Im Frühling sterben : Roman

Rothmann, Ralf, 2015
Bücherei Zams
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Medienart Buch
ISBN 978-3-518-42475-9
Verfasser Rothmann, Ralf Wikipedia
Systematik DR.E - Romane, erzählende Gegenwartsliteratur
Schlagworte Ungarn, Fiktionale Darstellung, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Freund, Soldat, Geschichte 1945, Hinrichtung, Deutscher Jugendlicher, Deserteur
Verlag Suhrkamp
Ort Berlin
Jahr 2015
Umfang 233 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 1. Aufl.
Reihe Trilogie Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit / Ralf Rothmann
Reihenvermerk Band 1
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Im Frühling sterben : Roman / von Ralf Rothmann


»Sprach ich meinen Vater in der Kindheit auf sein starkes Haar an, sagte er, das komme vom Krieg; man habe sich täglich frischen Birkensaft in die Kopfhaut gerieben. Ich fragte nicht weiter nach, hätte wohl auch, wie so oft, wenn es um die Zeit ging, keine genauere Antwort bekommen. Die stellte sich erst ein, als ich Jahrzehnte später Fotos von Soldatengräbern in der Hand hielt und sah, dass viele Kreuze hinter der Front aus jungen Birkenstämmen gemacht waren.«

Im Frühling sterben ist die Geschichte von Walter Urban und Friedrich »Fiete« Caroli, zwei siebzehnjährigen Melkern aus Norddeutschland, die im Februar 1945 zwangsrekrutiert werden. Während man den einen als Fahrer in der Versorgungseinheit der Waffen-SS einsetzt, muss der andere,Fiete, an die Front. Er desertiert, wird gefasst und zum Tod verurteilt, und Walter, dessen zynischer Vorgesetzter nicht mit sich redenlässt steht plötzlich mit dem Karabiner im Anschlag vor seinem besten Freund ...

In eindringlichen Bildern erzählt Ralf Rothmann vom letzten Kriegsfrühjahr in Ungarn, in dem die deutschen Offiziere ihren Männern Handgranaten in die Hacken werfen, damit sie noch angreifen, und die Soldaten in der Etappe verzweifelte Orgien im Angesicht des Todes feiern. Und wir erleben die ersten Wochen eines Friedens, in dem einer wie Walter nie mehr heimisch wird und noch auf dem Sterbebett stöhnt: »Die kommen doch immer näher, Mensch! Wenn ich bloß einen Ort für uns wüsste ...«


Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Fritz Popp
Verlorene Jugend und gestohlenes Leben. (DR)

Der Buchtitel stellt nicht nur eine jahreszeitliche Einordnung her, nämlich die letzten Kriegsmonate 1945, sondern auch eine lebensgeschichtliche: Zwei Siebzehnjährige, Walter und Fiete, beide Melker in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Norddeutschland, geraten noch gegen Kriegsende in die Vernichtungsmaschinerie des Dritten Reiches. Fiete wird sterben, das Leben des anderen ist davon "verdunkelt". Dabei hatte Walter, der als LKW-Fahrer der Versorgungstruppe zugeteilt war, nur einen Schuss abzugeben - allerdings als Mitglied des Exekutionskommandos auf seinen Freund Fiete, der desertiert war.

In der Rahmenhandlung berichtet der Erzähler von seinem Vater, der ebenfalls als junger Mann aus dem Krieg zurückkam und nie über das Gesehene und Erlebte reden konnte. Rothmanns Roman füllt sozusagen eine biografische Leerstelle aus. Geht dem nach, was auch dem Vater des Erzählers widerfahren sein könnte, und demonstriert mit großer Erzählkunst die Schrecken des Krieges, die begangenen Verbrechen und ihre zynischen Betreiber. Ohne zu beschönigen oder zu heroisieren, aber auch ohne zu dämonisieren, führt Rothmann in die Abgründe von Grausamkeit und Aussichtslosigkeit. Seine Empathie gilt auch den Opfern auf den Seiten der Täter, den verführten oder erzwungenen. - Ein vorzüglicher literarischer Beitrag zum Gedenkjahr für das Kriegsende 1945. Sehr gerne empfohlen.


Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen, Markus Fritz
Der Autor erzählt die Geschichte seines Vaters Walter, der wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs als 17-Jähriger von der SS zwangsrekrutiert wurde. Nach einer kurzen Ausbildung werden er und sein Freund Friedrich, genannt Fiete, nach Ungarn an die Front geschickt. Walter hat Glück: er kommt zu einer Versorgungseinheit hinter der Front. Der sensible Fiete wird als Kanonenfutter an die Front geschickt. Angesichts der Sinnlosigkeit und der Bestialität des Krieges desertiert er. Er wird gefasst und soll am nächsten Morgen erschossen werden. Fünf Kameraden sollen ihn erschießen. Einer von ihnen ist Walter, er soll also seinen besten Freund erschießen. Walter wird überleben und wird zurück kehren. Er wird zeitlebens ein zurückgezogener, verschlossener und schweigsamer Mensch bleiben, der Dinge gesehen und getan hat, die ihn sein ganzes Leben lang beschäftigen und quälen werden. Für mich der beste deutsche Roman des Jahres. Ein Buch, das unter die Haut geht, brillant geschrieben, Rothmann findet auch den richtigen Erzählton für diese Geschichte: präzise, realistisch, manchmal poetisch und niemals pathetisch oder sentimental. Ein Anti-Kriegsbuch, das zur Pflichtlektüre in den Schulen werden soll und die beste Medizin gegen den Krieg.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
14143 DR.E, Rot

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