Vater unser : Roman

Lehner, Angela, 2019
2 Sterne
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-26259-1
Verfasser Lehner, Angela Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Familie, Österreich, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Wien, Manipulation, Geschwister, bipolare Störung, Kärnten, Debüt, Therapie, Joachim Meyerhoff, Otto-Wagner-Spital, Psychiatrische Anstalt, Psychische Erkrankungen, Thomas Melle
Verlag Hanser Berlin
Ort Berlin
Jahr 2019
Umfang 283 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Angela Lehner
Fußnote Alpha-Literaturpreis 2019, Österreichischer Debütpreis 2019
Annotation Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den Leser nicht zu unterscheiden. In ihrem fulminanten Debüt lässt Angela Lehner eine Geistesgestörte auftreten, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch, besserwisserisch und zutiefst manipulativ.


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Markus Fritz
Eva Gruber wird von der Polizei in die Psychiatrie nach Steinhof in Wien gebracht. Sie prahlt damit, eine Kindergartenklasse ermordet zu haben, doch Vorsicht ist geboten, man kann der Person nicht ganz trauen. Schließlich wird sie von der Polizei nicht ins Gefängnis, sondern in die Psychiatrie gebracht. Was soll man ihr glauben? Dem leitenden Psychiater Dr. Korb erzählt sie, dass sowohl Vater als auch Mutter tot seien. Später wird sie dann freimütig gestehen, am liebsten würde sie den verhassten Vater umbringen. Evas jüngerer Bruder Bernhard ist ebenfalls in der Klinik. Er ist bis zum Skelett abgemagert. Eva erzählt dem Psychiater von ihrer Kindheit in einem erzkatholischen Dorf in Kärnten und vom tyrannischen Pfarrer, der die Religion als Mittel zur Unterdrückung missbraucht. Die Autorin zeigt auch schonungslos auf, welch verhängnisvolle Rolle die katholische Kirche in Kärnten in den 70er und 80er Jahren spielte. Was ist in dieser Familie passiert? Eva und ihr Bruder sind Opfer des gewalttägigen alkoholkranken Vaters und einer überforderten Mutter.

Eva ist hochintelligent, sie hat eine blühende Phantasie und sie ist eine Meisterin der Intrige und der Manipulation. Ihre Erinnerungen sind voller Sarkasmus, schonungslos offenbart sie die Lebenslügen der Eltern und die Enge der Provinz. Die Rückblenden sind kunstvoll konstruierte Kurzgeschichten.

Es stellt sich dann heraus, dass die Behauptung, eine Kindergartenklasse ermordet zu haben bzw. ihre Mordphantasien nur ein Trick waren, um in die Anstalt zu gelangen, um den magersüchtigen Bruder herauszuholen und zu retten. Die Therapien würden dem Bruder nicht helfen, Heilung könne nur die Rache am Vater bringen. Bernhard will allerdings von Evas Racheplänen nichts wissen. Die Geschwister sind sehr verschieden: er bleibt stumm und wehrlos, Eva hingegen reagiert und schlägt zurück.

Ein ungewöhnlicher Roman mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur, bei der man nicht weiß, was Wahrheit und was Fiktion ist. Ein unterhaltsamer und berührender Debütroman über zwei ungleiche Geschwister, der vor allem wegen seiner direkten und humorvollen Sprache überzeugt. Eher für größere Bibliotheken geeignet.


Jurybegründung Österreichischer Literaturpreis Debüt 2019:

Die Jury: „In Angela Lehners Roman „Vater unser“ erzählt Eva Gruber von ihrer Einlieferung in die psychiatrische Anstalt, ihrem magersüchtigen Bruder, den sie dort findet und retten möchte, und ihrem Vater, den sie zusammen mit dem Bruder töten will. An das Gebot „Du sollst nicht lügen“, das es, wie sie feststellt, gar nicht gibt, hält sie sich überhaupt nicht: Hat sie nun die Kindergartenkinder erschossen, wie sie behauptet? Wurden sie und ihr Bruder vom Vater missbraucht und von der Mutter allein gelassen? Begeht der Chefpsychiater, der sie behandelt, wirklich Selbstmord? Unzuverlässig ist sie, die Erzählerin, respektlos und verletzlich zugleich, und sie kehrt damit nicht nur die Welten der Irren und der Normalen um, sondern stellt auch sämtliche, zumeist männliche Autoritäten und deren Ordnungen in Frage. Angela Lehners fulminanter Debütroman, unsentimental, frech und direkt erzählt, ist Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem – und zugleich ein kritischer Befund eines katholisch geprägten Österreich, in dem auf den Hausaltären neben dem Rosenkranz das gerahmte Porträtfoto von Jörg Haider liegt.“
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
15113 DR.E, Leh

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