Ein Ort wie dieser

Murail, Marie-Aude, 2014
Bücherei Zams
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-596-85627-5
Verfasser Murail, Marie-Aude Wikipedia
Beteiligte Personen Scheffel, Tobias [Übers.] Wikipedia
Systematik JE6 - Jugendromane ab 12/13
Schlagworte Familie, Erzählende Literatur: Gegenwartsliteratur ab 1945, Lehrerin, Migration, Solidarität, Grundschule, Selbstfindung, Abschiebung, Illegale Einwanderung, Kapitalismus, Menschenrechte, Freundschaft und Liebe, Berufsanfang, Cecile, Elefenbeinküste, Elfenbeinküste, Schule und Ferien
Verlag Fischer KJB
Ort Frankfurt, M.
Jahr 2014
Umfang 410 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Annotation Angaben aus der Verlagsmeldung



Ein Ort wie dieser Vive la République! / von Marie-Aude Murail


Wer Simpel mag, wird auch diese Geschichte lieben! Denn das neue Jugendbuch der Erfolgsautorin Marie-Aude Murail ist gleichzeitig herzerfrischend, herzerwärmend und herzzerreißend.



Endlich ist Cécile Lehrerin! Mit zitternden Knien steht sie nun 18 Erstklässlern gegenüber. Sie muss ihnen einfach nur lesen beibringen. Einfach? Nicht für die schüchterne Cécile. Die Kinder sind wild, die Eltern fordernd, der kleinen Schule droht die Schließung und dann verliebt sich Cécile auch noch Hals über Kopf. Da sind mittelschwere Katastrophen vorprogrammiert! Um der Schule, den Kindern und sich selbst zu helfen, muss Cécile ihre Angst besiegen. Und damit beginnt sie genau jetzt!



Dieses großartige Buch ist ein Aufruf zu mehr Solidarität, ein beeindruckender Appell gegen Egoismus, Rassismus und Kapitalismus und einfach ein riesiges Lesevergnügen.


Quelle: Alliteratus, Bernhard Hubner
Es ist ein Rätsel. Wie macht diese Autorin das? Jedes neue Buch ist auch eine neue Enthüllung, immer gibt es nur Bestnoten und Preise - das ist doch fast langweilig. Ja, aber nur fast! Auch diesmal ist ihr eine faszinierende Geschichte gelungen, eine, die den Leser noch tagelang beschäftigt, nachdem sie ihn beim Lesen schon minutenlang in Tränen hat versinken lassen. Ich gestehe es offen: Ich bin süchtig nach Murails Büchern.

Worum geht es diesmal? Cécile hatte schon als Kind den Traum, später einmal als Grundschullehrerin vor atemlos lauschenden Schülern zu stehen und sie zu unterrichten. Nun ist sie 22 Jahre alt, hat ihre Ausbildung beendet und tritt ihre erste Stelle an, in einer unscheinbaren Innenstadt-schule in ihrer Heimatstadt. Leider entpuppt sich die Realität als nicht ganz so ideal wie ihre Träume. Direktor und Kolleginnen sind sehr reserviert, die ihr zugeteilte erste Klasse erweist sich als buntes Gemenge verschiedenster Probleme, Störungen und Behinderungen, und die Eltern scheinen auch nicht durchweg begeistert von der "Neuen". Das wäre vielleicht nicht so schlimm, wenn Cécile selbstbewusst und autoritätsbegabt wäre. Doch das ist sie nicht. Sie ist eher schüchtern, unsicher und mehr wie eine große Schwester der Kinder.

Die haben es aber auch in sich: Da gibt es pöbelnde Rabauken, sprachgestörte Vernachlässigte, "höhere Töchter" mit familiären Problemen, fernsehsüchtige Modepüppchen, lernbehinderte Jungen und vor allem mehrere Asylantengeschwister, deren Eltern mit ihnen vor Terror und Verfolgung aus der Elfenbeinküste geflohen sind. Eine Sammlung, die auch erfahrene Altlehrer fordern würde. Und nun ein Neuling ohne Erfahrung? Doch das Erstaunliche gelingt. Cécile findet einen Zugang zu den Kindern, wie er nicht ungewöhnlicher sein könnte. Mehr und mehr wachsen sie und die Kinder zu guten Freunden zusammen, misstrauisch beäugt vom Kollegium und auch manchen Eltern und Hilfskräften der Schule. Ihre Methoden sind zwar "vom eigenen Mist", aber sie scheinen zu funktionieren. Dann sagt sich auch noch der Schulinspektor zu einem Kontrollbesuch an, aufgehetzt von Fachkollegen. Kann das gutgehen?

Das bleibt aber nicht das einzige Problem. Die afrikanische Großfamilie, die noch auf ihre Anerkennung als politische Flüchtlinge wartet, zieht rassistische Feindschaft auf sich, Geschäftsleute sind auf die Schließung der Schule erpicht, der Wunsch nach einer Beziehung und menschlicher Nähe will sich nicht erfüllen und zu allem Überfluss gibt es mit vielen Bekannten und sogar der eigenen Familie Probleme, die nicht im Alleingang zu lösen sind. Eigentlich Grund genug aufzugeben und sich aus dem ganzen Kuddelmuddel zu flüchten. Doch die Dinge entwickeln sich ganz anders als gedacht, und vielleicht gibt es ja doch einen Weg zu einem wenigstens kleinen Glück?

