Welten auseinander : Roman

Franck, Julia, 2021
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-10-002438-1
Verfasser Franck, Julia Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Familie, Jugend, Kindheit, Eltern, Erste Liebe, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Armut, Trauer, Holocaust, Verlust, Schreiben, DDR, verwahrlosung, anspruchsvolle Literatur, BRD, deutsch-deutsche Geschichte, Selbständig sein, Verantwortungslosigkeit, Biograhie
Verlag S. Fischer
Ort Frankfurt am Main
Jahr 2021
Umfang 367 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage Originalausgabe
Sprache deutsch
Verfasserangabe Julia Franck
Annotation Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart.

»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst.


Produktbeschreibung des Verlags
Ein Gespräch mit Julia Franck über ihr neues Buch “Welten auseinander”

In "Welten auseinander" erzählen Sie von einem Mädchen, Julia, das seinen Weg ins Leben findet. Wie lässt sich eigene Geschichte in Erzählung verwandeln?
Geschichten werden linear erzählt, aus einer ganz bestimmten Perspektive. Wer sich mit Geschichtsschreibung beschäftigt, erkennt sofort, dass unterschiedliche Zeitzeugen, historische Blickwinkel und auch Literaturen je nach Standpunkt vollkommen unterschiedliche Geschichten erzählen. „Welten auseinander“ stellt Erinnerungen, orale Überlieferungen wie familiäre Legenden, Mythen, Behauptungen, Tagebücher unterschiedlicher Menschen, Dokumente aus Archiven, Briefe und ähnliches nebeneinander, sie erlangen ihre gleichwertige Gültigkeit in der Auswahl und Perspektive aus der ich erzähle. Daten und Fakten der Geschichte stimmen, sie sind von dritten nachprüfbar. Es gibt hier aber keine objektive Erinnerung, keine objektive Geschichte. Wie sollte eine solche aussehen? Wir können unsere Geschichte nur subjektiv erzählen. Dabei folge ich bestimmten Motiven, die mich in der Jugend geprägt haben, das Fremdsein und Anderssein. Die Scham. Ängste. Mut. Die gleißende Sehnsucht nach Zugehörigkeit.

"Welten auseinander" lässt sich auch als Familienroman des 20. Jahrhunderts lesen. Wie haben Sie eine Form gefunden für diese umfassende Geschichte?
Diese Familie bricht in jeder Hinsicht mit herkömmlichen Familienmodellen. Eltern und Vorfahren der Urgroßmutter kommen aus Breslau, Königsberg und anderen osteuropäischen Orten. Lotte wird in Berlin geboren, wächst zwischen Schöneberg und Wilmersdorf behütet und vornehm auf. Sie ist die erste ihrer Familie und einzige ihrer Geschwister, die sich nicht in einen Juden verliebt, die darauf besteht, einen Goj zu heiraten. Was für eine moderne und romantische Frau. Sie ist erst 1984 gestorben, daher kannte ich sie noch gut. Lottes Tochter Inge darf nach den Rassegesetzen 1938 nicht mehr an einer deutschen Kunsthochschule studieren, sie darf auch nicht heiraten, sie hat keine Zukunft im Nazideutschland und geht ins Exil. Ihre Kinder bekommt sie unehelich, wie auch Julia später ein uneheliches Kind sein wird. Die politischen, religiösen, beruflichen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse innerhalb dieser Familie unterscheiden sich stark, sie zeigen ein buntes Chaos.

Was hat Ihnen beim Schreiben die größte Freude bereitet?
Es ist das erste Mal, dass ich eins meiner Bücher in drei sehr unterschiedlichen Versionen geschrieben habe. Jedes Mal, wenn ich mit dem Buch fertig war, wollte ich es wenige Wochen später anders schreiben, anderen Motiven folgen, andere Figuren im Buch stärker machen oder sie ganz rauswerfen. Ich konnte mich nicht trennen. Eines Tages merkte ich, es könnte ein unendliches Schreiben werden, wie es sie in der Literaturgeschichte öfter gibt. Manche Autoren können einfach nicht aufhören. Sie arbeiten in Fragmenten, fangen immer wieder an, löschen, stellen um, beenden ihre Sätze selten und nur widerwillig. Oder sie schreiben ihre Geschichte (in Varianten) von Buch zu Buch weiter. Musil, Bernhard, Johnson, Koeppen, Foster Wallace, Ernaux, Duras, Knausgaard, Coetzee, sie schreiben über Jahre (und wenn der Leser Glück hat, über viele Bücher hinweg) im Grunde immer wieder an ihrer Geschichte. Wir sehen uns überwältigt von den unzähligen Möglichkeiten, eine Geschichte so oder so zu erzählen.

