Zum Paradies : Der fulminante neue Roman der SPIEGEL-Bestseller-Autorin von "Ein wenig Leben"

Yanagihara, Hanya, 2022
3 Sterne
Bücherei Zams
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 1 (voraussichtl. bis 05.07.2024)
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Medienart Buch
ISBN 978-3-546-10051-9
Verfasser Yanagihara, Hanya Wikipedia
Beteiligte Personen Kleiner, Stephan [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Familie, Liebe, Geschichte, Amerika, New York, Beziehungen, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Zukunft, Homosexualität, Dystopie, Nation, Manhattan, Utopie, Paradies, Pandemie, Seuche, Bedürfnisse, Scham, Amerikanische Politik, freie Gesellschaft, Virologie, Ein wenig Leben
Verlag Claassen
Ort Berlin
Jahr 2022
Umfang 896 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Hanya Yanagihara
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Zum Paradies To Paradise / von Hanya Yanagihara



Drei Jahrhunderte, drei Versionen des amerikanischen Experiments: In ihrem kühnen neuen Roman dem ersten seit Ein wenig Leben erzählt Hanya Yanagihara von Liebenden, von Familie, vom Verlust und den trügerischen Versprechen gesellschaftlicher Utopien.


1893, in einem Amerika, das anders ist, als wir es aus den Geschichtsbüchern kennen: New York gehört zu den Free States, in denen die Menschen so leben und so lieben, wie sie es möchten so jedenfalls scheint es. Ein junger Mann, Spross einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien, entzieht sich der Verlobung mit einem standesgemäßen Verehrer und folgt einem charmanten, mittellosen Musiklehrer.
1993, in einem Manhattan im Bann der AIDS-Epidemie: Ein junger Hawaiianer teilt sein Leben mit einem deutlich älteren, reichen Mann, doch er verschweigt ihm die Erschütterungen seiner Kindheit und das Schicksal seines Vaters.
2093, in einer von Seuchen zerrissenen, autoritär kontrollierten Welt: Die durch eine Medikation versehrte Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers versucht ohne ihn ihr Leben zu bewältigen und herauszufinden, wohin ihr Ehemann regelmäßig an einem Abend in jeder Woche verschwindet.
Drei Teile, die sich zu einer aufwühlenden, einzigartigen Symphonie verbinden, deren Themen und Motive wiederkehren, nachhallen, einander vertiefen und verdeutlichen: Ein Town House am Washington Square. Krankheiten, Therapien und deren Kosten. Reichtum und Elend. Schwache und starke Menschen. Die gefährliche Selbstgerechtigkeit von Mächtigen und von Revolutionären. Die Sehnsucht nach dem irdischen Paradies und die Erkenntnis, dass es nicht existiert. Und all das, was uns zu Menschen macht: Angst. Liebe. Scham. Bedürfnis. Einsamkeit.


Zum Paradies ist ein Wunderwerk literarischer Erfindungskraft und ein Kunstwerk menschlicher Gefühle. Seine außergewöhnliche Wirkung gründet in seinem Wissen um den Wunsch, jene zu beschützen, die wir lieben: Partner, Liebhaber, Kinder, Freunde unsere Mitmenschen. Und den Schmerz, der nach uns greift, wenn wir das nicht können.


Rezension ORF 12. Jänner 2022
https://orf.at/stories/3243279/

HANYA YANAGIHARA
Wilder Ritt durch Geschichte und Zukunft
Was, wenn man aktuelle Diskurse quer durch die Zeitachse menschlicher Geschichte durchrauschen lässt? LGBTQ, Postkolonialismus, Klimakatastrophe, Pandemien, datengetriebener Faschismus – durchgespielt vom 19. Jahrhundert bis weit über unsere Zeit hinaus? Hanya Yanagihara hat dafür in ihrem gewaltigen Roman „Zum Paradies“ eine Form gefunden, wenn auch eine seltsame.

Die 1974 in Los Angeles geborene US-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin mit hawaiianisch-koreanischen Wurzeln hatte mit ihrem zweiten Buch „Ein wenig Leben“ einen international gefeierten, wirklichen Millionenbestseller gelandet. In dem schmerzhaft drastischen, viel und kontrovers diskutierten Buch ging es um sexuellen Missbrauch und seine Folgen. Jetzt debattieren angesichts der 900 Seiten von „Zum Paradies“ viele Leserinnen und Leser in sozialen Netzwerken (einfach auf YouTube „Yanagihara“ eingeben), ob es sich lohnt, erneut zuzugreifen.

Gewaltig ist das Buch jedenfalls nicht nur aufgrund seines Umfangs. Es besteht aus drei Teilen. Der erste spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts, der Zweite in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, der Dritte in den 50er und 90er Jahren des 21. Jahrhunderts. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden zusammengehalten von einem Haus am New Yorker Washington Square, wo sich jeweils ein Gutteil der Handlung abspielt. Zumindest ein Protagonist ist jeweils Vor- oder Nachfahre derselben Familie quer durch die Jahrhunderte.

