Drei starke Frauen : Roman

NDiaye, Marie, 2010
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-518-42165-9
Verfasser NDiaye, Marie Wikipedia
Beteiligte Personen Kalscheuer, Claudia [Übers.] Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Belletristische Darstellung, Fiktionale Darstellung, Frau, Lebensplan, Änderung
Verlag Suhrkamp
Ort Berlin
Jahr 2010
Umfang 341 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Marie NDiaye. Aus dem Franz. von Claudia Kalscheuer
Fußnote Prix Goncourt 2009
Annotation Trois femmes puissantes

Den neuen Roman der »ungewöhnlichsten Schriftstellerin Frankreichs« beschrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung in den knappen und präzisen Worten: Er handle »von drei vollkommen unterschiedlichen Frauen, die sich von den Schwierigkeiten des Lebens nicht unterkriegen und von ihren Mitmenschen nicht demütigen lassen«.
Die vierzigjährige Norah gibt dem Drängen ihres Vaters nach und besucht ihn in Dakar: Die Juristin soll ihren Bruder aus dem Gefängnis holen. Das schwierige Treffen mit dem Vater führt die Frau an den Rand des Wahnsinns.
Fanta hat im Unterschied zu Norah Dakar verlassen, um ihrem Ehemann Rudy in die französische Provinz zu folgen. Sie gibt sich dort vor Langeweile auf, so meint Rudy, durch dessen Perspektive wir von Fanta erfahren – doch ihm entgeht Entscheidendes.
Von Afrika aus betrachtet erscheint ihre Existenz geradezu luxuriös und begehrenswert, weshalb Khady, die junge Afrikanerin, illegal nach Frankreich einzuwandern sich bemüht – doch sie endet, tot, an Grenzen.
Drei Lebensläufe, drei starke Frauen, die ihre Würde verteidigen, indem sie sich im entscheidenden Moment weigern, so zu handeln, wie es die Umgebung verlangt: drei Frauen, die selbst in extremster Situation ihre Würde verteidigen.


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Ingrid Kainzner
Eindringliche Schilderung dreier Frauenschicksale zwischen Frankreich und Afrika. (DR)

In dem Roman, der aus drei eigenständigen Geschichten besteht, geht es um afrikanische Frauen, die in ganz unterschiedlichen Milieus leben und mit schweren, zum Teil unlösbaren Problemen konfrontiert sind. In der ersten Geschichte wird eine Pariser Rechtsanwältin von ihrem in Dakar lebenden Vater angefleht, zu ihm zu kommen. Widerstrebend folgt sie seinem Wunsch, da sie mit ihm nur Negatives verbindet, hat er doch die Familie zerstört, als er vor Jahren mit dem fünfjährigen Sohn nach Afrika ging und Frau und Töchter ohne Unterstützung in Paris zurückließ. Die zweite Geschichte wird aus der Sicht eines Franzosen erzählt, der seine Frau unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aus dem Senegal in die französische Provinz lockte. Beruflich, als Ehemann und als Vater ein Versager, bangt er nun davor, dass sie ihn verlassen könnte. Die letzte Geschichte handelt von einer kinderlosen Witwe, die als Unperson eine Weile bei der Familie ihres toten Mannes lebt und schließlich mit ein wenig Geld einem Schlepper übergeben wird, der sie nach Europa bringen soll. Dieses Ziel wird sie nicht erreichen, sondern nach einer qualvollen Odyssee vor dem Zaun, der die Festung Europa von Afrika trennt, erschossen werden.

Die Protagonistinnen sind keine Superfrauen, die über den Dingen stehen, sie können auch die Verhältnisse, in denen sie leben, nur zum Teil beeinflussen, aber sie verfügen über eine uneitle selbstverständliche Souveränität und Würde. Eine Würde, die auch im Verantwortungsgefühl, das Kindern, Brüdern, ja sogar einem unwürdigen Vater entgegen gebracht wird, zum Ausdruck kommt.

Marie NDiaye, Französin mit senegalesischen Wurzeln, hat sich eingehend mit Reportagen über afrikanische Flüchtlinge beschäftigt, vor allem mit dem Buch von Fabrizio Gatti, der einen Flüchtlingstreck vom Senegal bis nach Italien begleitet hat (Rezension s. bn 2/2010, S. 206). Für "Drei starke Frauen" hat sie den bedeutendsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt, bekommen. Ihr Stil wurde mit jenem des Nobelpreisträgers William Faulkner verglichen. Es gelingt ihr, eine Situation, ein Verhältnis, zum Beispiel die scheinbar belanglosen Kleinigkeiten, die zur Irritation in einer Beziehung führen, realistisch zu beschreiben. Großartig, wie sie in eine solche Beschreibung das Irrationale hineinverwebt - so spielt in der ersten Geschichte ein magischer Baum eine Rolle, in der zweiten ein grauenhafter Raubvogel. "Drei starke Frauen" ist ein großer literarischer Wurf, nach Meinung von Iris Radisch von der ZEIT einer der bedeutendsten Romane der letzten Jahre. Er sollte in keiner Bibliothek fehlen.


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Dr. Brigitte Ambach
Im Zentrum des Erzählbands der Autorin Marie NDiaye stehen drei afrikanische Frauen: da gibt es die vierzigjährige Norah, die auf Bitten ihres Vaters nach Dakar reist, um ihren Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Doch das Zusammentreffen mit ihrem Vater, der einst Frau und Töchter verlassen hat, gestaltet sich sehr schwierig für die Anwältin und bringt sie nahe an den Zusammenbruch. Anders verläuft die Geschichte von Fanta: Sie ist die Ehefrau von Rudy, der vom Lehrer in Dakar zum einfachen Küchenverkäufer in der französischen Provinz absteigt und damit nicht zurechtkommt. Fast lethargisch erträgt Fanta ihrem Sohn zuliebe alle Erniedrigungen, bis sie schließlich ihren Lebenswillen wieder findet. Und zuletzt gibt es Khady, eine junge Afrikanerin, die nach dem Tode ihres Ehemanns illegal nach Frankreich einwandern will. Ihr ergeht es ähnlich wie unzähligen jungen Migrantinnen: Sie wird zur Prostitution gezwungen und ausgebeutet. Die drei Erzählungen sind kraftvoll und berührend und stimmen den Leser/die Leserin nachdenklich. In einer dichten Sprache und mit viel Einfühlungsvermögen werden ungewöhnliche Lebensgeschichten erzählt, die voller Geheimnisse sind und Frauen zeigen, die trotz gesellschaftlichem Druck nicht so handeln wie es von ihnen erwartet wird. Die ab und zu eingestreuten magischen Elemente entführen in die afrikanische Welt der Mythen und Fabeln. Ein lesenswerter Roman.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
15010 DR.E, NDi

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