Pressestimmen
Bewegende Frauenporträts! -- Karin Waldner-Petutschnig - Kleine Zeitung Published On: 2022-03-05

Julia Franck zeichnet hier nicht nur eine ungeheuerliche und gleichzeitig packende Lebensgeschichte nach, sondern lässt auch ein bedeutendes Stück Zeitgeschichte aus der Innenperspektive entstehen. -- Maria Renhardt - Die Furche Published On: 2022-03-03

Ein radikal ehrliches, radikal gutes Buch. - EMMA Published On: 2022-02-24

Ein Buch des Selbstbehauptung, das vor Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. - Gour-med Published On: 2022-02-21

[...] man gerät immer wieder so stark in den Sog des Erzählten, dass man fast vergisst, dass Welten auseinander ja gar kein Roman ist, sondern eine spannende und bisweilen tragische Lebensgeschichte. - Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung Published On: 2022-02-20

bewegend, berührend, emotional und faszinierend und großartig erzählt -- Wilfried Funke - Schongauer Nachrichten Published On: 2022-01-17

ein faszinierender deutsch-deutscher Familienroman, in dessen Mittelpunkt vor allem starke Frauen stehen - Goslarsche Zeitung Published On: 2022-01-07

Die furiose Geschichte einer Selbstermächtigung, selbst über den Tod hinaus. - Brigitte Woman Published On: 2022-01-05

Die besondere Erzählung einer ungewöhnlichen Kindheit und Jugend, ein Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer genauso erzählt wie von Tod und Liebe. - ZDF aspekte Published On: 2021-12-17

In «Welten auseinander» erzählt Julia Franck meisterlich von ihrer lebenslangen Unbehaustheit -- Michael Hametner - Der Freitag Published On: 2021-12-02

Trotz aller Skepsis der eigenen Erinnerung gegenüber sind ihre Menschenbeschreibungen so anrührend wie aufwühlend. -- Andrea Hanna Hünniger - Cicero Published On: 2021-11-25

»Welten auseinander« ist ein faszinierendes Prosastück und die furiose Geschichte einer Selbstermächtigung, selbst über den Tod hinaus. -- Meike Schnitzler - Brigitte Published On: 2021-11-23

Die große Liebe ist kein Mythos, sondern die Quelle wahrer Schmerzen. Auch von dieser neuen Verlusterfahrung handelt dieses fesselnde Buch. -- Thomas Andre - Hamburger Abendblatt Published On: 2021-11-18

Ein ganz großartiges Buch! -- Elvira Hanemann - radioeins/Schöner Lesen Published On: 2021-11-15

eine[...] der besten Schriftstellerinnen deutscher Sprache [...], die [...] diese Verhältnisse in klarsichtige, scharfsinnige und völlig unlarmoyante Worte zu fassen imstande ist. -- Martin Ebel - Tages-Anzeiger Published On: 2021-11-09

›Welten auseinander‹, ein Buch über das, was Geschichte und Geschichten ausmachen. -- Denis Scheck - SWR 2 Published On: 2021-11-07

ein hoch komplexes erzählerisches Wechselspiel zwischen intimer Nähe und kommentierender Distanz. [...] Viel Schmerz, aber auch jede Menge Energie steckt zwischen den Buchdeckeln -- Peter Mohr - Lokalkompass Published On: 2021-10-29

Dieses schmerzhafte, manchmal wilde und auch schamhafte Leben erzählt Julia Franck in berührender Art. -- Frank Hajasch - NDR Kultur Published On: 2021-10-28

Dabei entwickelt er [der Roman] eine Wärme und Uneingeschränktheit, die [...] ehrlich und geerdet erscheint. -- An 2000 ke Dörsam - taz Published On: 2021-10-23

eindringlich, detailfreudig und mit viel Sinn für Atmosphäre schildert die Autorin die Irrungen und Wirrungen einer besonderen Kindheit und Jugend. - Hörzu Published On: 2021-10-22

Dieses Buch (in dem die Figuren auch genauso heißen wie im realen Leben) hat sich die Wahrheit zur Pflicht und die Schönheit zur Kür gemacht [...]. -- Burkhard Müller - Die Zeit Published On: 2021-10-21

Nie laut, nie grell [...], sondern immer poetisch und berührend. - msn.com Published On: 2021-10-20

Ein Buch über Entbehrungen, Verwundungen, Abschiede, aber auch über die Kraft des Schreibens, der Freundschaft, der Liebe. - Freundin Published On: 2021-10-20

»Welten auseinander« ist ein mutiges Buch, das aus gelebtem Leben Literatur macht. -- Claudia Voigt - Der Spiegel Published On: 2021-10-16

Das größte Kunststück, das Julia Franck in „Welten auseinander“ gelingt, ist der von Selbstmitleid und Bitterkeit vollkommen freie Ton der Ich-Erzählerin. -- Melanie Mühl - Frankfurter Allgemeine Zeitung Published On: 2021-10-16

die lesenswerte Autobiografie einer schwierigen Jugend -- Meike Feßmann - Deutschlandfunk Kultur Published On: 2021-10-14

Ihre eigene Familiengeschichte enthält eine Fülle von Erzählenswertem. -- Claudia Ingenhoven - NDR Published On: 2021-10-14