Geschichte umschreiben auf homosexuell
Im ersten Teil wird eine bürgerlich-urbane Familie präsentiert, die ganz oben an der Macht steht in einer feudalistisch-utopischen Science-Fiction-Vergangenheit. In der ist New York nämlich eine Art Freistaat, in der homosexuelle Ehen die Norm sind. Da hat man also die ganze Förmlichkeit und die ganzen Zwänge der oberen 10.000 des 19. Jahrhunderts, inklusive strategischer Verheiratungen, Beziehungsdramen, politisch-gesellschaftlicher Verwerfungen in Sachen Klasse und Rasse – nur eben unter Vorzeichen einer homosexuell orientierten Gesellschaft.

Im zweiten Teil befindet man sich in der homosexuellen New Yorker Upper Class während der höchsten Phase der AIDS-Epidemie. Fast das ganze Personal dieser Geschichte ist HIV-positiv. Wie im ersten Teil spielt auch hier neben Machtfragen im Privaten vor allem offener und versteckter Klassismus eine große Rolle. Mit welch fein kalibrierter Wahrnehmung Yanagihara in diesem Kontext die menschliche Kommunikation beobachtet, ist erstaunlich. Ein sehr großer Schwenk der Handlung führt nach Hawaii, zwar etwas konstruiert, aber auch hier mit einer starken Erzählung, die postkolonialistisches Denken und ebensolche Realpolitik verhandelt.

Das „1984“ der Klimakatastrophe
Der dritte Teil spielt in der Zukunft und erinnert in seiner einfachen, dystopischen Zurechtgezimmertheit an die „Tribute von Panem“, eine Parabel für Jugendliche. In „Zum Paradies“ wird eine faschistische Überwachungsgesellschaft imaginiert, inklusive öffentlicher Hinrichtungen und ständiger Razzien in Privaträumen. Auch „1984“ und „Fahrenheit 451“ ist man nahe, was kein Zufall sein dürfte. Was neu ist: Normales Leben, wie wir es heute kennen, ist aufgrund der endgültig eingetretenen Klimakatastrophe nicht möglich. Und alles wird in dieser Welt von Pandemien und ihrer Bekämpfung bestimmt. Die schiere Wucht dieser Gemengelage spiegelt sich auch hier in den Paarbeziehungen wider.

Gnadenloser Blick in die Seele
Yanagihara blickt allen Protagonistinnen und Protagonisten des Buches zwar nicht ohne Liebe, aber doch gnadenlos auf den Grund ihrer Seele. Alltagssituationen, beiläufig dahingesagte Banalitäten und scheinbar nichtssagende Blicke bekommen von ihr jenes Gewicht zugewiesen, das sie für Menschen tatsächlich bekommen können. Dieses emotionale Gewicht wird einem Teil der Leserschaft zu schwer sein, vor allem über die weite Strecke von fast 900 Seiten, die man es mitschleppen muss.

Aber emotionaler Balast hin oder her – niemand kann Yanagihara vorwerfen, dass sie Introspektionsbegleitung mit Scheuklappen betreibt. Keine kaltherzige Mutter, kein abwesender Vater, keine Verwundung in den Schützengräben vergwirkster Paarbeziehungen bleibt ohne Vergesellschaftung. Und dabei ist Yanagihara mit allen diskursiven Wassern gewaschen. Manchmal sind die Diskurslinien als Dispositive nur spürbar, manchmal werden sie wortreich durchdiskutiert (besonders im postkolonialen Kontext, wenn es um Hawaii geht).

Vernichtungen und „Vom Winde verweht“
Deutschsprachige Rezensentinnen und Rezensenten meinen oft, dem Publikum schuldig zu sein, den Daumen zu heben oder zu senken. Yanagihara wird für „Zum Paradies“ von vielen schlichtweg vernichtet. Schwülstiger Kitsch, durchsichtiges Aufpropfen aktueller Diskurse, quälend lange Schachtelsätze, quälend die ganze Lektüre, alles nur Schrott, zumindest aber wolle sie viel zu viel, heißt es da sinngemäß bis wörtlich.

Schachtelsätze können funktionieren – wenn man es kann. In diesem Zusammenhang ist die durchwegs gelungene Übersetzung von Stephan Kleiner zu erwähnen. Schwülstig oder nicht, das ist ein Gesc 1c11 hmacksurteil und liegt im Auge des Betrachtenden. Dass es sehr viel um Gefühle geht, ist nicht bestreitbar. Der Ullstein-Verlag erlaubt sich diesbezüglich ein ironisches Augenzwinkern und hat den Buch-Teaser auf YouTube mit „Vom Winde verweht“-artiger Musik unterlegt.

