Das Schildkrötenfest : Roman

Zoderer, Joseph, 2015
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-7159-8
Verfasser Zoderer, Joseph Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Sehnsucht, Identität, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur, Frau, Marihuana, Mexiko, Roman, Werkausgabe, Fremde, Urlauber, Südtiroler, Joseph Zoderer, Die Walsche, Hermann-Lenz-Preis, Walther-von-der-Vogelweide-Preis, Femde, Gringo
Verlag Haymon Verlag
Ort Innsbruck
Jahr 2015
Umfang 199 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Joseph Zoderer, mit Materialien aus dem Vorlass des Autors sowie Beiträgen von Sieglinde Klettenhammer und Andrea Margreiter
Illustrationsang Illustrationen
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Das Schildkrötenfest : Roman / von Joseph Zoderer


EINE LANGE REISE, EIN KENNENLERNEN, EINE AMOUR FOU.


"Hinter seinen geschlossenen Augenlidern sah er Nives unter einer herbstlichen Platane, die herzförmigen Blätter leuchteten in durchscheinendem Honiggelb, bis ein Regenwind sie auf den Gehsteig blies; sie liefen das Trottoir hinauf und hinunter, und Nives drehte sich in einem Männermantel, und als es zu schneien anfing, warf sie den Mantel vor die Füße der Leute, die auf den nächsten Bus warteten, und tanzte vor aller Augen im Schnee."

Eine Reise ins Unbekannte - und zu sich selbst
Eigentlich ist Loris froh, auf der langen Fahrt hinunter nach Mexiko mit sich allein zu sein. Dass die Schöne neben ihm entweder Zeitung liest oder schläft, ist ihm nur recht. Aber später, als sie durch die Wüste fahren, beginnt er mit ihr zu sprechen. Eine unerwartete Vertrautheit entsteht - für eine Nacht. Am nächsten Morgen ist Nives, die Schöne, verschwunden. Auf der Weiterreise erhält Loris immer wieder Nachrichten von ihr - und dann überrascht sie ihn in seinem Hotelzimmer.

Intensiv und eindringlich, melancholisch und schön
Joseph Zoderer erzählt von der Sehnsucht nach eindeutigen Gefühlen, vom Abenteuer des Sich-Verlierens und von den Fluchtmanövern, die wir inszenieren, um nicht schutzlos dazustehen vor einem unerwarteten Glück. Dass wir für dieses Glück alles riskieren, zeigt Zoderer mit eindringlicher Intensität.

Eine Werkausgabe für einen der führenden Erzähler der Gegenwart
"Das Schildkrötenfest" ist der zweite Band einer Edition, in der die Werke von Joseph Zoderer, einem der führenden Erzähler der Gegenwartsliteratur, in Einzelbänden neu aufgelegt werden. In Zusammenarbeit mit dem Brenner-Archiv Innsbruck wird dieser Band durch ein Nachwort von Sieglinde Klettenhammer sowie Materialien aus dem Vorlass des Autors ergänzt.

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>Ein berührendes Buch, die Geschichte einer Liebe, die immer weniger greifbar wird, je mehr Loris sie zu fassen versucht.
>"Das Schildkrötenfest" ist eine Geschichte von brennendem Begehren. Zoderer ist ein großartiger Erzähler, stets nah an seinen Figuren, eindringlich und klar.
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Bisher in der Werkausgabe erschienen:
* Dauerhaftes Morgenrot
* Das Schildkrötenfest

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"In jenen Werken, die seinen literarischen Ruhm begründet haben, war Zoderer nie so locker und ungezwungen im Erzählton und so komisch wie hier."
Tiroler Tageszeitung

"Zoderer entspinnt eine schöne Liebesgeschichte ... mit poetischen Sätzen und sensiblem Gespür für die Widerspiegelungen der inneren Befindlichkeiten in den Objekten des Äußeren, erzählt Zoderer seine Geschichte ..."
profil, Nina Schröder

"Im schwebenden Ton des souveränen Erzählers gehalten, liefert Zoderers kleiner Roman faszinierende Momentaufnahmen."
Die Weltwoche

Quelle: Pool Feuilleton
Eine Werkausgabe zu Lebzeiten streckt vor allem nach zwei Seiten die Arme aus. Einmal soll ein frisches Publikum mit dem abgeklärten Werk eines alten Zeitgenossen vertraut gemacht werden, zum anderen sollen die Fans überprüfen, wie die Leseringe von damals heute als Jahresringe wirken.