Mit jedem ihrer Romane setzt sich die Buchpreis-Trägerin von 2007 intensiver mit ihrer eigenen Geschichte auseinander – und die Fragen gehen ihr nicht aus. - Stern Published On: 2021-10-14

eine sehr persönliche Geschichte über die Fremdheit im eigenen Lebensumkreis, die über den individuellen Fall weit hinausreicht. -- Eberhard Falke - Deutschlandfunk – Büchermarkt Published On: 2021-10-13

Lesenswert. -- Britta Helmbold - Ruhr Nachrichten Published On: 2021-10-13

eine ganz wilde und verblüffende Geschichte [...], ganz spannend zu lesen. [...] Ambivalenzen sind hier absolut erlaubt in diesem großen Familienroman. -- Anne-Dore Krohn - RBB Published On: 2021-10-13

radikal persönlich [...]. ein aufwühlendes Buch in berückender, zu Teilnahme zwingender Sprache. -- Cornelia Geißler - Berliner Zeitung Published On: 2021-10-12

beeindruckend, manchmal atemberaubend -- Anja Brockert - SWR2 Published On: 2021-10-10
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Julia Franck wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin. 1997 erschien ihr Debüt ›Der neue Koch‹, danach ›Liebediener‹ (1999), ›Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen‹ (2000) und ›Lagerfeuer‹ (2003). Sie verbrachte das Jahr 2005 in der Villa Massimo in Rom. Für ihren Roman ›Die Mittagsfrau‹ erhielt Julia Franck den Deutschen Buchpreis 2007. Der Roman wurde in 40 Sprachen übersetzt, ein Kinofilm ist in Vorbereitung. Nach ›Rücken an Rücken‹ (2011) erschien zuletzt ›Welten auseinander‹ (Platz 1 der SWR-Bestenliste). Für ihr Werk wurde sie 2022 mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis ausgezeichnet.Literaturpreise:1995 Siegerin beim Open Mike-Wettbewerb1998 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste1999 Stipendium der Stiftung Niedersachsen2000 3sat-Preis in Klagenfurt2004 Marie Luise Kaschnitz Preis2005 "Roswitha Preis" der Stadt Bad Gandersheim2007 Deutscher Buchpreis2010 war die englische Ausgabe der ›Mittagsfrau‹ auf der Shortlist des Independent Foreign Fiction Prize und auf der Shortlist des ›Jewish Quaterly‹ sowie für den internationalen IMPAC nominiert.2022 Schiller-Gedächtnis-Preis

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Ursula Pirker
Autobiografischer Roman. (DR)

Die 8-jährige Julia flieht mit ihrer Mutter und den Geschwistern aus der DDR und verbringt ihre Kindheit abwechselnd in Notaufnahmelagern, bei Pflegefamilien, bei Freunden oder unter katastrophalen Zuständen in einem Abbruchhaus. Die Parallelen zur Biografie der Autorin werden nicht zuletzt durch die Namensgleichheit der Protagonistin betont.

Das Mädchen zeigt eine erstaunliche Stärke darin, die Zustände, in denen sie lebt, zu erkennen und zu ertragen. Sie leidet nicht nur unter der chaotischen Mutter und der ältesten Schwester, sondern hat auch Probleme mit ihrer eineiigen Zwillingsschwester. Mit 13 Jahren ist sie an einem Punkt angekommen, an dem sie ihre Lebenssituation keinen Tag länger ertragen kann. Sie findet Unterschlupf bei früheren Freunden, die auch aus der DDR geflohen sind. Als deren Ehe in die Brüche geht, ist sie auch dort im Weg und hält sich mit verschiedensten Jobs über Wasser. Trotz allem schafft sie es, die Schule mit dem Abitur abzuschließen.

Lichtblicke in der Erzählung sind die Besuche bei ihrer Oma Inge, die freiwillig im DDR-Sektor verbleibt und als Bildhauerin Berühmtheit erlangt. Inge (Ingeborg Hunzinger) wird als resolute Frau beschrieben, die klare Vorstellungen davon hat, wie sie ihr Leben gestalten möchte. Kinder im üblichen Sinne sind ihr fremd und so durften auch Julia und ihre Geschwister sie nie Oma nennen. Julia liebt jedoch die Besuche im Theater und Museen, die sie in späteren Jahren mit Inge gemeinsam machen darf. Sie würdigt die Arbeit der inzwischen gealterten Frau, hadert jedoch mit der Erkenntnis, dass diese jahrelang die Stasi als Spitzel unterstützt hat.

Schon als Schülerin lernt Julia Stephan kennen und später auch lieben. Ihre Welten sind so weit auseinander, wie man es sich kaum vorstellen kann. Der gut behütete Stephan aus dem Berliner Westen ist der komplette Gegensatz zu Julia, die aus dem Osten kommt und in ihrem Leben schon viele Höhen und Tiefen erleben musste.

Ein fesselnder Roman, der zum Teil deprimierend und verstörend ist. Mancher Rückblick in die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern ist etwas ausufernd geraten. Auch die eine oder andere unübersichtliche Satzkonstruktion bremst mit dem Einsatz von zahlreichen Pronomina den Lesefluss.

Ein sehr empfehlenswerter Roman.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
21194 DR.B, Fra

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