Ich hätte es wissen müssen

Leveen, Tom, 2015
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Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-24931-8
Verfasser Leveen, Tom Wikipedia
Beteiligte Personen Hansen-Schmidt, Anja [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.J - All Age, Young Adult, Dystopien, Fantasy
Schlagworte Jugendbuch, Weibliche Jugend, Männliche Jugend, Verhinderung, Wunsch, Kontaktaufnahme, Selbstmordgefährdeter, Facebook
Verlag Hanser
Ort München
Jahr 2015
Umfang 206 Seiten
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Tom Leveen. Aus dem Engl. von Anja Hansen-Schmidt
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Ich hätte es wissen müssen Random / von Tom Leveen


Mitten in der Nacht klingelt das Handy der 16-jährigen Tori. Der Anrufer heißt Andy und behauptet, Tori rein zufällig angerufen zu haben. Andy bittet Tori, ihm einen einzigen Grund zu nennen, warum er nicht Selbstmord begehen soll. Ausgerechnet Tori! Sie, die beschuldigt wird, mit ihren Posts auf Facebook einen Mitschüler in den Freitod getrieben zu haben. Will Andy sie nur vorführen? Aber was, wenn er die Wahrheit sagt? Wenn er wirklich seine große Liebe verloren hat? Und nun mit seinem Wagen an der Klippe steht, bereit, sich hinunterzustürzen? Tori muss etwas einfallen, und zwar schnell! Freundschaft in den Zeiten von Social Media ein spannender Roman zu einem aktuellen Thema.

Quelle: 1000 und 1 Buch, Sophie Reyer
Was ist Schuld? Und: Kann man sich schuldig machen, ohne zu handeln?

Ein Mädchen namens Tori, isoliert und abgeschieden. Ein Anrufer, Andy, der sich umbringen will. Dass Tori diese Mitteilung zunächst für einen Scherz hält, ist verständlich. Denn offenbar hat sie durch Mobbing zum Suizid von Kevin beigetragen und wird seitdem von allen möglichen Verrückten gestalkt. Im Laufe des Gespräches mit Andy aber beginnt Tori, ihre Skepsis abzulegen und dem Jungen ihr Herz zu öffnen. Um ihn vom geplanten Selbstmord abzuhalten, rast sie schließlich sogar zum Abhang eines Berges. Und tatsächlich: Andy beschließt, am Leben zu bleiben und gibt Tori seine Handyummer. Kaum ist sie alleine, ruft sie ihn an – es meldet sich Kevins Mailbox. Offenbar haben Andy und Toris bester Freund Noah die Geschehnisse der Nacht nur inszeniert.

Der Titel „Ich hätte es wissen müssen“ nimmt eine gewisse erzählerische Schwäche des Buches auf: Tatsächlich wirkt der vermeintlich suizidäre Andy nur wenig glaubwürdig, der Sprachstil des Buches, dem amerikanischen Jugendslang angepasst, spielt mit Song-Zitaten und kommt bemüht „cool“ daher. Spannend an ist jedoch die äußere Gestaltungsweise: Mittels Facebook-Zitaten streut Tom Leveen nach und nach wichtige Infos ein. In raschem Tempo erzählt er die Geschichte einer kleinen Beauty-Queen, die sich auf der Suche nach Identität in ein Mobbing verstrickt. Der Tonfall bleibt konsequent psychologisierend, Toris Charakter und Verhalten könnten die Früchte einer längeren Recherche sein, denn ihr Abstreiten jeglicher Schuld, das gegen Ende des Buches in eine große Verzweiflung kippt, wirkt stimmig. Dennoch sind die Handlungsträger des Romans relativ einfach gestrickt, handelt es sich bei ihnen doch eher um psychologische Muster als um Individuen. Von der Aufarbeitung einer Täterperspektive würde man sich doch mehr erwarten.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Linda Ranegger
Schuld am Selbstmord eines Freundes? "Sicher nicht!", denkt sich Tori. Doch ein überraschender Anruf bringt ihre Sicherheit ins Wanken. (ab 14) (JE)

Abgeschieden von der digitalen Welt, ohne Internet, lebt die 16-jährige Tori im Haus ihrer Eltern mit der Anschuldigung, einen ihrer Mitschüler in den Selbstmord getrieben zu haben. Ihre Eltern, die immer stolz auf ihre Tochter waren, reden kaum mehr mit ihr. Ihr Bruder ignoriert sie völlig. Von der Schule fern und vom Softballteam, in dem sie vor dem Vorfall als Heldin gefeiert wurde, suspendiert, ist sich Tori ihrer Unschuld sicher.