Joseph Zoderers zweiter Streich der Werkausgabe gilt dem 1995 erschienen Roman "Das Schildkrötenfest". Neben dem Abdruck des Originaltextes gibt es ein sehr ergriffen gehaltenes Nachwort von Sieglinde Klettenhammer, worin vor allem der Kampf des Autors mit seinem Text dargestellt ist. Andrea Margreiter hingegen wühlt in der Vorlasskiste und zeigt diverses Ringen um Termine, Titelvorschläge und Cover-Entwürfe. Beide pflegen einen recht romantischen Genie-Ansatz und bewundern den Autor bis in seine Schreibkrisen hinein, dabei ist es eigentlich die Aufgabe eines Schriftstellers, zu schreiben.

"Das Schildkrötenfest" erweist sich als frisch, poetisch und alltagsabgehoben, wie es vor zwanzig Jahren erschienen ist. Der Held Loris fährt nach Mexico, halb um sich selbst zu finden, halb um den Spuren der Wüsten-Hippies zu huldigen. Gleich zu Beginn trifft er auf die magische Frau Nives, die jeder in Mexico zu kennen scheint und die ihn naturgemäß völlig aus den Socken wirft. Loris dürfte abgeklärter Südtiroler sein, er erzählt nur, dass er deutsch spricht, einen italienischen Pass hat und im Übrigen keinen Geschichtsvortrag halten will.

Das Verhältnis der beiden ist wild, lose, scheinbar lebenslänglich gelassen und dann wieder für Sekunden heftig. "Sie entkleideten sich nicht, bewegten sich aber, als wären sie nackt, sie verweigerten einander bis zur Raserei." (104)

Ziellos wie dieses Verhältnis ist auch die Reiseroute, irgendwann einmal strandet Loris an der Pazifik-Küste in Santa Cruz. "Dieser Ort ist wunderbar, […] ich kann kaum glauben, dass er echt ist." (70) In den nüchternen Augenblicken geht der Held in der geheimnisvollen Natur auf, der Platz-Regen formt ihn zu einem empfindsamen Wesen, das weinerlich werden könnte, gäbe es nicht wieder etwas zu trinken. In der Nacht gibt es Schießereien, offensichtlich müssen die Drogenreviere jeden Tag neu abgesteckt werden.

Eine harte Kost für alle Bio-Menschen und Tierliebhaber ist schließlich das Schildkrötenfest. Eine archaisch gepanzerte Kröte wird an Land gezogen und gefeiert. Sobald sie Teile von sich blicken lässt, schneidet man ihr Kopf und Gliedmaßen ab. Anschließend gibt es Schildkrötensuppe aus dem großen Topf.

Mit einem Abschiebebus der Polizei wird Loris schließlich wieder an die amerikanische Grenze gebracht, er hat sich selbst bis an die Nieren erlebt und ist sich auf den eigenen Sack gegangen.

Joseph Zoderers "Schildkrötenfest" ist ein romantisch-bunter Reiseroman im Stile der Hippies, Liebe und Landschaft gehen bis an die Grenze des Erträglichen. Wie in einem Rausch wird die Tour immer poetischer, bis sie am Schluss nur von der Behörde beendet werden kann. - Wahrlich, so haben die jetzt Achtzigjährigen seinerzeit geträumt, als sie noch Sechzigjährige gewesen sind. Einfach schön.

Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
19356 DR.E, Zod

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