Rollercoaster-Ride in jeder Hinsicht
Dass Yanagihara viele Geschichten erzählt zu vielen unterschiedlichen Themen und Zeiten, mögen manche beliebig finden, andere wieder abwechslungsreich. Nicht nur deshalb dürfte es kaum jemandem bei dieser Tour de Force durch die Geschichte fad werden – Yanagihara versteht es auch, Spannungsbögen aufzubauen. Das Buch, könnte man zusammenfassen, ist ein seltsamer emotionaler und thematischer Rollercoaster-Ride; und mit Sicherheit nicht ohne Reiz.

Pressestimmen
»Ein verstörend großartiges Buch - bedingungslos klug und bestechend unausweichlich.« -- Jutta Duhm-Heitzmann - WDR 3 Lesestoff Published On: 2022-01-12

»Hanya Yanagiharas Bücher sind wie Schwämme für die Strömungen der Gegenwart.« -- Claudia Voigt - DER SPIEGEL Published On: 2021-12-30

»Das in der westlichen Hemisphäre nächste größte Ereignis der Literatur (...) Ein Werk, dessen Erzählsog man sich gerade aufgrund der Maßlosigkeit tatsächlich nicht entziehen kann.« -- Thomas Andre - Hamburger Abendblatt Published On: 2021-12-30

»Eine abenteuerliche Reise ins Herz der sozialen Finsternis und der sexuellen Tabus.« -- Frank Dietschreit - rbb Kultur Published On: 2022-01-12

»Yanagihara ist mit allen diskursiven Wassern gewaschen.« -- Simon Hadler - ORF Kultur Published On: 2022-01-12

»Wieder einen Wälzer zu haben, in den man versinkt, ist ein besonderes, selten gewordenes Vergnügen.« -- Maria Motter - FM4 Published On: 2022-01-12

»Fraglos relevante Literatur (...) weil Yanagihara es versteht, den Zeitgeist literarisch zu verarbeiten und Fragen zu stellen hinsichtlich der Identität von Menschen und Geschichten.« -- Meike Stein - SR 2 Published On: 2022-01-11

»Schwere Kost ist das. Absolut brillant.« -- Annemarie Stoltenberg - NDR Kultur Published On: 2022-01-11

»Wenn man sich auf die verschiedenen Erzählungen einlässt, dann ist der Roman tatsächlich aktuell, ambitioniert und steckt auch voller interessanter Ideen. Auch entfaltet Yanagihara bei ihrer Erkundung der menschlichen Psyche ein wirklich aufwühlendes Panorama.« -- Dorothea Westphal - Deutschlandfunk Kultur Published On: 2022-01-11

»"Zum Paradies" gleicht einem verwinkelten Gebäudekomplex, in dem man sich überraschend leicht zurecht findet.« -- Ursula März - DLF "Büchermarkt" Published On: 2022-01-09

»Dieses Buch ist beides - es ist aufregend und es regt einen auf.« -- Beate Tröger - SWR 2 "Lesenswert" Published On: 2022-01-09

»Ein aufwühlender, opulenter Gesellschaftsroman, der zeigt, was uns Menschen ausmacht und wie fragil Deomkratie ist.« -- Cornelia Zetzsche - BR "Diwan" Published On: 2022-01-09

»Hanya Yanagiharas Zum Paradies ist so gut wie Krieg und Frieden.« - Edmund White Published On: 2022-01-07

»Eines der meisterwarteten Bücher des Jahres 2022 – wenn nicht des ganzen Jahrzehnts.« - The Stylist Published On: 2022-01-07

»Ein zukünftiger Klassiker.« - Telegraph Published On: 2022-01-04

»Es ist unmöglich, Zum Paradies beiseitezulegen…ein beängstigendes und wunderschönes Buch.« - Literary Review Published On: 2022-01-04

»Hanya Yanagiharas Meisterleistung in Zum Paradies liegt darin festzuhalten, wie das unvermeidbare Chaos unserer Gegenwart sich in der Zukunft entfaltet.« -- Jordan Kisner - The Atlantic Published On: 2022-01-04

»Hinter diesem beeindruckenden, wichtigen Roman steht die Frage: Was ist ein Leben, wenn es nicht in Freiheit gelebt wird?« -- Alex Clark - The Guardian Published On: 2022-01-04

»Eine tiefe, verletzliche Erkundung von Liebe und Verlust.« - Time, die 21 meist erwarteten Bücher 2022 Published On: 2022-01-04

»Gigantisch, seltsam, erlesen, furchterregend und voller Rätsel.« - Kirkus Published On: 2022-01-04

»Tiefgründig, sensibel, spannend und ausreichend lang für meinen Geschmack.« -- Juli Zeh - Börsenblatt Published On: 2021-12-29

»Kunstvoll erzählt, aber manchmal nicht leicht zu ertragen - und über 900 Seiten lang. Sicher ein Highlight im neuen Jahr.« - NDR Kultur Published On: 2021-12-27
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
18694 DR.E, Yan

Leserbewertungen

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  • 3 Sterne Ein üppiges Buch in jeder Hinsicht. Fast 900 Seiten, 3 Teile, unzählige Protagonisten, sprachgewaltig!
    Bewertung abgegeben von Leser 41 am 14.02.2022