Es ist die Nacht vor der Gerichtsverhandlung. Plötzlich klingelt das Klapphandy, das Tori von ihren Eltern anstelle ihres Smartphones bekommen hat. In der Leitung ist ein Junge namens Andy. Er gibt vor, zufällig eine Nummer gewählt zu haben, als letzte Chance vor seinem eigenen Selbstmord. Tori geht anfänglich davon aus, dass sich glühende Reporter oder hinterlistige Mitschüler einen Scherz mit ihr erlauben, doch Andy macht unmissverständlich klar, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt ist. Tori muss dem unbekannten Anrufer vertrauen und sich auf das Gespräch mit ihm einlassen - sie möchte nicht mit noch einem Selbstmord in Verbindung gebracht werden.

Der Roman von Tom Leveen lebt von kurzweiligen Kapiteln, in denen Tori durch das Gespräch mit Andy mehr und mehr zu sich selbst findet. Die Gefahr von Social Media wird durch Facebook-Kommentare, die in die Handlung eingeflochten werden, aufgezeigt. Die Themen "Ausgrenzung", "Mobbing" und "fehlende Empathie" werden gekonnt in Szene gesetzt und regen zum Nachdenken an. Ideal für Jugendliche ab 14 Jahren.

Quelle: STUBE
Die Ich-Erzählerin Tori ist gemeinsam mit anderen angeklagt, einen Highschool-Mitschüler durch Cybermobbing in den Tod getrieben zu haben. Die großteils dialogisch verfasste Erzählung gewährt Einblicke in die Psyche eines Mädchens, das sich selbst eher in der Rolle des Opfers wahrnimmt. "Tut dir leid, was du getan hast oder tut dir leid, dass du deswegen jetzt Ärger hast?" fragt ihr Bruder. "Was ist da der Unterschied?" antwortet Tori. Doch dann erhält sie den Anruf eines Unbekannten… In den Text eingeflochten sind Facebook-Postings, die dokumentieren wie sich verletzende Aussagen immer mehr häufen und schließlich zu schonungslosen Tiraden von hate speech ausarten.

*STUBE*


Rezension von jugendbuchtipps.de
ab 14

In den letzten Jahren wurden zunehmend mehr Bücher veröffentlicht, in denen es um Cybermobbing geht – das ist unter Jugendlichen allerdings auch ein großes Thema geworden. Tom Leveens Jugendroman „Ich hätte es wissen müssen“ handelt auch davon, allerdings nicht aus Opfersicht, sondern es geht darum, wie ein Mädchen, das mitgemacht hat und mit den schlimmen Folgen ihres Tuns zu leben hat, damit zurechtzukommen versucht. Eine mal andere Sichtweise, die der amerikanische Autor da zu Papier gebracht hat …


Inhalt:
Kevin hat Selbstmord begangen, und vorausgegangen war ein langes Mobbing in Facebook, wo er mit üblen Kommentaren wie „Schwuchtel“ und „Es wäre besser, wenn du tot bist“ bedacht wurde. Auch Tori, ein Mädchen, das Kevin persönlich, wenn auch nicht gut kannte, hat sich daran beteiligt, und nun ist sie angeklagt, weil eine Reporterin das Ganze publik gemacht hat. Neben Tori sollen einige weitere Jugendliche gerichtlich belangt werden, darunter auch Lukas, dem Tori gefallen wollte und will.

Die Gerichtsverhandlung steht am nächsten Tag bevor, und Tori hat in den letzten Wochen einiges durchgemacht. Von ihren Mitschülern und Mitschülerinnen wird sie nicht mehr beachtet, zu Hause hat sie nur noch ein altes Handy ohne Internetverbindung und der Laptop wurde ihr weggenommen. Es gibt nur noch einen Jungen, der zu ihr hält: Noah.

Am Abend vor der Gerichtsverhandlung bekommt Tori ziemlich spät einen seltsamen Anruf: Ein Junge namens Andy, den sie nicht kennt, sagt, dass er sich umbringen will, dass er vorher aber am Telefon einen letzten Versuch unternehmen wolle, es sein zu lassen, sofern ihm die angerufene Person einen triftigen Grund weiterzuleben nennen kann.

Tori meint erst, dass das alles ein Scherz ist, doch je länger das Telefonat dauert, desto weniger ist sie sich dessen sicher. Jedenfalls will sie es nicht riskieren, dass Andy wirklich Selbstmord begeht, und so versucht sie ihn am Telefon an der Stange zu halten. Doch sie fühlt sich mit der Situation zunehmend überfordert. Es gelingt ihr schließlich, nebenbei mit Noah Kontakt aufzunehmen – sie bittet ihn, vorbeizukommen und sie zu unterstützen. Noah steht kurze Zeit später bei ihr im Zimmer, und für beide wird es eine lange Nacht werden …

Bewertung:
Ich war schon immer ein Fan von Büchern, die 1a5b ich selbst als Kabinettstücke bezeichne: Büchern, bei denen die erzählte Zeit nicht groß von der erlebten Zeit abweicht und die in einem Raum spielen. Das sind nicht selten Romane mit großartigen psychologischen Momenten, weil hier die Interaktion zwischen wenigen Personen im Vordergrund steht. Und genau das trifft auf Tom Leveens Roman „Ich hätte es wissen müssen“ (Übersetzung: Anja Hanse-Schmidt) zu.

