Man kann Müttern nicht trauen : Autofiktionaler Roman

Roedig, Andrea, 2022
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-423-29013-5
Verfasser Roedig, Andrea Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Kindheit, Fiktionale Darstellung, Tochter, Mutter, Erzählende Literatur, Homosexualität, Verschwinden, Trauer, Kinder, Rheinland, Sozialer Aufstieg, Verlust, Mutter-Tochter-Beziehung, Traumatisierung, Traumata, Autofiktionaler Roman, Roman Neuerscheinung, Frauenemanzipation, Umgang mit Verlust, Familie und Sexualität, Kriegskindheit, ohne Mutter, Schuld und Sehnsucht
Verlag DTV
Ort München
Jahr 2022
Umfang 238 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Andrea Roedig
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Man kann Müttern nicht trauen : Roman Roedig,Man kann Müttern / von Andrea Roedig




»Ich kenne sie als etwas, das früher war. Vertrautheit ohne Boden.«



Ihre Mutter Lilo war eine schöne Frau, Jahrgang 1938, ein Kriegskind. Durch Heirat gelang ihr der soziale Aufstieg von der Modeverkäuferin zur Chefin einer Metzgerei. Das Unglück ist noch nicht absehbar, doch Alkohol- und Tablettenabhängigkeit prägen zunehmend das Familienleben. Als ihre Tochter zwölf Jahre alt ist und nachdem die wohlhabende Düsseldorfer Metzgerfamilie Insolvenz angemeldet hat, verlässt Lilo die Familie. Sie ist für drei Jahre verschwunden, um danach immer wieder kurz im Leben ihrer Tochter aufzutauchen. Doch der Riss lässt sich nicht mehr kitten. Eine beeindruckend klare, literarische Annäherung an eine fremde Frau, die eigene Mutter.

Interview mit Andrea Roedig:
„Man kann Müttern nicht trauen“ ist ein sehr persönliches Buch, und was es beschreibt, vor allem das Verschwinden der Mutter, liegt zum Teil weit zurück. Was gab Ihnen den Impuls, dieses Buch jetzt zu schreiben?

Sehr lange Zeit dachte ich, ich könne diese Erinnerungen gar nicht zu Papier bringen. Dann habe ich mich auf Umwegen dem Thema genähert; ich habe zum Beispiel Mütter interviewt, die ihre Familie verlassen hatten. Der entscheidende Impuls war dann aber Tod meiner Mutter im Jahr 2015; ich wusste: wenn ich es jetzt nicht angehe, wird alles irgendwann vergessen sein. Es gibt wohl für jeden Text einen Zeitpunkt, an dem er „reif“ ist, an dem er geschrieben werden kann und muss. Mein Buch hat lange darauf gewartet.

Der erste Teil des Buches spielt im Düsseldorf vor allem der 1960er und 1970er Jahre. Gibt es etwas, was für Sie eine rheinländische Kindheit ausmacht?

Für mich war diese Kindheit geprägt durch das so genannte „katholische Milieu“ – es zeichnet sich aus durch eine gewisse Unbefangenheit, aber auch durch Doppelmoral und Härte. Man lässt die schwarzen Schafe auch gern fallen. Im Stadtteil Bilk herrschte diese Enge des „Jeder kennt Jeden“, darunter hat meine Mutter vermutlich sehr gelitten: immer beobachtet und bewertet zu werden. Sehr stark auf mich gewirkt hat der Rhein und seine weite Landschaft, wir haben viel am Rheinufer gespielt. Mit dem Rad über die Rheinkniebrücke zu fahren, fühlte sich frei und verwegen an.

Ihre Mutter hat die Familie verlassen, als Sie 12 Jahre alt waren. Dürfen Mütter so etwas tun?

Ja, ich denke schon. Es ist wahnsinnig schmerzhaft, für beide Seiten, Kinder und Mütter – aber warum sollen Frauen nicht tun dürfen, was Männer ganz selbstverständlich machen? Damals war dieses „die Familie verlassen“ noch viel mehr ein Vergehen als heute – es führte zu Schuldkomplexen, die alles nur viel schlimmer machen und die Gräben noch vertiefen.

Die Verbindung zur eigenen Mutter ist immer etwas Besonderes, wenn sie nicht vorhanden ist, ist auch diese Abwesenheit immer präsent: welche Spuren hat das bei Ihnen hinterlassen, und war das Schreiben eine Art Befreiung oder Bewältigung?

Es war für mich immer, als lebte ich mit einer „Leerstelle“, die sich meist eigentümlich taub anfühlte, die aber in plötzlichen Augenblicken sehr weh tat, wie ein nicht heilbarer Verlust. Das Schreiben war für mich ganz klar eine Auseinandersetzung mit diesem „Nichts“, es erlaubte mir auch, mich so mit meiner Mutter zu beschäftigen, wie sie es nie gewollt hätte: ihr Leben zu verstehen, zu rekonstruieren. Ein bisschen habe ich mir die verlorene Mutter auch aneignen können in diesem Prozess, und das fühlt sich tatsächlich befreiend an.

