Herkunft

Stanišic, Saša, 2019
2.5 Sterne
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-630-87473-9
Verfasser Stanišic, Saša Wikipedia
Systematik DR.B - Biographische Romane, romanhafte Biographien
Schlagworte Heimat, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Dorf, Demenz, Großmutter, Heidelberg, Bosnien-Herzegowina, Preis der Leipziger Buchmesse, Oskorusa, Meine Heimaten, Alfred-Döblin-Preis
Verlag Luchterhand
Ort München
Jahr 2019
Umfang 355 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Sasa Stanisic
Fußnote Deutscher Buchpreis 2019
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



HERKUNFT / von Sasa Stanisic


HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.


HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem Angela Merkel die Grenzen öffnen ließ und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh.


HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist.


In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden.


Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišic


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Simone Klein
Ein neues Leben nach der Migration. (DR)

Der 1978 im bosnischen in Višegrad geborene Saša Stanišic erzählt in seinem autobiografischen Roman, wie er als 14-Jähriger mit seiner Mutter aus seiner Heimat über Serbien, Ungarn und Kroatien flüchtete und schließlich 1992 in Heidelberg ankam - gerade zu jener Zeit, als Neonazis das Rostocker Wohnheim anzündeten, in dem vietnamesische Arbeiter hausten. Kurz darauf begann Stanišic mit dem Sprachunterricht, bei dem er und andere Geflüchtete Zeitungsausschnitte über die Pogrome zu lesen bekamen: "Diesmal hatten das Wesentliche wohl alle begriffen. Diesmal waren wir gemeint." Stanišic wollte aber nicht gemeint sein. Darum gibt er sich fortan als Slowene aus, denn "da denken die Leute an Skifahrer, nicht an Kriegsopfer". So erfahren wir langsam, was es heißt, als Geflüchteter in einem fremden Land zu leben und welche Demütigungen zu ertragen sind.

Bald aber entdeckt der Autor die deutsche Romantik für sich und lernt Hölderlin, Eichendorff sowie eine junge Dame sehr schätzen: "In einer lauen Sommernacht in meinem zweiten deutschen Jahr habe ich dort mein Herz verloren an ein Mädchen mit rotem Haar, das mir versucht hat beizubringen, das Verb stehe in deutschen Relativsätzen immer am Satzende, was ich schon längst wusste, aber sie erklärte so schön."

Fazit: Auch wenn Stanišic die erbärmliche Gegenwart nicht aus dem Blick verliert und präzise wiedergeben zu vermag, ist sein Wille zur Romantik und sein Hang zur poetischen Sprache doch stärker, sodass man "Herkunft" gerne freiwillig liest. Auch das sehr mangelhafte Lektorat vermag die Lesefreude kaum zu trüben.


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Margot Schwienbacher
Wenn die bosnische Großmutter Kristina durch ihre Demenz alles mehr und mehr vergisst, ist es für ihren Enkel Saša Zeit sich zu erinnern: an die Flucht als Kind aus dem vom Krieg heimgesuchten Višegrad, an die neue Heimat Heidelberg und Hamburg, an Verwandte und Freunde, an den verstorbenen Großvater. In Anekdoten und kleinen essayistischen Collagen mischen sich Erinnertes und nachträglich Ausgeschmücktes, die Flüchtlings-Erfahrungen der 1990er Jahren mit den Beobachtungen aus dem Sommer 2015; die Beschreibungen einzelner Schicksale und das Nachdenken über Herkunft, Zugehörigkeit, Verbundenheit.

Ein Roman voller Tiefgang, in episodenhaftem Stil, mit anekdotischem Witz und warmer Anteilnahme bei aller klugen, nachdenklichen Beobachtung der eigenen generationsübergreifenden Familiengeschichte.

Für neugierige Leser/innen, die unkonventionelle Erzählformen mögen.


Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
14390 DR.B, Sta

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