wird, können LeserInnen die Doppelseiten ausklappen.

Den Aquarellen fehlt aber jede romantische Schönfärberei. Der kanadische Illustrator zeigt das Element Wasser als Trost und Bedrohung zugleich. Auch die Übersetzerin ist mit in den Fluss gestiegen; auf ba8 diese Weise entstand ein Gesamtkunstwerk, das sich langsam einschreibt in die verschiedenen Seelenschichten der BetrachterInnen. Ein kraftvolles, poetisches, wärmendes Buch oder anders ausgedrückt: Ein Buch über Jordan Scotts „bewegende Taufe hinein in die Sprache“.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
21404 JD.T, Sco

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