Von dem Buch war ich nach einer kurzen Anlaufzeit schon bald in Bann geschlagen. Über einen langen Zeitraum hinweg geht es nur um das Telefonat zwischen Andy, der sich umbringen will, und Tori, deren Gerichtsverhandlung wegen Cybermobbings bevorsteht. Beide wissen anfangs nichts voneinander, und wie sich das Gespräch nach und nach entwickelt, wie die beiden sich durch das Telefonat Stück für Stück gegenseitig kennen lernen, immer jedoch auf der Hut vor dem anderen, ist sehr raffiniert gemacht.

Anfangs steht Andys geplante Tat im Vordergrund, doch nach einer Weile geht es auch zunehmend um Tori und ihre schwierige Situation. Irgendwann kommt Noah als dritter Gesprächspartner hinzu, und auf psychologischer Ebene entfaltet sich bald eine große Spannung. Tori versucht z. B. herauszubekommen, wo Andy sich befindet – dieser hält sich aber lange bedeckt, bevor er schließlich erzählt, dass er mit seinem Auto vor einem Abgrund steht. Das Telefongespräch zieht sich hin, aber es wird mit zunehmender Dauer nicht langweiliger, sondern packender.

Es ist schwer, über den weiteren Verlauf des Buchs etwas zu schreiben – denn was im letzten Drittel (vor allem auf den letzten 30 Seiten) passiert, kommt völlig unerwartet. Und diese Wendung will ich für jemanden, der das Buch selbst lesen will, hier nicht vorwegnehmen. Ich war jedenfalls selbst höchst überrascht, wie sich das Buch weiterentwickelt, es bekommt eine ganz neue Lesart … Mich hätte es nicht gestört, wenn es bei dem Telefongespräch geblieben wäre, aber fintenreicher ist der Roman so in jedem Fall.

In das Buch eingestreut sind übrigens neben zwei Zeitungsartikeln Ausschnitte aus den Facebook-Postings zwischen Kevin und seinen Mitschülern. Auch hier gilt wie beim Rest der Geschichte, dass sich einem als Leser vieles erst nach und nach erschließt. Das macht Tom Leveen schon sehr geschickt. Man weiß lange nicht, was Tori eigentlich getan hat – alles wird Stück für Stück entblättert. Was die Postings angeht: Die Aufmachung der Facebook-Einträge in grauen Kästen mit dunklem Rahmen wirkt etwas hausbacken. Das hat aber nichts mit dem Buch, sondern mit dem Setzen zu tun …

Fazit:
5 von 5 Punkten. Tom Leveens Jugendroman „Ich hätte es wissen müssen“ ist ein lesenswertes, ein geschickt aufgebautes Buch, das vor allem im letzten Drittel noch einmal eine ganz andere Wendung bekommt. Lange steht das ausführliche Telefonat zwischen Tori und Andy im Zentrum – ein psychologisch dichtes Gespräch, bei dem zwei Jugendliche in ziemlich auswegloser Situation umeinander kreisen; am Ende kommt dann doch vieles ganz anders. Die Stärke des Romans ist, dass er psychologisch dicht und packend ist.

In dem Roman wird das Thema Cybermobbing einmal nicht aus der Opfersicht beschrieben, und das ist wohltuend, weil die oft vernachlässigte Tätersicht in den Blick genommen wird. Es geht darum, warum Menschen soziale Netzwerke nutzen, um anderen zu schaden – sei es willentlich oder nur halb bewusst. Bei Tori ist da viel Unbedachtheit dabei gewesen, sie war eher eine Mitläuferin, die sich nicht in die Lage des Geschädigten versetzte, als Strippenzieherin. Im Laufe des Buchs kapiert Tori erst, was sie da eigentlich getan hat, worin ihre Mitschuld besteht. Ziemlich spät und nicht ganz freiwillig. Es bleibt zu hoffen, dass viele Jugendliche das Buch lesen und daraus etwas lernen.

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(Ulf Cronenberg, 13.08.2015)

Lektüretipp für Lehrer!
Im Unterricht Bücher, in denen es auch um das Thema Selbstmord geht, als Lektüre anzubieten, ist heikel, doch letztendlich handelt „Ich hätte es wissen müssen“ hauptsächlich von etwas anderem (das weiß vor allem, wer das Buch gelesen hat): um Cybermobbing und das Verhalten in sozialen Netzwerken. Tom Leveens Buch kann das Nachdenken und Diskussionen über das Thema fördern, und zwar sicher nachhaltiger als dröge Ermahnungen und Erinnerungen, sich im Internet ordentlich zu benehmen. Ideal ist das Buch für Projekttage zum Thema (Cyber-)Mobbing, wo man ja auch verschiedene Jugendromane zu dem Thema vorstellen lassen kann. Aber man kann das Buch natürlich auch im Deutsch- oder Ethikunterricht verwenden.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
15573 DR.J, Lev

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