Pressestimmen
Das Buch ist eine beeindruckende, essayistische Annäherung an eine erschreckend fremde Frau: die eigene Mutter. - welt.de, Die besten Sachbücher Published On: 2022-06-01

Die Publizistin Andrea Roedig beschäftigt sich im Roman ›Man kann Müttern nicht trauen‹ intensiv mit dem Leben ihrer Mutter und ihrem schwierigen Verhältnis zueinander. Ein Buch über das Loslassen. -- Annemarie Stoltenberg - NDR Kultur Published On: 2022-05-11

Andrea Roedig schneidet stattdessen mit dem Skalpell ›wunderschrecklichschön‹ in ein ihr fremd gebliebenes Leben, hält sich dabei mit Tränen zurück, und auch das kann niemanden kalt lassen. - Kurier Published On: 2022-05-07

Das Buch ist eine Suche, bei der man vom Pfad abkommt und an einem unerwarteten Ort landet. -- Linda Stift - Die Presse Published On: 2022-05-07

[…] ohne Zweifel eine der bemerkenswertesten Neuerscheinungen dieses Frühjahrs, nicht nur für dtv. -- Edo Reents - Frankfurter Allgemeine Zeitung Published On: 2022-05-05

Roedigs Memoir ist intim und zugleich eine Reflexion über die verpasste Emanzipation der Mütter. - Brigitte Woman Published On: 2022-05-01

Das Buch ›Man kann Müttern nicht trauen‹ ist keine Abrechnung, sondern das berührende Protokoll eines lebenslangen Annäherungsversuchs. - tv.orf.at, Bestenliste 05/2022 Published On: 2022-05-01

Viel mehr als eine individuelle Familiengeschichte! Es gelingt ihr exzellent, den Zeitgeist der 50er, 60er und 70er Jahre einzufangen.“ -- Günter Kaindlstorfer - Ö1 Published On: 2022-04-20

Das Leben ihrer Mutter lässt Roedig wie ein Daumenkino in Zeitlupe ablaufen. (…) Grandios differenziert. (...) Ein erstaunliches autofiktionales Memoir. -- Elisa von Hof - Der Spiegel Published On: 2022-04-09

Andrea Roedig hat ein trauriges und ergreifend aufrichtiges Buch geschrieben. -- Günter Kaindlstorfer - WDR 5, Bücher Published On: 2022-04-08

Andrea Roedig gelingt ein Buch, das unter die Haut und an die Nieren geht. Es ist die Geschichte von einer, die auszog, das Fühlen zu lernen. -- Susanne Schaber - Ö1, Ex Libris Published On: 2022-04-03

Unglaublich spannend. Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen will. -- Joachim Scholl - Deutschlandfunk Kultur Published On: 2022-03-28

Andrea Roedig erzählt in „Müttern kann man nicht trauen“ vom Zerfall ihrer Familie. Ein hartes, lesenswertes Buch über Sehnsucht und Selbstbehauptung. -- Nadine Lange - Der Tagesspiegel Published On: 2022-08-03

Die präzise, furchtlose Offenheit geht unter die Haut. -- Tanja Ochs - Heilbronner Stimme Published On: 2022-05-21

›Man kann Müttern nicht trauen‹ lautet der Titel ihres neuen Romans. Was sie darin aus dem eigenen Leben erzählt, geht unter die Haut. -- Birgit Brunsteiner - LT1 – Oberösterreichs größter Privatsender Published On: 2022-05-13

Es ist ein wichtiges Buch: weil es über Schattenseiten einer Mutter-Tochter-Beziehung erzählt, weil es gegen den Mythos einer heilen Familienwelt, einer immer rettenden Mutter angeht, weil es vielleicht jenen helfen kann, die selbst in ähnlichen Situationen aufwachsen mussten. -- Brigitte Schwens-Harrant - Die Furche Published On: 2022-04-28

Dieses Buch tut weh, zugleich ist es schön in seiner Präzision des Beschriebenen. Wenn Marcel Reich-Ranickis Anspruch, das zu Papier zu bringen, was man selbst durchlebt hat, tatsächlich umgesetzt wird, dann ist es in diesem Text gelungen. -- Dagmar Weidinger - Wiener Zeitung Published On: 2022-04-09

Am Ende weiß man nicht, was man mehr bewundern soll: den Mut, den es gebraucht hat, um ein derart intimes Buch zu schreiben, oder die wie selbstverständlich wirkende poetisch-literarische Form, die Andrea Roedig für diesen Hochseilakt gefunden hat. Ein wirklich großer Wurf. -- Julia K dc8 ospach - Falter Published On: 2022-03-16

Das Buch erzählt auch von Befreiungsversuchen, Hoffnungen – und einem Frauenleben in den 1960er-Jahren. - Der Standard Published On: 2022-03-12

Wie in einem Fotoalbum erzählt Andrea Roedig die Geschichte einer Familie, analysiert schonungslos ihre Beziehungsgeflechte, taucht ein in die 1960er, 70er Jahre mit ihrem eigenen Zeitkolorit, das sie gekonnt einfängt. -- Stefan Hauck - boersenblatt.net Published On: 2022-03-01
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Andrea Roedig, geboren in Düsseldorf, ist Essayistin und freie Publizistin. Sie promovierte im Fach Philosophie, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin und leitete fünf Jahre die Kulturredaktion der Wochenzeitung ›der Freitag‹. Seit 2007 lebt Andrea Roedig in Wien und ist Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift ›Wespennest‹.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
19542 DR.B, Roe

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