Eine Seuche in der Stadt : Szenario

Ulitzkaja, Ljudmila, 2021
3 Sterne
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-26966-8
Verfasser Ulitzkaja, Ljudmila Wikipedia
Beteiligte Personen Braungardt, Ganna-Maria [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Terror, Rußland, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Moskau, Epidemie, Quarantäne, Stalinismus, Drehbuch, Wiederentdeckung, Corona, Infektion, Pest, Covid 19, Filmskript
Verlag Carl Hanser
Ort München
Jahr 2021
Umfang 110 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Ljudmila Ulitzkaja. Ganna-Maria Braungardt
Annotation „Ein sarkastisch makabres Loblied auf den sowjetischen Geheimdienst, der die Ausbreitung der Pest verhindert – und dabei offenbart, wie allumfassend er bereits die Gesellschaft vergiftet hat.“ Ingo Schulze

Moskau 1939. Rudolf Iwanowitsch Mayer berichtet über den Stand der Entwicklung eines Impfstoffs gegen die Pest. Niemand ahnt, dass der Forscher selbst infiziert ist. Aber am Abend wird er ins Krankenhaus gebracht. Diagnose: Lungenpest. Das Krankenhaus wird unter Quarantäne gestellt, wer mit ihm Kontakt hatte, zu Hause abgeholt. In der Zeit des Großen Terrors fürchtet jeder, in Stalins Folterkeller zu kommen. Oberst Pawljuk erschießt sich, als der schwarze Wagen vor seiner Tür hält, eine Frau verrät ihren Mann an den Geheimdienst … Was geschieht, wenn eine Epidemie auf eine paralysierte Gesellschaft trifft? Scharfsichtig und mit großer Empathie beobachtet Ljudmila Ulitzkaja die Reaktionen der Menschen.


Rezension Belletristik-Couch/Sandra Dickhaus/Februar 2021

Die Suche nach einem Impfstoff und ein fatales Missgeschick

Ein Szenario, das uns heute, mitten in der Corona-Pandemie, nicht mehr so außergewöhnlich erscheint: Rudolf Iwanowitsch Mayer ist 1939 Forscher am Pest-Institut von Saratow und forscht an einem Impfstoff gegen Lungenpest. Ihm passiert aber in der Hektik rund um ein wichtiges Telefonat ein fataler Fehler - und dafür muss er leider die Konsequenzen tragen. Niemand, der ihn trifft, kann nur ansatzweise erahnen, was passieren wird. Kurz danach wird er mit heftigen Symptomen wie Fieber, Husten, Schüttelfrost und Bewusstseinsstörungen ins Krankenhaus gebracht. Der behandelnde Arzt in der Notaufnahme stellt eine schreckliche Diagnose: Der Forscher hat sich mit der gefährlichen Lungenpest infiziert. Das Krankenhaus wird unter Quarantäne gestellt, die Personen, mit denen der Erkrankte vorher Kontakt hatte, müssen gefunden und auch isoliert werden. Der Geheimdienst der UdSSR wird eingeschaltet.

Ein Szenario, das es in Ansätzen wirklich so gegeben hat
Der Plot ist keineswegs vollständig fiktiv, sondern beschreibt ein Szenario, das sich so ähnlich in den Dreißigerjahren in Moskau abgespielt hat: Hier gab es einen Ausbruch der Lungenpest durch missglückte Laborversuche. Die Autorin hat sich mit der Tochter des Pathologen, der die Leichen der an Pest verstorbenen Menschen obduzierte, unterhalten und somit den Grundstock für ihre Geschichte geschaffen. Die genau geschilderten Ereignisse und Figuren sind an Erzählungen angelehnt oder im Sinne der Dramatik erdacht. Ungewöhnlich ist, dass die Autorin dies schon 1978 verfasste: Es handelt sich um ein Drehbuch, welches der damalig bekannteste sowjetische Filmautor ablehnte und sie nicht in seinem Schreibkurs aufnahm. Danach verschwand die kurze Geschichte in irgendeiner Schublade, und erst durch die Corona-Pandemie erinnerte sich die Autorin wieder daran. Erschreckend ist, wie viele Parallelen man jetzt anhand der Symptome, der Quarantäne und der Maßnahmen sehen kann. Natürlich spielt das Ganze in einer totalitären Zeit rund um Stalin und Massenverhaftungen – hat also politisch einen anderen Hintergrund.

Sehr viele unterschiedliche Figuren, die man erstmal einordnen muss
In die Szenerie des Filmskripts muss man sich allerdings erst einmal einfinden, da es viele unterschiedliche Figuren gibt und man sich zunächst in die historischen Begebenheiten des sowjetischen Geheimdienstes einarbeiten muss. Am Ende des Drehbuchs kann man die Figuren noch einmal unter Oberbegriffen eingeordnet nachlesen, was aber im Nachhinein etwas unglücklich ist; dieses Verzeichnis hätte man sich zu Beginn gewünscht. Ansonsten liest sich das Ganze kurzweilig, in knappen Sätzen, ohne großartige Gefühlsregungen der Figuren darzustellen. Einzig wird die politische Kritik deutlich, und die Angst der Menschen vor einer Verhaftung durch den Geheimdienst.

Fazit
Ein Filmskript, das von einer unglücklichen Verkettung von Umständen handelt, die zum Ausbruch der Lungenpest führen. Dabei wird auch deutlich, wie sehr das Ganze von den richtigen Entscheidungen der Staatlichkeit und der Gesellschaft abhängt. Man fühlt die Machtlosigkeit und Angst der Figuren fast körperlich.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
18140 DR.E, Uli

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