Murails Geschichten sind stets echte Ge-"Schichten", nie wird nur ein Handlungsstrang präsentiert und mehr oder weniger erfolgreich abgehandelt, immer bilden sich unverhoffte Nebenstränge, die manchmal sogar zum Epizentrum werden und für ordentliche Erschütterungen sorgen. Und auch wenn man, bei einem Kinderbuch, von einem letztlich guten Ende ausgehen kann - es kommt im-mer anders als man denkt. Und keine der Personen verlässt die Seiten des Buches, ohne verwandelt worden zu sein. Das gilt auch für den Leser.

Ich habe mich beim Lesen oftmals an Erich Kästner erinnert gefühlt. Nicht, dass die Geschichte irgendwo dupliziert wäre, aber so viel unaufdringliche Herzenswärme, ein so lakonischer Umgang auch mit großen Gefühlen, die dadurch umso wahrhaftiger werden, durchaus auch ein zutiefst moralisches Empfinden ohne Zeigefinger und Bigotterie - das hatte auch EK. Und, so war es auch bei den Vorgängerbüchern: Je emotionaler es wird, je größer und tiefer die Gefühle eigentlich sind, umso zurückgenommener wird die Sprache, verzichtet auf Breitwand und Ausleuchtung, überlässt dafür dem Leser das Mitgefühl als aktive, nicht vorprogrammierte Eigeninitiative. Da bleibt es nicht aus, dass man schon mal eine Zeitlang unterbrechen muss, weil die Augen die Buchstaben nicht mehr klar erkennen können. Das, was hinter den Buchstaben liegt, erkennt man dafür umso besser.

Die Botschaft dieses Buches verrät nichts über den Handlungsverlauf. Sie lautet "Angst macht stark, auch Kleine leisten Großes" und, mit der bekannten Redensart: "Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum". In den 1970er Jahren nannte man so etwas "Moralische Aufrüstung", so militärisch muss man das gar nicht sagen, aber dieses Buch baut auf. Gut so!

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten, Anita Ruckerbauer
Wie die Geschichten vom Hasen Kicko-Kack nicht nur einer jungen Lehrerin helfen, mit dem Leben fertig zu werden - eine warmherzige Geschichte voller Humor. (ab 12) (JE)

Cécile wollte immer nur eines: Lehrerin werden. Und schließlich steht sie vor ihrer eigenen Klasse - mit zitternden Knien, denn Cécile ist schüchtern und unsicher, ganz im Gegensatz zum Großteil ihrer SchülerInnen. Bald fühlt Cécile sich überfordert, bis sie in ihrer Not eine Eingebung hat: Sie erzählt der Klasse Geschichten vom Hasen Kicko-Kack. Der imaginäre Hase wird zum stillen Rettungsanker für viele SchülerInnen. Auch sonst wirft Cécile die meisten der althergebrachten Methoden über Bord, was bei den Kolleginnen auf wenig Verständnis stößt. Auch einige der Eltern wollen sich nicht darauf einlassen, und so hat Cécile bald eine Inspektion am Hals.

Die Lehrerin kämpft auch an anderen Fronten. Die kleine Audrey müsste dringend zum Logopäden, doch die völlig gleichgültigen Eltern wollen nichts davon wissen. Und da sind vor allem die Baoulés: Die kinderreiche Familie ist von der Elfenbeinküste geflohen. Die schrecklichen Erlebnisse im Bürgerkrieg haben nicht nur das Gesicht von Démor entstellt, sondern Narben auf der Seele hinterlassen. Und Cécile macht sich Sorgen um ihren jüngeren Bruder Gil, auf den sein neuer Freund Eloi einen schlechten Einfluss auszuüben scheint. Doch dann verliebt sich Cécile - ausgerechnet in Eloi. Da kommt die Hiobsbotschaft, dass die Familie Baoulé abgeschoben werden soll. Und plötzlich wachsen alle unter der Führung von Cécile und mit der tatkräftigen Unterstützung des Direktors über sich hinaus.

Mit viel Wärme und Humor erzählt die französische Erfolgsautorin die Geschichte der Familie Baoulé, die, um nicht auseinandergerissen zu werden, Zuflucht in einem stillgelegten Bahnhof ohne Strom oder Wasser gefunden hat. Das Geld cca reicht nur für das notwendigste Essen, die Kinder gehen jeden Tag eineinhalb Stunden zu Fuß in die Schule. Doch Murail lässt die Familie nicht in Hoffnungslosigkeit versinken. Sie zeichnet starke und interessante Charaktere, denen es letztlich gelingt, ihre Mitmenschen wachzurütteln und über ihre Schatten springen zu lassen.

"Ein Ort wie dieser" könnte tatsächlich überall in der westlichen Welt sein. Geschickt verpackt Murail ihre Sozialkritik in eine ebenso spannende wie humorvolle Handlung und obwohl die Heldin eine Lehrerin ist, droht zu keiner Zeit der pädagogische Zeigefinger. Letztlich bleibt man zurück mit der Erkenntnis, dass es gar keiner übernatürlichen Kraftanstrengung bedürfte, einen Ort wie diesen in einen besseren zu verwandeln. Für alle Bibliotheken wärmstens zu empfehlen.
Bemerkung Katalogisat importiert von: Deutsche Nationalbibliothek
Exemplare
Ex.nr. Standort
13718 JE6, Mur

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